
Christopher Lenz beim Spiel gegen den 1. FC Köln (2:0 für Union).Bild: imago images / Contrast
Fußball
Vegane Ernährung ist längst im Mainstream angekommen. Mittlerweile verzichten auch einige Leistungssportler auf tierische Produkte. Passt extreme körperliche Belastung mit der rein pflanzlichen Nahrung zusammen?
10.12.2019, 12:4210.12.2019, 12:42
Ein wenig Brot mit Avocado-Creme, etwas
Tomatenaufstrich, dazu Müsli mit Mandelmilch – etwa so sieht die
erste Mahlzeit aus, die Christopher Lenz an einem normalen
Trainingstag zu sich nimmt. Der Fußball-Profi des 1. FC Union Berlin
ist seit kurzem Veganer – das heißt, er verzichtet komplett auf
tierische Produkte wie Ei, Käse oder Wurst.
"Das erste Mal kam ich damit in Berührung, als ich mich verletzt habe
und operiert wurde. Ein damaliger Teamkollege hat mir davon erzählt,
dass ich so die Entzündungen im Körper minimieren kann", erklärt der
25-Jährige seine Motive für die Umstellung. Nachdem die Verletzung
auskuriert war, blieb er dabei und isst nun seit zwei Monaten vegan.
"Eventuell kann ich so noch ein paar Prozente extra herausholen."
Diese Sportstars ernähren sich auch vegan
Lenz ist mit seiner veganen Ernährung im Leistungssport längst kein
Exot mehr. Andere namhafte Sportler verzichten zumindest regelmäßig
längere Zeit auf tierische Produkte. Formel-1-Weltmeister Lewis
Hamilton, Football-Legende Tom Brady oder die beiden
Tennis-Schwestern Serena und Venus Williams sind nur eine kleine
Auswahl einer Schar internationaler Topstars, die entweder ganz oder zeitlich begrenzt auf Veganismus
setzen.
Auch im Fußball folgen viele Spieler dem Trend. Der argentinische
Superstar Lionel Messi, Bayern-Spieler Serge Gnabry, Manchester Citys
Rekordtorschütze Sergio Agüero und der deutsche Nationalspieler Luca
Waldschmidt sind nur die prominentesten Beispiele für eine zumindest
zeitweise vegane Ernährung. Ihre Beweggründe reichen vom ethischen
Bewusstsein, Intoleranzen bis hin zur sportlichen Selbstoptimierung.
Experten aber sind nicht ganz überzeugt
Der Leiter der Abteilung Sporternährung am Institut für Biochemie an
der Deutschen Sporthochschule, Hans Braun, hat gegenüber einer
langfristigen, komplett veganen Ernährung aber seine Bedenken: "Im
Hinblick auf die Leistungsfähigkeit würde ich einem Sportler eine
vegane Ernährung nicht zwingend empfehlen", sagt der studierte
Ernährungswissenschaftler. "Das Wichtigste ist, dass der Sportler
seinen Nährstoffbedarf abdeckt, und der besteht nun mal aus einem
Nährstoff-Mix." Bei einer rein pflanzlichen Ernährung sei eine
ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen nur schwer möglich.
Dabei ist die Eiweißzufuhr – anders als oft vermutet – gar nicht das
vordergründige Problem. "Proteine können über Hülsenfrüchte wie
Erbsen und Bohnen zugeführt werden." Vorwiegendste Mangelerscheinung
sei ein Defizit an Vitamin B12, berichtet Braun. "Vitamin B12, das an
der Blutbildung beteiligt ist, muss der Sportler bei streng veganer
Ernährung anderweitig zu sich nehmen." Das sei absolut wichtig,
betont der Experte. "Der kritische Nährstoff ist Vitamin B12",
pflichtet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung bei.
Braun empfiehlt eine Misch-Ernährung. "Viel Obst, Gemüse und
Getreideprodukte als Basis unserer Ernährung und nur punktuell
tierische Produkte – so sieht eine aus ernährungswissenschaftlicher
Perspektive ausgewogene Ernährung grundsätzlich aus."
Christopher Lenz bleibt bei Smoothies und Nüssen
Union-Profi Lenz greift auf Vitamin-B12-Präparate zur
Nahrungsergänzung zurück, um Mangelerscheinungen auszuschließen. "Das
ist das Einzige, was ich separat zu mir nehme. Andere mögliche
Mangelerscheinungen möchte ich natürlich unbedingt ausgleichen", sagt
der Defensiv-Spezialist des Berliner Bundesligisten.
Viele Athleten schwören auf eine rein vegane Ernährung und berichten
von einem "besseren Körpergefühl" nach ihrer Umstellung. Dieses
Gefühl sei nach Ansicht Brauns nicht trennscharf mit dem absoluten
Verzicht auf tierische Produkte verbunden. "Im Schnitt essen die
Deutschen deutlich mehr Fleisch- und Wurstwaren als aus
ernährungswissenschaftlicher Sicht empfohlen. Der Verzicht kann dafür
sorgen, dass man näher an die gewünschten Verzehrsempfehlungen rückt
und sich dadurch besser fühlt."
Die Ernährung als Stellschraube für eine besseren Leistung – diese
Idee ist nicht neu. Von der amerikanischen Sprint-Legende Carl Lewis
ist dieses Zitat überliefert: "Ich habe herausgefunden, dass ein
Athlet kein tierisches Eiweiß braucht, um ein erfolgreicher Sportler
zu sein." Seit 1990 ernährte sich Lewis nach Angaben des Deutschen
Leichtathletik-Verbandes vegan und gewann danach noch drei seiner
insgesamt neun Goldmedaillen bei Olympia.

Carl Lewis bei Olympia 1992. Bild: imago images / Kosecki
Lenz bleibt vorerst seinem Speiseplan aus jeder Menge Obst, Gemüse,
Smoothies und Nüssen treu. Nach zwei Monaten sei es zu früh, um ein
körperliches Resümee zu ziehen. "Dafür ist die Ernährungsumstellung
bei mir noch zu frisch. Angangs habe ich zirka ein bis zwei Kilogramm
abgenommen, durch häufigeres Essen und Krafttraining habe ich dieses
Gewicht aber schon wieder zurück."
Von Wilhelm Pischke, dpa
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