Mit mehr als 30 aktiven Vulkansystemen ist Island die größte und aktivste Vulkanregion Europas. Die Insel im Nordatlantik liegt auf dem sogenannten Mittelatlantischen Rücken, der die Eurasische und die Nordamerikanische Erdplatte trennt.
Doch selbst für die leidgeplagte Insel waren die vergangenen vier Wochen besonders: Denn nachdem die Halbinsel Reykjanes, die in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Reykjavík liegt, 800 Jahre von Vulkanausbrüchen verschont geblieben ist, kam es dort nun zum bereits zweiten Ausbruch seit Mitte Dezember.
Wieder ist das Fischerdorf Grindavík betroffen. Die Lavaströme haben bereits mehrere Häuser zerstört, deren Bewohner:innen zuvor vorsorglich evakuiert worden sind. Laut Islands Präsident Guoni Johannesson sind "keine Leben in Gefahr". Auch der Flugverkehr von und nach Island ist demnach nicht beeinträchtigt.
Geophysiker:innen zufolge ist es derzeit allerdings noch nicht möglich, abzuschätzen, wie sich der Vulkanausbruch weiter entwickeln wird. Auch eine Frau, die auf Island sogenannte Lava-Shows organisiert – Events, bei denen Vulkanausbrüche in einem Veranstaltungsraum mit echter Lava nachgestellt werden – hat sich nun mit einem dringenden Appell an Urlauber:innen gewandt.
In dem Video, das am Sonntag auf dem Tiktok-Kanal des Anbieters online ging, gibt die Mitbegründerin Ragga, die sich "Lava Lady" nennt, Einblicke in die Lage vor Ort.
"Das ist kein Ort, den man aktuell besichtigen sollte. Das ist eine menschliche Tragödie", stellt sie klar. Es gebe viele Livestreams, bei denen man stattdessen einschalten könne. Die Einsatzkräfte vor Ort seien derzeit vermehrt damit beschäftigt, gaffende Menschen von der Lava fernzuhalten, was unnötige Ressourcen binde.
Die "Lava Lady" verweist darauf, dass alle Einwohner:innen der Stadt evakuiert wurden, sodass keine Gefahr für die Menschen bestehe. "Der Ausbruch hat keine Auswirkungen auf den Flugverkehr, und die Gefahrenzone ist klein und auf das Gebiet in und um Grindavík beschränkt", sagt sie und hält fest: "Der Rest von Island ist sicher."
Laut dem Statement der isländischen Zivilschutzbehörde von Montagmorgen sei die Nacht nach dem erneuten Ausbruch ruhig verlaufen. Demnach ist aus der Erdspalte, die dem evakuierten Küstenort Grindavík am nächsten liegt, seit Stunden keine Lava mehr ausgetreten. Auf einem Livestream war zu sehen, dass aus der weiter nördlich liegenden Erdspalte weiterhin Lava sprudelte.
Vulkane locken immer wieder auch Schaulustige an, die die Naturgewalt aus nächster Nähe beobachten wollen. Doch ein Besuch kann sehr gefährlich werden, denn neben heißer Lava können etwa auch giftige Dämpfe auftreten. Daher rät auch das Auswärtige Amt: "Leisten Sie den Anweisungen der lokalen Behörden unbedingt Folge."
(mit Material von dpa und afp)