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FC Bayern: Klub-Bosse treten sieben Mal in Pressekonferenz gegen Oli Kahn nach

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Bayern-Präsident Herbert Hainer (l.) und der neue Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen äußerten sich zu den Trennungen von Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić. Bild: Imago Images / Eibner
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FC Bayern: Klub-Bosse treten sieben Mal in Pressekonferenz gegen Oliver Kahn nach

30.05.2023, 11:11
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Der FC Bayern beendet die Saison zwar als Meister, stürzt sich aber trotzdem selbst wieder ins Chaos und macht dem Spitznamen FC Hollywood alle Ehre. Nachdem die Münchner am letzten Spieltag doch noch Deutscher Meister wurden, entließen sie Oliver Kahn als Vorstandsvorsitzenden und Sportvorstand Hasan Salihamidžić.

Einen Tag später nahm Bayern-Präsident Herbert Hainer in einer Medienrunde Stellung zu den Trennungen und stellte außerdem den neuen Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen vor, der vorher Finanzvorstand der Münchner war. Die meisten Fragen der Journalisten musste allerdings Hainer zum Aus von Kahn und Salihamidžić beantworten.

Hainer und Dreesen kritisieren immer wieder Oliver Kahn

In Pressekonferenz wurde dadurch auch klar, dass die Trennung mit Salihamidžić relativ harmonisch verlaufen ist. Die Gespräche mit Oliver Kahn allerdings nicht, was sowohl Hainer und Dreesen dazu veranlasste, in der rund 40-minütigen Medienrunde insgesamt sieben Mal (!) gegen den ehemaligen Welttorhüter nachzutreten.

Nach den Eingangsstatements der beiden Klub-Bosse wurde Hainer auf den Ablauf der Gespräche angesprochen. Er erklärte, dass bereits am Donnerstag Kontakt zu Kahn und Salihamidžić gesucht wurde. Beide sollten frühzeitig von dem bevorstehenden Einschnitt in Kenntnis gesetzt werden. "Mit Hasan hat das sehr gut geklappt. Wir haben es einvernehmlich vereinbart", erklärt Hainer.

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Danach folgt die erste Bemerkung gegen Kahn: "Es ist nicht so gut gelaufen. Es war sehr emotional. Wir konnten uns nicht einigen, dass wir die Trennung einvernehmlich hinkriegen." Deshalb habe am Freitag der Aufsichtsrat zusammenkommen müssen, um die Abberufung von Oliver Kahn zu beschließen. Aus diesem Grund habe Kahn in der Folge am Samstag auch nicht mit nach Köln fahren können.

Nach einer Nachfrage, folgt der zweite Seitenhieb Hainers, der in dieselbe Kerbe schlägt. Er habe mit Uli Hoeneß gemeinsam die Gespräche mit Kahn und Salihamidžić geführt. Das Ziel sei es gewesen, "mit der Einstellung reinzugehen, das so gut und mit so viel Respekt wie möglich zu machen. Das hat mit Oliver Kahn nicht geklappt." Ein weiteres Anzeichen, dass der Präsident die Kahn-Reaktion als respektlos empfand.

Wenig später holte Hainer zum dritten Mal gegen Kahn aus. Und wieder ging es um das angeblich schlechte Verhalten des ehemaligen Torhüters in dem Gespräch mit Hainer und Hoeneß. Hainer erklärte auf eine Journalisten-Frage, ob der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Trennung kurz nach dem Spiel mit den beiden abgesprochen war. Er bejahte das, weil die Bayern sowohl Kahn als auch Salihamidžić die Chance geben wollten, sich von ihren Spielern zu verabschieden.

Hainer machte dann klar: "Deswegen haben wir es gemeinsam abgesprochen, dass wir es nach dem Spiel machen. Man muss einem Sportvorstand es auch zugestehen, dass er sich von Spielern und Trainern verabschieden kann. Wie so etwas gut gehen kann, hat man ja auch am Beispiel Hasan Salihamidžić gesehen." Den Satz, den er sich spart: Wie so etwas schlecht gehen kann, hat man bei Oliver Kahn gesehen. Trotzdem reichte schon die besondere Betonung von Salihamidžić um klarzumachen, dass Kahn in den Augen des Präsidenten nicht vorbildlich gehandelt habe.

"Es ist nicht der FC Bayern, wie wir ihn uns vorstellen. Es gab eine Verunsicherung innerhalb der Mitarbeiterschaft, die wir als Warnsignale empfunden haben."
Präsident Herbert Hainer über die Situation auf der Münchner Geschäftsstelle.

Allerdings verteilte nicht nur Präsident Hainer Spitzen gegen Kahn. Sondern auch sein Nachfolger, Jan-Christian Dreesen. Auf die Frage nach seinem Führungsstil betont er, dass ihm "Kommunikation wichtig" sei und er "mehr zu einem Füreinander kommen" möchte. Außerdem sei es wichtig, dass auch "Freude" bei der Arbeit dabei ist. Die besondere Betonung dieser Dinge zeigt, dass Dreesen diese Attribute zuletzt bei den Bayern vermisst hat. Genau das gehört aber zu den Aufgaben eines Vorstandsvorsitzenden.

Noch deutlicher wird er, als er kurz vor Ende der Pressekonferenz direkt darauf angesprochen wird. Die Frage des Journalisten: "Sind Begriffe wie Zusammenarbeit, Vertrauen, Zusammenrücken, Nahbarkeit, Fannähe und Menschenführung in den letzten Monaten in den Hintergrund geraten?" Die klare Antwort von Dreesen: "Wenn ich es einfach machen würde in der Antwort, würde ich sagen: Ja. Das ist zu kurz gekommen." Erneut klare Kante gegen Oliver Kahn.

Weiter führte Dreesen aus, dass Fußball ein Teamsport sei, aber auch das Drumherum nur als Team gut funktioniere: "Man muss Spaß an der Arbeit haben und sich vertrauen. Man ist dann immer besser, als wenn man sich fragt, welche Steine mir der andere in den Weg legen könnte." Kurz später fügte er an: "Das sehe ich als eine meiner großen Aufgaben, da (d. Red. zum Teamgedanken) wieder hinzukommen."

Zur Kritik an Kahn wegen einer schlechten Arbeitsatmosphäre bei den Mitarbeitern auf der Geschäftsstelle gab auch Präsident Hainer noch seine Meinung ab. Demnach habe er dort Missstimmungen wahrgenommen: "Es ist nicht der FC Bayern, wie wir ihn uns vorstellen. Es gab eine Verunsicherung innerhalb der Mitarbeiterschaft, die wir als Warnsignale empfunden haben."

Bezeichnend für die gesamte Pressekonferenz der Klub-Bosse ist allerdings der letzte Beitrag von Hainer. Er wurde zum möglicherweise schlechten Stil der Bekanntgabe gefragt und holte dann aus, dass es immer wieder diskutable Personalentscheidungen bei den Münchern gab: "In puncto Stil kann ich nur sagen: Oliver Kahn ist ein hochverdienter Spieler des FC Bayern und wir wollen alles tun, damit er in der Bayern-Familie bleiben kann. Er hat 14 Jahre als Spieler gespielt und über drei Jahre hier gearbeitet. Es ist überhaupt keine Frage, dass wir respektvoll mit ihm umgehen, aber da gehören immer zwei Seiten dazu."

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