Ebenso wie ein Eurovision Song Contest im Jahr 2024 nicht mehr unpolitisch sein kann, hat auch Mode mittlerweile kaum mehr eine Chance, keine Botschaft nach außen zu senden. Einerseits werden Modemarken an sich heute als Aushängeschild der eigenen Wertevorstellungen genutzt.
Auf der anderen Seite haben Designer:innen im 21. Jahrhundert eine Verantwortung in Bezug auf die Botschaft, die sie mit ihren Kreationen senden. Eine bekannte Marke für Kindermode brachte nun ein T-Shirt in den Verkauf, das durch seine Verbindung zum Krieg in der Ukraine heftige Kritik auslöste.
Das spanische Unternehmen Gocco bezeichnet sich selbst als "führende Firma im Bereich Kinder- und Jugendmode". Über einen Online-Shop vertreibt die Marke ihre Mode in insgesamt 17 Ländern in Europa, Zentralamerika, Asien und dem Nahen Osten.
Mit aufwendig designten Babybodys zum Preis von rund 30 Euro und Kindershirts mit Geoprints im Erwachsenen-Style für knapp 20 Euro dürfte die Marke vor allem die Mittelschicht der westlich geprägten Eltern-Bubble ansprechen.
Gerade aus dieser Perspektive hat ein Design im Sortiment von Gocco nun aber für Aufsehen gesorgt. Auf mehreren Produkten ist ein Symbol gedruckt, das starke Ähnlichkeit mit der ukrainischen Flagge aufweist.
Sowohl ein Jungen-Shirt als auch ein Hoodie für Kleinkinder zeigen einen rechteckigen Print mit den Farben blau und gelb. Anders als bei der ukrainischen Flagge steht Blau dabei allerdings oben und Gelb unten.
Vor allem wegen eines roten Kreuzes über der verkehrt herum gedrehten Flagge dürfte das Design allerdings für Aufsehen gesorgt haben. Mittlerweile sind die entsprechenden Produkte nicht mehr verfügbar, nur auf Bildern zu anderen Kleidungsstücken sind sie aktuell noch zu sehen.
Das Unternehmen dürfte damit auch auf einen sich auf Social Media anbahnenden Shitstorm reagiert haben. Auf X zeigten sich bereits am Wochenende viele Ukrainer:innen entsetzt von dem Print und forderten auf der Facebook-Seite des Unternehmens eine Erklärung. Einige kopierten das Design und strichen statt dem farbigen Rechteck den Markennamen "Gocco" rot durch.
Gocco selbst entschuldigte sich in einem allgemein gehaltenen Statement auf Spanisch und stellte klar, man habe mit den Aufdrucken niemanden beleidigen wollen. "Die Designs basieren auf den Werten unserer Marke wie Leidenschaft für Mode, Qualität und Familie. Sie versuchen stets, die Spontanität und Natürlichkeit des Kindseins abzubilden", heißt es dort.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Unternehmen ein bestimmtes Kleidungsstück wegen eines fragwürdigen Aufdrucks aus dem Sortiment streicht.
So musste auch die Modekette Zara vor Jahren einen Kinderpullover aus dem Angebot nehmen, weil Kund:innen sich auf Social Media über die Ähnlichkeit zu der Kleidung in Konzentrationslagern im Nationalsozialismus beschwert hatten. In diesem Fall sollen die betreffenden Kleidungsstücke im Anschluss vernichtet worden sein. Dass dies auch die Konsequenz bei Gocco sein wird, wirkt aktuell wahrscheinlich.