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Großbritannien: Skandal-Politiker trickste mit Spesen – und finanzierte Koks

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Jared O'Mara finanzierte sich durch betrügerische Machenschaften unter anderem den Kokainkonsum (Symbolbild).Bild: Getty Images / iStockphoto / Motortion
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Skandal-Politiker trickste mit Spesen – und finanzierte Koks-Konsum

10.02.2023, 15:43
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Politiker:innen genießen weltweit oft nicht das beste Ansehen. Schließlich können sie es nicht allen Recht machen. Zum Nachteil aller ist das jedoch offenbar nicht einzige Grund für den schlechten Ruf der Menschen, die in der Politik arbeiten. Korruption oder Lobbyismus sind hier etwa gängige Stichworte. Immer wieder gibt es Eklats, deren Ursprung Geldgier, fehlende Transparenz oder persönliche Bereicherung sind.

Derzeit sorgt ein Skandal in Großbritannien für Aufruhr, der viele dieser Vorwürfe vereint. Ein Politiker hat sich dort offenbar persönlich bereichert – unter dem Vorwand, in guter Absicht zu handeln. Er hat "seine Position als Mitglied des Parlaments missbraucht, um diese mehrfachen Betrügereien zu begehen", sagte der Richter bei der Urteilsverkündung am Leeds Crown Court.

Seine Taten kommen dem Politiker Jared O'Mara nun teuer zu stehen: Sie kosten ihn während der nächsten Jahre seine Freiheit.

Politiker finanzierte Drogenkonsum mit falschen Abrechnungen

Der 41-Jährige saß zwei Jahre lang für die Labour-Partei im britischen Parlament. Er muss für sein Handeln während seiner Amtszeit nun ins Gefängnis. Dies entschied ein Gericht in der englischen Stadt Leeds, wie die britische Nachrichtenagentur PA am Donnerstag berichtete.

Während seiner Zeit im Parlament beschäftigte er sich mit Spesentricks. Er soll versucht haben, insgesamt 52.000 britische Pfund (etwa 58.700 Euro) an Steuergeldern zu erlangen, obwohl sie ihm nicht zustanden. Um sein Ziel zu erreichen, gab er vor, für den guten Zweck zu handeln. So reichte er Dokumente einer Organisation namens "Confident About Autism South Yorkshire" ein, die sich angeblich für Menschen mit Autismus einsetzt.

Falsche Organisation, falsche Mitarbeiter, falsche Spesenabrechnungen

Das Problem: Diese Organisation existiert gar nicht. Die Adresse, die O'Mara angegeben hatte, war die einer McDonald's-Filiale. Das alles kam aber erst später ans Tageslicht.

Wie die Ermittler herausfanden, stellte er einen Freund zum Schein als Mitarbeiter ein. Mit gefälschten Abrechnungen – unter anderem für den Mitarbeiter – versuchte er, an Steuergelder zu gelangen. Für Arbeit, die nie geleistet wurde, wie "The Guardian" schreibt.

Damit soll der Mann sich nicht nur selbst bereichert, sondern auch seinen Kokain- und Alkoholkonsum finanziert haben. Nun wurde der 41-Jährige, der selbst an Autismus leidet, zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Der Richter Tom Bayliss KC war der Meinung, dass O'Maras Autismus seine Schuld nicht mindere, wie "The Guardian" ihn zitiert:

"Sie wussten genau, was Sie mit diesem Betrug taten. Sie handelten völlig rational, wenn auch unehrlich, und Sie nutzten Ihre Autismus-Diagnose, um Geld von Ipsa zu bekommen, um Ihren kokain- und alkoholgetriebenen Lebensstil zu finanzieren. Das war vorsätzlich, zynisch und unehrlich."

Auch Staatsanwalt James Bourne-Arton sagte demnach, der Betrug sei kein Verbrechen ohne Opfer und habe Auswirkungen auf andere Abgeordnete, da er "das öffentliche Vertrauen in sie" untergrabe.

Politiker O'Mara geriet bereits mehrmals in die Kritik

O'Mara erreichte sein Amt 2017 für Labour im Wahlbezirk Sheffield Hallam. Durch seinen Erfolg verdrängte er den ehemaligen Vizepremier und früheren Chef der Liberaldemokraten, Nick Clegg.

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Allerdings stellte sich schon bald heraus, dass der Brite seiner Aufgabe nicht gewachsen war. Er geriet auch unabhängig von betrügerischen Machenschaften mehrfach in die Kritik: So fiel er mit homophoben Äußerungen im Netz auf. Außerdem soll er eine Mitarbeiterin belästigt und unangemessene Nachrichten via Whatsapp geschrieben haben, wie eine dpa-Meldung resümiert. Diese Vorwürfe machten ihn zum Außenseiter.

Daraufhin verließ er die Labour-Partei, behielt aber seinen Abgeordnetensitz bis zur nächsten Wahl im Dezember 2019.

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