Panorama
Israel

Gaza: Kind überlebt Israel-Angriff knapp – Onkel verschweigt Horror-Nachricht

A view of the destroyed buildings after Israeli attacks, as civil defense teams and residents continue search and rescue A view of the destroyed buildings after Israeli attacks, as civil defense teams ...
Bei dem Luftangriff auf Dair al-Balah wurde nahezu der gesamte Ort in Schutt und Asche zerlegt. Bild: imago images / Majdi Fathi
Israel

Vierjähriger überlebt Israel-Angriff nur knapp – Onkel verschweigt Horror-Nachricht

12.12.2023, 19:42
Mehr «Panorama»

Es sind Szenen, die vor lauter Grauen kaum fassbar sind. Jeden Tag wird in deutschen und internationalen Nachrichtensendungen von erneuten Angriffen auf den Gazastreifen berichtet, doch die Realität ist wohl viel härter als Bilder sie jemals abbilden könnten.

Am 7. Oktober 2023 griff die radikal-islamistische Terrororganisation Hamas mehrere Ziele in Israel an und tötete Dutzende Zivilist:innen. Die damit provozierten Gegenangriffe haben der Hamas zufolge mittlerweile ebenfalls Tausende Todesopfer nach sich gezogen.

Omar ist vier Jahre alt und konnte diesem Schicksal knapp entrinnen. Doch schon jetzt hat er so viel Leid erlitten wie wahrscheinlich kaum ein Kind in Westeuropa. Die schlimmste Nachricht steht dem Jungen aus dem Gazastreifen allerdings noch bevor.

Familie wird von Angriff in Gaza überrascht – Vierjähriger verliert Eltern

"Er weiß, dass er keinen von ihnen gesehen hat, und doch hat er das Bedürfnis zu fragen: 'Wo ist Mama? Wo ist Oma?'", beschreibt Omars Onkel Moein Abu Rezk die Situation gegenüber der BBC. Er ist der einzige von 35 Verwandten des Jungen, der vergangene Woche nicht bei einem Angriff des israelischen Militärs getötet wurde.

Vor knapp einer Woche starben Omars Eltern und weitere Angehörige durch Raketenangriffe auf die palästinensische Stadt Dair al-Balah südlich von Gaza-Stadt. Die Familie besuchte dort gemeinsam Omars Großmutter, die im Flüchtlingslager Nuseirat gelebt hatte und durch die Raketenangriffe ebenfalls ums Leben kam.

Omar selbst hatte insofern Glück, als dass er bei der Detonation durch einen Schacht im Haus seiner Großmutter fiel. Sein Arm wurde dabei allerdings derartig verletzt, dass er direkt von medizinischen Hilfskräften vor Ort amputiert werden musste.

"Solche Raketen haben wir noch nie gesehen. Sie zerstörten das gesamte Wohngebiet drumherum" beschreibt Moein den Angriff. Welche psychologischen Auswirkungen allein dieser Moment auf den vierjährigen Omar haben dürfte, kann noch niemand wirklich abschätzen.

An Israeli IDF flare lights up the sky as bombs explode during fighting between the Israeli forces on the ground inside northern Gaza Strip and Hamas forces as seen from inside southern Israel on Thur ...
Täglich treffen den Gazastreifen Dutzende Raketen des israelischen Militärs. Bild: imago images / Jim Hollander

Aktuell sorgt sich der Onkel um die medizinische Versorgung von Omars Wunden. Am Donnerstag könnte der Junge bei einem Transport über den ägyptischen Grenzübergang Rafah in ein Krankenhaus gebracht werden.

Krankenhäuser in Gaza auch wegen Zerstörung handlungsunfähig

In Dair al-Balah stehen aktuell hingegen keinerlei Schmerzmittel zur Verfügung. "Die medizinische Ausrüstung ist so begrenzt, dass wir mit der Situation eher auf praktische als auf gesunde Art umgehen müssen", erklärt er. So versuche er oft, seinen Neffen mit Witzen von der Grausamkeit des Alltags abzulenken.

Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden? Hier findest du unseren Broadcast-Channel.

Trotz akutem Blutverlust habe man für den Vierjährigen in Deir al-Balah kein Krankenhausbett finden können. Durch die Raketenangriffe sind auch die Kliniken selbst größtenteils zerstört. Das israelische Militär vermutet unter den Krankenhäusern in Gaza nämlich Kommandozentralen und andere Strukturen der Hamas.

Das Schicksal von Omar und seinem Onkel ist entsprechend kein Einzelfall. Tausende Menschen waren im Zuge der israelischen Angriffe gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und werden seitdem immer wieder durch weitere Angriffe vertrieben oder im schlimmsten Fall getötet.

Seit dem Ende einer kurzzeitigen Feuerpause intensiviert die israelische Armee die Kämpfe im Gaza-Streifen und hat dabei laut eigenen Angaben bereits mehr als 7000 Mitglieder der Terrororganisation Hamas getötet. Zusätzlich gehen Expert:innen allerdings von einer nicht abschätzbaren Zahl im Bereich Tausender Zivilist:innen aus, die bei den Angriffen ebenfalls ums Leben kamen.

Israels Verteidigungsminister: Irans Angriff ist gescheitert
Dinge, über die Deutschland jetzt spricht: Jeden Tag findest du bei watson, natürlich laufend aktualisiert, die kompakten Top-News – in wenigen Minuten weißt du, was abgeht.

Israels Verteidigungsminister hat den iranischen Angriff auf sein Land als gescheitert erklärt. Es werde Teheran zudem nicht gelingen, Israel abzuschrecken, sagte Joav Galant nach Angaben seines Büros am Dienstag zu israelischen Soldaten. Die vom Iran abgefeuerten Marschflugkörper und Drohnen hätten Israel nicht erreicht. "Von 100 ballistischen Raketen sind vier in Israel heruntergegangen. Dies ist das Ergebnis unserer Vorbereitungen mit unseren internationalen Partnern", so Galant weiter.

Zur Story