Blickt zuversichtlich auf das Spiel am Sonntag: Bayerns Torwart Manuel Neuer. Bild: imago images / M. Donato
Champions League
22.08.2020, 11:3022.08.2020, 18:41
Bayern gegen PSG – dieses Champions-League-Finale verspricht großen
Fußball. Hansi Flick lobt vorm großen deutschen Trainerduell Thomas
Tuchel. Der künftige Bayern-Boss, Oliver Kahn warnt vor Mbappé und Neymar – und
kontert:
"Wir haben Lewandowski, wir haben Gnabry, wir haben Neuer."
Den Einpeitscher für's Giganten-Finale der großen
Namen gegen Paris Saint-Germain gab der Bayern-Titan. Oliver Kahn
blickte trotz einiger bedenklicher Wackler bei der mit 3:0 (2:0) im
Ergebnis souverän gelösten ersten deutsch-französischen Kraftprobe
des FC Bayern gegen den gestoppten Favoritenschreck Olympique Lyon
mit der typischen Münchner Mia-san-mia-Attitüde auf den kommenden
Sonntag (21 Uhr/ZDF, Sky, DAZN), wenn im Estádio da Luz von
Lissabon die beste Fußball-Vereinsmannschaft Europas gekürt wird.
"Wir wissen natürlich, Paris ist eine absolute Hausnummer. Aber wir
kennen auch unsere eigenen Stärken", verkündete Kahn,
als beim Regenerieren der Münchner Triple-Anwärter im Teamquartier
"Penha Longa Resort" ausnahmsweise kein Pool-Wetter herrschte. Es
tröpfelte im portugiesischen Sommer bisweilen aus grauen Wolken.
Beste Team Europas
Die erste Ansage an das von Trainer Thomas Tuchel zu einem Kollektiv
geformte PSG-Starensemble mit den offensiven Ausnahmekönnern Neymar
und Kylian Mbappé hatte am Mittwochabend Lyon-Bezwinger Serge Gnabry
gemacht. Nach seinem Doppelpack verließ der Nationalstürmer das
Estádio José Alvalade mit wilder Entschlossenheit. "Wir wollen das
Triple unbedingt gewinnen und werden alles geben, um den Titel zu
holen", sagte der 25 Jahre alte Außenstürmer: "Das beste Team in
Europa zu sein, ist ein riesiger Ansporn. Wir wollen es sein!"
Der 23. August 2020 soll wieder ein Abend sein, an dem die Bayern
Geschichte schreiben; wie 2001 beim ersten Königsklassen-Triumph mit
dem Elfmeterhelden Kahn in Mailand und wie beim 2:1 im deutschen
Endspiel in London gegen Borussia Dortmund 2013, dem Jahr des
historischen Titel-Triples unter Trainer-Legende Jupp Heynckes. Der
neue Jupp soll nun Hansi Flick heißen, der als Assistent in diese
ultralange und knifflige Corona-Saison ging und nur neun Monate nach
der Übernahme des Cheftrainerpostens vor der Blitzkrönung steht.
Das denkt Kahn über Tuchels PSG
"Wir sind alle happy, wir sind im Finale", sagte der 55-Jährige. Er
freut sich auf das Duell mit Tuchel, dessen Arbeit bei PSG er lobt:
"Er macht einen richtig guten Job. Ich habe ihn mal besucht." Die
Pariser Mannschaft funktioniere unter Tuchels Anleitung sehr gut.
Den letzten und wohl schwierigsten Triple-Schritt will aber Flick
machen. "Wir werden gucken, dass wir zu Kräften kommen, hundert
Prozent Energie sammeln und dann gegen Paris mit einer Topleistung
versuchen, den Titel zu gewinnen", sagte Flick, den Kapitän Manuel
Neuer rühmte:
"Was ihn auszeichnet, ist auch die Ruhe gerade vor solchen Spielen, die Besonnenheit."
