Der entscheidende Moment: Kingsley Coman köpft zum 1:0-Siegtor für die Bayern ein.Bild: XinHua / imago images
Champions League
24.08.2020, 09:5624.08.2020, 11:44
Der 1:0-Sieg des FC Bayern München im Champions-League-Finale gegen Paris St. Germain war eine Demonstration der Stärke. Die Bayern haben sich den Sieg über 90 Minuten verdient.
Das hat auch Sportjournalisten im Ausland beeindruckt. Hier die internationalen Pressestimmen:
Frankreich: "Neymar sehr enttäuschend, Neuer gigantisch"
"L'Equipe": "Neymar war sehr enttäuschend, Neuer gigantisch. Der
Brasilianer verfehlte sein Match, während der deutsche Torhüter
entscheidend zum Sieg der Bayern gegen PSG beitrug."
"Le Parisien": "PSG-Bayern und Neymar ist ausgelöscht...Nach einer
anständigen ersten Halbzeit verlor der brasilianische PSG-Star an
diesem Sonntag wie sein Team den Halt. Es war nicht sein Finale. Das
Phänomen, das in den letzten Spielen fast übernatürlich geworden war,
ist wieder menschlich geworden, fast gewöhnlich. Neymar hat nach
seinem Sieg 2015 in Barcelona keinen weiteren Champions-League-Titel
seiner Erfolgsbilanz hinzugefügt. Dem deutschen Metronom gegenüber
hat es der hübschen Pariser Maschine leider an Erfolg gefehlt, sie
war zuerst angespannt und saß dann in der zweiten Halbzeit in der
Klemme. Als Symbol für diese Sackgasse hat der brasilianische Star
das Spiel in Tränen beendet. Tränen der Traurigkeit und Frustration,
die er nicht als einziger vergossen hat. Viele von uns haben an sein
Talent geglaubt. Und so mancher hatte gehofft, dass die Götter des
Fußballs dieses Jahr dem PSG beistehen würden. Das Erwachen ist
schmerzhaft."
"Midi Libre": "Der Traum ist vorbei. Wie Saint-Etienne, wie Olympique
Marseille, wie so viele andere vor ihnen, verlor PSG ihr erstes
Champions-League-Finale. Erfasst von dem Ereignis, geschlagen von den
Bayern, die lange Erfahrung mit diesen großen Treffen haben. Der
bayerische Club hat dieses Finale auf chirurgische Weise mit
Ballbesitz und Realismus gemeistert, um seinen sechsten Titel zu
gewinnen und seinen Status als großer Favorit dieser Endrunde in
Lissabon zu bestätigen."
"Libération": "Trotz einer lebhaften ersten Halbzeit verlor der
Pariser Club am Sonntagabend mit 0:1 gegen FC Bayern München – und
muss noch warten, bevor er den Flaggschiff-Wettbewerb des
europäischen Fußballs gewinnt. (...) Und Neymar ging unter: Von der
deutschen Organisation isoliert, genervt von der voranschreitenden
Spielzeit, war er nicht in der Lage, wie sonst das Kaninchen aus dem
Hut zu zaubern."
Italien: "Die Haare von Coman und die Handschuhe von Neuer"
"Gazzetta dello Sport": "Für die Bayern ist es der Preis für die
absolute Vorherrschaft: Niemand hat es jemals geschafft, alle
Champions-League-Spiele zu gewinnen, vom ersten in der Gruppe bis zum
letzten. Der Abschluss dieser endlosen Fußballsaison, die von der
Coronavirus-Pandemie geprägt ist, krönt Hans-Dieter Flick, den Mann,
der nach Kovacs Freistellung das Ruder übernahm und ein Team, das
sich in einer Identitätskrise befand, wiederherstellte so wie es in
der Vergangenheit Jupp Heynckes tat. (...) Das Finale, das nur
stellenweise spektakulär war, hat die Haare von Coman und die
Handschuhe von Neuer: Letztendlich waren sie es, die den Unterschied
machten."
Spanien: "Unbezwingbare Könige Europas"
"Mundo Deportivo": "Bayern versenkt PSG und vollendet sein Triple.
Bayern München ist der neue Europameister. In einem Finale, das nicht
den zuvor geweckten Erwartungen entsprach, gelang es dem deutschen
Team, sein Triple dank eines einsamen Tores von Coman in der 59.
Minute – der Überraschung in der Elf von Flick – zu vollenden. Weder
Neymar noch Mbappé schafften es, PSG den lang erwarteten ersten
Champions-League-Sieg zu bescheren, denn wenn sie es vor allem in der
ersten Halbzeit versuchten, trafen sie immer auf Neuer, ein Garant
zwischen den Pfosten."
