Aktuelle Themen
In den späten 1980er-Jahren gelang der Umweltpolitik einer ihrer bis dato größten Erfolge: FCKWs wurden eingedämmt. Denn Fluorchlorkohlenwasserstoffe, abgekürzt mit den vier Buchstaben FCKW, beschädigen die lebenswichtige Ozonschicht der Erde – mit gravierenden Folgen.
Doch wie eine kürzlich im Fachjournal "Nature Geoscience" veröffentlichte Studie zeigt, hat die Konzentration von fünf FCKW-Verbindungen im Zeitraum von 2010 bis 2020 stark zugenommen und neue Höchstwerte erreicht.
Welche Folgen hat das für uns und unsere Umwelt? Und welche Schäden entstehen überhaupt durch ein Ozonloch? Watson beantwortet euch die wichtigsten Fragen.
Laut der aktuellen Studie gelangen trotz des Montreal-Protokolls von 1987 immer noch nennenswerte Mengen von FCKW in die Atmosphäre. Dafür machten Forschende fünf verschiedene FCKW-Verbindungen aus, deren Anstieg sie in der Atmosphäre verzeichneten. Dass diese Gase aus noch immer existierenden Kühlschränken entweichen, ist unwahrscheinlich.
Allerdings: Als Ausgangsstoffe, die in andere Verbindungen umgewandelt werden, sind FCKWs weiterhin erlaubt. So werden sie dann als Nebenprodukte freigesetzt. Ihr Einfluss auf die Ozonschicht dürfte den Forschenden zufolge aber bislang glücklicherweise gering sein.
FCKW wurden lange Zeit als Kühlmittel und in Klimaanlagen genutzt, aber auch, um etwa Haarsprays oder Schäume herzustellen. Als Forschende herausfanden, dass die Verbindungen maßgeblich zur Zerstörung der Ozonschicht beitrugen, wurde ihr Einsatz im Rahmen des Montreal-Protokolls reguliert und schließlich verboten. Seitdem ist ihre Konzentration in der Atmosphäre stark gesunken, wodurch sich auch die Ozonschicht erholt, wie kürzlich berichtet wurde.
Die Ozonschicht in der sogenannten Stratosphäre, die sich in etwa 20 bis 35 Kilometern Höhe befindet, schützt die Erde vor UV-Strahlen der Sonne. Gelangen zu viel FCKWs in die Atmosphäre, können diese die Ozonschicht beschädigen. Sie fressen also riesige "Löcher" in die Schutzschicht unseres Planeten.
Allerdings ist der Begriff "Ozonloch" irreführend, da es sich nicht zwangsweise um ein Loch handeln muss. Laut dem Deutschen Institut für Luft und Raumfahrt (DLR) spricht man bereits dann von einem Ozonloch, wenn die Ozonschicht um ein Drittel dünner ist als im Normalfall. Die Folge: Die UV-Strahlung fällt um einiges stärker aus.
Auch wenn bislang nicht nachgewiesen werden konnte, dass der erhöhte Anstieg von FCKWs in der Atmosphäre die Ozonschicht beeinflusst, bringen FCKWs Probleme mit sich. Denn im Vergleich zu anderen Verbindungen ist ihre Treibhausgaswirkung enorm. Mit Blick auf die Erderhitzung und die so dringend notwendige Einsparung von CO₂-Emissionen seien ihre Konsequenzen daher nicht zu vernachlässigen.
Allein für die im Jahr 2020 ausgestoßene Gasmenge berechnete das Forscher:innen-Team einen Erwärmungseffekt, der umgerechnet das Pendant für 47 Millionen Tonnen CO₂ ergibt. Das entspricht in etwa den Jahresemissionen Portugals, wie das Portal Länderdaten errechnet hat.
Sollte die Konzentration der FCKW-Verbindungen weiter so schnell ansteigen, wie in den vergangenen 13 Jahren, könnten sie die Erfolge des FCKW-Verbots zunichte machen, wie Fachleute befürchten. Einige Forschende sprechen sich daher für eine Verschärfung des Montreal-Protokolls aus.
Forschende des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven hatten bei ihrer "Mosaic"-Expedition im Frühjahr 2020 einen Rekord-Ozonverlust über der Arktis erfasst. Im Fachjournal "Nature Communications" stellten sie fest, dass der Ozonverlust auch Resultat der Klimaveränderungen ist.
Ferner zeigt die Studie der AWI-Forschenden, dass bis Ende des 21. Jahrhunderts weiter mit zunehmenden Verlusten der Ozonschicht im arktischen Polarwirbel zu rechnen ist. Der Polarwirbel ist ein Tiefdruckgebiet in der Stratosphäre, das sich im Herbst über der Arktis bildet und im Normalfall bis ins Frühjahr hinein bestehen bleibt. Demnach schwanke die Dichte der Ozonschicht im Laufe des Jahres und erreiche im Frühjahr ihren geringsten Wert. Während ihrer Expedition stellten die Forschenden eine um die Hälfte reduzierte Ozonschicht-Dicke fest.
Der Mechanismus dahinter ist komplex, wie das AWI damals erläuterte: Während die Emissionen an der Erdoberfläche zu einer Erwärmung führen, fördern sie in den höheren Luftschichten der Stratosphäre eine Abkühlung. Die tieferen Temperaturen in der Stratosphäre durch die Erderhitzung führen also zu einem steigenden Ozonverlust. Zudem trügen vermutlich auch Änderungen in den Windsystemen im Zuge der Klimakrise zu niedrigeren Temperaturen im Polarwirbel bei.