Flick über Neuer
Alle folgen Flick, alle vertrauen
in Flicks Ideen. "Egal, gegen welchen Gegner wir gespielt haben, wir
waren top vorbereitet und hatten immer einen Plan", sagte Neuer.
FCB muss gegen PSG aufpassen
Flick ist aber nicht entgangen, dass gegen Lyon Mängel auftraten, die
gegen Paris tödlich sein könnten. Er monierte zu viele Ballverluste.
"Klar, wenn wir gegen Paris den Ball verlieren, dann geht die Post ab
über Mbappé, über Neymar. Wenn die eine Chance haben, dann knallt's
meistens", mahnte darum auch Kahn: "Wir wissen natürlich, Paris ist
eine absolute Hausnummer." Aber der erfahrene Ex-Profi Kahn verwies
auch auf die besondere "psychologische Ausgangssituation" gegen Lyon:
"Jeder hat gedacht, ach ja, jetzt haben die Barcelona 8:2 weggehauen
- mal gucken, wie sie Lyon weghauen. So einfach ist das nicht!"
Ob Flick, Kahn oder Neuer, alle haben Vertrauen in das eigene Können,
das hinter dem von PSG nicht zurückstehe. Zehn Spiele, zehn Siege, 42
erzielte Tore, das ist die Königsklassenbilanz dieser Spielzeit. 2020
sind die Double-Bayern noch ungeschlagen. "Es ist nicht so, dass nur
Paris Mbappé und Neymar hat. Wir haben Lewandowski, wir haben Gnabry,
wir haben Neuer", zählte Kahn auf. Gnabry führte die Bayern als
Doppel-Torschütze ins sechste Königsklassen-Finale. Den Sololauf à la
Arjen Robben von rechts mit Linksschuss in den Winkel nannte Kahn
"Weltklasse". Es war für ihn das Tor des Jahres in der Königsklasse.
Robert Lewandowski traf an einem ansonsten unglücklichen Arbeitstag
am Ende doch noch zum 3:0 – das 15. Tor im laufenden Wettbewerb für
den Polen, der am Freitag 32 Jahre alt wurde und sich im Finale selbst
beschenken kann. Und Neuer zeigte eine Weltklasseparade gegen Toko
Ekambi, verhinderte nach einer guten Stunde das Anschlusstor. "Das
wäre das 2:1 gewesen, da hätte es nochmal richtig gebrannt", urteilte
Ex-Keeper Kahn als Fachmann für titanenhafte Rettungstaten.
Für Neuer ist Team besser als beim letzten Tripple
Der 34-jährige Neuer hält das mögliche Triple-Team von 2020 für "in
der Breite besser aufgestellt" als die Triple-Gewinner um Robben und
Ribéry 2013. In der Mannschaft gebe es nicht einen "Stinkstiefel", so
Neuer, aber dafür um so mehr extrem gierige Gewinnertypen.
Kahn ist von Anfang an in Portugal ganz nah am Team. Der künftige
Vorstandsboss hielt im Trainingslager an der Algarve sogar eine kurze
Ansprache an die Mannschaft. Er glaubt fest an die Vollendung des
Krönungsprojektes "Campeões de Lisboa". Dabei setzt er auf den
perfekten Mix aus erfahrenen Weltmeistern und Triple-Siegern wie
Neuer, Thomas Müller und Jérôme Boateng in Kombination mit den
Akteuren, die noch nicht die Champions League gewonnen haben.
Einpeitscher Kahn sprach vorm Finale in Lissabon von "Jungs, die für
den Henkelpott von hier zu Fuß nach München laufen würden".
(dpa)
Der Sonntagabend stand in der Bundesliga im Zeichen des neuen Deutschen Meisters: Bayer Leverkusen setzte sich mit 5:0 gegen Werder Bremen durch, krönte sich so erstmals mit dem Titel. Die Gäste aus der Hansestadt fabrizierten aber selbst Schlagzeilen.