Manuel Neuer (l.) infizierte sich im Urlaub auf den Malediven mit dem Coronavirus. Trainer Julian Nagelsmann (r.) muss zudem acht weitere Spieler ersetzen, die positiv getestet wurden. Bild: www.imago-images.de / FrankHoermann/SVEN SIMON
Analyse
Und täglich gibt es neue Meldungen. Nicht etwa, weil in diesem Transferwinter ständig Spieler den Verein wechseln, sondern die Klubs täglich neue Coronafälle melden.
Besonders den FC Bayern hat es nach der zweiwöchigen Winterpause hart erwischt. Gleich neun positive Fälle verzeichnete der Rekordmeister in den vergangenen Tagen. Auch RB Leipzig meldete im Jahr 2022 sechs positive Fälle – mittlerweile konnten die Offensivstars Christopher Nkunku und André Silva aber ihre Quarantäne verlassen.
Die Omikron-Variante hat auch die Fußball-Bundesliga zum ersten Spieltag der Rückrunde voll im Griff. Die Vereine teilten bereits mit, dass sie ihre Hygienemaßnahmen verschärft haben und im ständigen Kontakt mit dem Gesundheitsamt stehen.
Doch wie genau läuft die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen und den Ämtern überhaupt ab? Watson hat bei den Gesundheitsämtern in München, Dortmund, Leipzig, Berlin, Hamburg und Stuttgart nachgefragt.
Kontakt zu den Vereinen häufig anlassbezogen
Grundsätzlich stehen die Vereine nicht dauerhaft in Kontakt mit den Mitarbeitern der jeweiligen Ämter. Viel mehr finden die Gespräche nur statt, wenn es einen bestimmten Anlass wie Infektionsfälle, Kontaktsituationen, Anpassungen des Konzepts gäbe oder sich die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern würden, teilten die Gesundheitsämter gegenüber watson mit.
Anders sieht es in der Hauptstadt bei den Bundesligisten Hertha BSC und Union Berlin aus. "Die Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport steht regelmäßig, teilweise mehrmals pro Woche, im Austausch mit allen Akteuren", erklärt die stellvertretende Sprecherin Sylvia Schwab.
Die Hertha ist mit sieben Corona-positiven Fällen in der vergangenen Woche nur knapp hinter dem FC Bayern. "Es gibt Vereine, die Null haben. Das kann ich gar nicht glauben", sagte Geschäftsführer Fredi Bobic auf einer Pressekonferenz am Freitag. Und auch Bayern-Coach Julian Nagelsmann spekulierte bereits am Donnerstag: "Es gibt andere Bundesländer und Klubs, die keinen PCR-Test machen, sondern mit Schnelltests, die deutlich unsensibler sind."
Hertha-Geschäftsführer Fredi BobicBild: nordphoto GmbH / Engler / nordphoto GmbH / Engler
Gesundheitsamt München im Fokus der Öffentlichkeit
Grundsätzlich haben sich die 36 Profivereine der Bundesliga und 2. Liga, an ein Regelwerk zu halten, das die Deutsche Fußball-Liga (DFL) für alle Teams verpflichtend eingeführt hat. "Jeder Verein hat das Konzept dann auf die Situation des eigenen Trainings- und Spielbetriebes angepasst", sagt Anke Widwo, Pressesprecherin des Gesundheitsamtes Dortmund gegenüber watson.
Das Gesundheitsamt München stand in den vergangenen Tagen besonders im Fokus. Nach den zahlreichen Corona-Fällen bei den Münchnern und der Unklarheit, ob sich Verteidiger Alphonso Davies, der noch mit dem Team trainierte, mit der Omikron-Variante infizierte, hätten sie das komplette Team in Quarantäne schicken können.
Aus Datenschutzgründen konnten sie jedoch keine detaillierten Angaben zur Zusammenarbeit mit dem Verein machen. Das Amt teilte lediglich mit, dass sie in Sachen "Hygienekonzepte und das richtige Verhalten, um ansteckungsrelevante Kontakte zu vermeiden" beratend agieren würden.
Bayern-Coach Nagelsmann erzählte am Donnerstag, dass ein verschärftes Testprotokoll eingeführt wurde, es mehrere Kabinen zum Umziehen und es kein gemeinsames Essen mehr gäbe.
Bayerns Leroy Sané, Lucas Hernández und Dayot Upamecano wurden nach der Winterpause alle positiv auf das Virus getestet. Bild: SVEN SIMON / Frank Hoermann / SVEN SIMON
Zwischen dem Stuttgarter Gesundheitsamt und dem VfB Stuttgart hat sich nach mittlerweile zwei Jahren Pandemie eine gewisse Routine entwickelt. Ein Sprecher des Gesundheitsamtes erklärte, dass die Zusammenarbeit mit dem "Hygiene-Team" des VfB "gut eingespielt" sei.
Ähnlich sieht es in Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitsamt Hamburg und Zweitligist Hamburger SV aus. Als noch Zuschauer in den Stadien zugelassen waren, fanden in der Vergangenheit stets Gespräche über mögliche Nachbesserungen statt.
Gesundheitsämter mit
stichprobenartigen Kontrollen
Inwiefern die Hyginemaßnahmen aber tatsächlich in der täglichen Trainingsarbeit umgesetzt werden, kontrollieren die Ämter in München, Dortmund, Leipzig, Berlin und Stuttgart laut eigenen Angaben "regelmäßig".
In Berlin hingegen seien die bezirklichen Gesundheitsämter für die Kontrolle zuständig. Mitarbeiter der Senatsverwaltung nehmen lediglich "vereinzelt beobachtend an Veranstaltungen teil, um die Umsetzung der Maßnahmen in der Praxis zu beobachten."
Beim FC Bayern gelten seit Jahresbeginn verschärfte Corona-Regeln.Bild: dpa / Peter Kneffel
Bobic sprach sich trotz der prekären Lage für eine Fortsetzung der klaren Teststrategie aus. Eine mögliche Rückkehr der Bundesliga-Clubs in eine Corona-Blase zum Schutz vor Infektionen und möglichen Spielausfällen lehnt er kategorisch ab. "Sie glauben, doch nicht, dass die Spieler unterwegs sind. Die kommen zum Training und fahren nach Hause", sagte Bobic. "Wie lange willst Du sie einschließen? Acht Wochen?", fügte der 50-Jährige an.
Es geht wieder los, ab Dienstag messen sich die 16 besten Mannschaften Europas in der Uefa Women's Champions League, streiten um die kontinentale Vorherrschaft. Mit dabei sind auch zwei deutsche Vertreter: der VfL Wolfsburg und der FC Bayern.