"Marca": "Imperiales Bayern!!! Bayern ist der neue König Europas. Die
Mannschaft von Beckenbauer, Matthäus, Torpedo Müller, Breitner, Maier
und anderen Ballgöttern hat den sechsten Titel erobert. Dafür
brauchte es Coman, einen Pariser, einen ehemaligen PSG-Spieler, eine
grausame Karambolage. Es war nicht die Nacht von Mbappé und
insbesondere von Neymar, den die Deutschen so behandelten, als wäre
er ein gänzlich Unbekannter. In einem Match auf dem roten Teppich
tauchte der erfahrene Flügelspieler Coman auf, der in dieser
seltsamen Welt in der zweiten Halbzeit einen magischen Kopfball
landete."
"As": "Es gibt keinen Platz für PSG im auserwählten Club der
Champions, ein Platz, der sich nicht mit Geld kaufen lässt, sondern
der sich aus dem Werdegang der Bayern ergibt. Das Tor von Coman, zwar
etwas dürftig für ein Finale, hat den Bayern den sechsten
Championstitel eingebracht und sie als derzeit unbezwingbare Könige
Europas bestätigt."
"La Vanguardia": "Neuer neutralisierte den besten Neymar, und Kylian
Mbappé konnte seinem Ruhm nicht gerecht werden. Keiner der PSG-Stars
konnte seine Spuren hinterlassen."
"El País": "Bayern herrscht wieder in Europa. Bayern München nutzte seine große Erfahrung gegen PSG und gewann den sechsten Europapokal seiner Geschichte. Ein einziges Tor von Coman (...) reichte aus, um die bayerische Mannschaft erneut zum Europameister zu krönen, was sie seit 2013 nicht mehr erreicht hatte. Die ungewöhnlichste Champions League in der Geschichte, die erste ohne Fans auf der Tribüne, endete mit der alten Fußballordnung, die von den Bayern repräsentiert wurde."
"El Mundo": "Die fußballerische Perfektion ist in einem unerwarteten
sommerlichen Finale der Champions League fleischgeworden. Bayern
würdigte seine Tradition und Eigenart, krönend zum D-Day mit einem
Tor von Kingsley Coman, seinen unbestrittenen Status als beste
Fußballmannschaft der Welt und ließ Paris Saint-German in einem Frust
zurück, der kein Ende zu haben scheint (...)"
Österreich: "Coman im Mittelpunkt"
"Kurier": "Ein Mann stand im Mittelpunkt, dem vor diesem Final-Duell
nur wenig Beachtung geschenkt wurde.(...) Kingsley Coman.
Bayern-Coach Hansi Flick hatte den pfeilschnellen Franzosen, der
zuletzt nur Ersatz war, überraschend in der Startelf aufgeboten. Und
dieser Schachzug sollte sich bezahlt machen. Coman sorgte nicht nur
auf der linken Seite für jede Menge Betrieb und Unruhe, er war dann
auch nach der Pause bei einer Flanke von Joshua Kimmich zur Stelle
und sorgte per Kopf für das entscheidende Tor."
Schweiz: "Würdiger hätte ein Sieger nicht sein können"
"Tagesanzeiger": "Würdiger hätte ein Sieger nicht sein können. Die
Münchner haben alle elf Partien für sich entschieden und dabei 43
Tore erzielt. Sie sind der erste ungeschlagene Champion seit
Manchester United 2007/08. Auch die Coronapause konnte dem deutschen
Rekordmeister nichts anhaben: Seit dem Restart Mitte Mai gewann
Bayern alle 15 Wettbewerbsspiele."
USA: "Sieger, die man mögen kann"
"The Washington Post": "Kingsley Coman, ein Pariser und ehemaliges
PSG-Talent, traf früh in der zweiten Halbzeit. Manuel Neuer, der
brilliante Torwart, stellte sicher, dass die Führung hielt."
"The New York Times": "Bayern war – um einen Schatten – das bessere
Team in einem Finale, das ein Gericht hervorbrachte, das sich von all
seinen Zutaten deutlich unterschied. Zwei Mannschaften aus
Angriffstalenten taten sich in Lissabon zusammen, um ein Spiel zu
erschaffen – ein überzeugendes Spiel, ein spannendes Spiel – das eher
ein langsam erhitztes Drama als eine schnell befeuerte Unterhaltung
war."
"ESPN": "Sicher, Bayern ist ein Profiteur davon, ein Superclub und
voll bezahltes Mitglied dieses einen Prozents, das größere, besser
bezahlte und talentiertere Kader haben als fast alle anderen. Dieses
Ungleichgewicht an Kraft und Ressourcen muss adressiert werden. Aber
das erklärt nicht, was wir seit dem Jahreswechsel gesehen haben,
insbesondere wenn man es vergleicht mit all dem, was in den ersten
Monaten der Saison alles schief gelaufen ist. Also ja, sie sind
verdienter Sieger und mehr noch, Sieger, die man mögen kann. Etwas,
dass nicht alle Bayern-Mannschaften der Vergangenheit hinbekommen
haben."
(se/dpa)