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Fußball-Kolumne

Bundesliga-Finale: Weshalb der späte Bayern-Titel dem deutschen Fußball gut tut

27.05.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Fußball: Bundesliga, 1. FC Köln - Bayern München, 34. Spieltag, RheinEnergieStadion. Bayerns Torhüter Manuel Neuer (Mitte r) hält die Meisterschale hoch während  ...
Nach einem Herzschlag-Finale gewinnt der FC Bayern zum elften Mal hintereinander die Deutsche Meisterschaft.Bild: dpa / Marius Becker
Fußball-Kolumne

Enges Bundesliga-Finale: Weshalb der späte Bayern-Titel dem deutschen Fußball trotzdem gut tut

In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
27.05.2023, 19:0127.05.2023, 23:06
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Die aktuelle Saison war ein Glücksfall für den Deutschen Fußball. Die Meisterschaft war atemberaubend spannend und immerhin ein echter Zweikampf zwischen den übermächtigen Bayern und Borussia Dortmund, den der Rekordmeister erst in der 89. Spielminute durch einen Treffer von Youngster Jamal Musiala für sich entscheiden konnte.

Dortmund vergab den Matchball beim eigenen Heimspiel gegen Mainz und spielte nur unentschieden. Die Münchner hingegen zitterten sich in Köln zum Sieg.

"Vergleicht man die Marktwerte beider Teams, ist klar, weshalb die Münchner eigentlich der Abo-Meister sind."

So ein knapper Meisterkampf liegt aber nicht ausschließlich an einer starken BVB-Saison. Die Münchner selbst sind Schuld, haben ihr gesamtes Potential nicht abgerufen.

Vergleicht man die Marktwerte beider Teams, ist klar, weshalb die Münchner eigentlich der Abo-Meister sind. 979 Millionen Euro ist der Kader der Bayern wert. Mit 547 Millionen sind die Dortmunder nur etwas mehr als halb so teuer. Trotzdem hat der BVB in dieser Saison dem Team von Thomas Tuchel lange Paroli geboten.

Fanforscher Harald Lange.
Fan-Forscher Harald LangeBild: Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Das klappte natürlich auch, weil die Bayern durch die Entlassung von Julian Nagelsmann im März den überflüssigsten Trainerwechsel der Saison vollzogen. Die Top-Stars waren im Anschluss unter Thomas Tuchel so verunsichert, dass sie gegen Hoffenheim, Mainz und Leipzig Punkte liegen ließen. Und sich am Ende doch noch belohnten.

Der Weltmeistertrainer Sepp Herberger hatte die Faszination des Fußballs einmal so auf den Punkt gebracht: "Die Leute gehen ins Stadion, weil sie nicht wissen wie es ausgeht." Der Fußball könnte deshalb der letzte wirkliche Krimi oder das letzte große Drama unserer Unterhaltungskultur sein. Einfach deshalb, weil das Ergebnis nicht schon im vorhinein feststeht. Das ist die Einsicht der aktuellen Saison.

Und sollte die Entwicklung aus der nun abgelaufenen Saison gerade im Titelrennen andauern, wird das der Bundesliga langfristig gut tun. Aus mehreren Gründen. Rein sportlich müssten im Titelrennen der BVB und der FC Bayern an jedem Spiel an ihr Leistungslimit gehen. Langfristig erhöht das auch das allgemeine Niveau beider Teams und der Rest der Liga.

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Die logische Folge: Auch in der Champions League werden sie geringere Schwankungen haben, sportlich erfolgreicher sein und wieder regelmäßig in die Halbfinals oder sogar Finals kommen.

Aber auch aus finanzieller Sicht für die ganze Liga wäre eine spannende Meisterschaft wichtig. Sie ließe sich nämlich auf dem TV-Markt besser vermarkten. Das beste Beispiel dafür ist die Premier League. Dort zählen jährlich fünf bis sechs Teams zu den Favoriten. Auch wenn Manchester City jetzt zum dritten Mal in Folge den Titel holt: Zu Beginn der Saison war das bei weitem nicht so eindeutig, wie es in den letzten Jahren in Deutschland beim FC Bayern der Fall war.

Trotzdem: Ein spannender Meisterkampf ist unerlässlich für die Attraktivität einer Liga. Da tröstet auch nicht das jahrelang spannende Rennen um den Klassenerhalt oder um die internationalen Plätze.

Was zählt und was die Zuschauer anzieht sind die Endspiele um Titel und Trophäen. Die "Do-or-die-Spiele". Oder, wie in dieser Saison: eine spannende Meister-Konferenz am letzten Spieltag. Natürlich wäre ein Dortmunder Titel noch besser für die Bundesliga gewesen. Elf Bayern-Titel in Folge sind immer noch ein Statement für sich. Aber der spannende letzte Spieltag gibt Hoffnung auf die nächsten Jahre.

Ein BVB-Erfolg hätte vollends gezeigt, dass die Bundesliga offen und spannend ist und vielleicht schon in naher Zukunft die Auslandsvermarktung am TV-Markt noch weiter erhöht. Nach dpa-Informationen wurden im Dezember für die Bundesliga mit 190 Millionen Euro aus der Auslandsvermarktung für die aktuelle Saison gerechnet. 2019/20 lag diese Summe schon einmal bei 275 Millionen Euro.

"Lasst uns auch in der nächsten Saison dem BVB die Daumen drücken. Damit wir eine noch spannendere Liga haben."

Zum Vergleich: Die Premier League (rund zwei Milliarden Euro) und die spanische La Liga (fast 800 Millionen in der abgelaufenen Saison) verdienen ein Vielfaches mit den TV-Rechten im Ausland. Ein spannender Wettbewerb könnte der Bundesliga weiterhelfen.

Also, liebe neutrale Fans. Lasst uns auch in der nächsten Saison den Dortmundern die Daumen drücken. Nicht nur, dass die Dominanz der Bayern weiter aufgebrochen wird, sondern, damit wir eine noch spannendere Liga haben. Eine interessante Liga. Eine Liga, die Zukunft hat und bei der es sich wieder lohnt, jeden Spieltag von Anfang bis Ende mit zu fiebern. Denn das ist es, was den Fußball ausmacht.

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