Ein angekündigter "Körpererkundungsraum" in einer Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Hannover hat für Aufsehen gesorgt. Nun hat sich das Landesjugendamt in Niedersachsen eingeschaltet – und die Errichtung des Raums gestoppt.
Das pädagogische Konzept gefährde nach Auffassung der Behörde in dieser Form das Kindeswohl und habe keinen Bestand. Das sagte am Samstag eine Sprecherin des Kultusministeriums in der Landeshauptstadt.
Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor über den geplanten "Körpererkundungsraum" berichtet. Die Kita-Leitung soll demnach die Eltern in einem Elternbrief über die Einrichtung des Raums informiert haben. Darin wurde auch eine Reihe an Regeln beschrieben, die für die Nutzung des Raums gelten würden.
In dem Schreiben, das der Zeitung vorliegt, hieß es etwa: "Jedes Kind entscheidet selber, ob und mit wem es körperliche und sexuelle Spiele spielen will." Eine weitere Regel lautete demnach: "Mädchen und Jungen streicheln und untersuchen sich nur so viel, wie es für sie selbst und andere Kinder angenehm ist." Der Altersabstand der Kinder liege bei "allerhöchstens 2 Jahren". Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene dürften sich nicht daran beteiligen.
Laut "Bild" soll es unter den Eltern der Kita-Kinder in einer Chatgruppe zu Empörung über den Raum gekommen sein. So soll etwa ein Elternteil angeboten haben, den Betreuungsvertrag des eigenen Kindes zu verschenken. Ein Vater sagte gegenüber der Zeitung: "Ich finde das ganz schlimm (...)."
Der Elternbrief soll laut Angaben der Awo Region Hannover nicht mit der Awo-Fachberatung abgestimmt worden sein. Und: auch nicht genehmigt. Auch der von dem Kita-Leiter vermittelte Eindruck, dass das Kultusministerium zu "Körpererkundungsräumen" auffordere, sei falsch.
Der Awo-Vorstandvorsitzende betonte, dass es in den Awo-Kitas keine Räume gebe, in denen Kinder zu Nacktheit oder Körpererkundungsspielen aufgefordert oder motiviert würden. Die bisherige interne Arbeitshilfe der Kita-Fachberatung enthalte gleichwohl einen Textbaustein zu Regeln für Körpererkundungsspiele von Kindern, die aus Fachmagazinen von ProFamilia stamme. Diese Arbeitshilfe werde nun überprüft.
Das Landesjugendamt hat laut Kultusministerium für den weiteren Betrieb der Einrichtung eine Auflage gemacht: Das pädagogische Konzept der Awo-Kitas in Hannover sowie das Kinderschutzkonzept mit externer Beratung muss demnach sofort überarbeitet werden. Betroffen sind dabei wohl alle Awo-Kitas in Hannover.
Die Awo bestätigte, dass es derzeit eine Überarbeitung des Konzepts mit der Aufsichtsbehörde und externen Beratern gebe.
(Mit Material von dpa)