Ein 32-jähriger Mann ließ sich Silikonöl in Penis und Hoden injizieren. Das soll im Juli 2019 gewesen sein. Kurz danach kommt er mit Atemnot in die Uniklinik Gießen. Gesundheitlich geht es ihm immer schlechter. Sieben Monate nach der Spritze verstirbt der junge Mann.
Ein Heilpraktiker aus Solingen muss sich nun vor dem Landgericht Wuppertal dafür verantworten. Der Mann, der die Injektion verabreichte, soll billiges Bausilikon verwendet haben
In einer Reportage von "Zeit Verbrechen" wurde der Fall rekonstruiert, und auch, was nach der Injektion passierte. Der Verstorbene kam demnach kurz darauf mit Atemnot ins Krankenhaus. Seine Lunge kollabierte, seine Organe versagten, er kam auf die Intensivstation, wurde künstlich beatmet. Als die Ärzt:innen ein Loch im Darm finden, können sie nichts mehr tun. Er stirbt.
Körperverletzung mit Todesfolge. Darauf lautet die Anklage gegen den Heilpraktiker. Und: Verstoß gegen das Heilpraktikergesetz.
Wie die "Rheinische Post (RP)" berichtet, handelt es sich um einen rechtlich komplexen Fall, zu dem Gerichtssprecher Dr. Matthias Roth erklärt: "Es wird auch darum gehen, ob man sich hätte vorstellen können, dass es so ausgeht." Es gehe auch um die Frage, ob der Angeklagte leichtfertig gehandelt habe.
Mittlerweile ist klar: Der verstorbene Mann war nicht der Einzige, der von dem Mann aus Solingen billiges Bau-Silikon gespritzt bekommen haben soll. Die Ermittlungen der Polizei haben ergeben, dass der Angeklagte 17 weiteren Männern solche Injektionen verpasst haben soll. Damit soll er viel Geld kassiert haben. Von einem Betrag von insgesamt 26.000 Euro ist dabei die Rede.
Sollte das Gericht den Angeklagten am Ende verurteilen, liegt eine Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. In minder schweren Fällen ist sie auf ein bis zehn Jahre beschränkt. Am 7. Juli startet der Prozess vor dem Landgericht Wuppertal. Zwei weitere Verhandlungstage hat das Gericht derzeit angesetzt. Das Urteil wird für den 4. August erwartet.