Es gibt einige Outfits auf dem roten Teppich, die nicht sonderlich im Alltag integrierbar sind. Wie André 3000 bei der Met Gala ein Piano auf dem Rücken zu tragen, ist im echten Leben schwer umsetzbar. Auch ein Bürojob im Playbunny-Look von Sabrina Carpenter scheint doch eher unpraktisch. Die meterlangen Schleppen könnten für diverse Schwierigkeiten sorgen, in der schmutzigen U-Bahn beispielsweise.
Aber die Met Gala liefert mehr als skurrile Looks. Sie ist ein Gradmesser. Nicht ohne Grund gilt sie als wichtigste Nacht der Modewelt – sie bestimmt, was in den kommenden Jahren angezogen wird.
Wie konnte eine einzelne Nacht, in der sich das Who's Who der Reichen und Schönen versammelt, zum wichtigsten Tag des Modejahres werden?
Seit Jahren schon setzt die Met Gala weltweite Trends. So waren nach der Gala von 2019 ("Camp: Notes on Fashion") große Silhouetten, grelle Farben und auffällige Muster "in".
2022 schaffte es Kim Kardashian, im wohl meistdiskutieren Look jemals, die weltweiten Schönheitsideale zu prägen. Sie zwängte sich in das ultraenge, goldene Paillettenkleid, in dem Marilyn Monroe einst für JFK "Happy Birthday" performte.
Um in das auf Marilyn maßgeschneiderte Kleid hineinzupassen, verlor sie in drei Wochen über sieben Kilo. Ihr Look setzte einen Trend: Abnehmspritzen wie Ozempic wurden populär, der "Heroin Chic" kehrte zurück.
Das diesjährige Motto – "Superfine: Tailoring Black Style" – kann als Hommage an den 2022 verstorbenen Vorgänger von Anna Wintour als Chefredakteur des "Vogue-Magazins", André Leon Talley, verstanden werden.
Dass die Met-Gala in diesem Jahr schon fast langweilig wirkte, lag wohl auch daran, dass sich nach der Ankündigung des Mottos im Oktober letzten Jahres alle großen Designer:innen in ihren Kollektionen bereits bei den Modeschauen an das vorgegebene Motto hielten. Mittlerweile bestimmt eher die Met Gala, was im kommenden Jahr "in" sein wird und weniger die Runways in Mailand, New York und Paris.
Was genau kann also von der diesjährigen Met Gala unter dem Motto "Superfine: Tailoring Black Style" für die kommende Saison abgeleitet werden?
Die wichtigste Nachricht zuerst: Die kommende Mode wird minimalistisch. Kombiniert wird sie durch kleine Details wie auffällige Knöpfe und breite Schultern (inklusive Schulterpolstern). So präsentierte sich die Schauspielerin Zendaya mit einem weißen Anzug mit Schulterpolstern voll im Trend, eine Hommage an Diana Ross und Bianca Jagger.
Und auch Anzüge in allen Formen bleiben beliebt, ob sexy oder dekonstruiert, maßgeschneidert oder im oversized-fit. Rückenfrei ist besonders beliebt. So wählte Schauspielerin Laura Harrier ein tailliertes Oberteil mit weiten Ärmeln und eine sehr weite Hose.
Aufgepasst werden muss bei den Farben der auserkorenen Modelle. Ganz im Sinne des Minimalismus verschwinden die Hingucker-Farben: Schwarz, grau, beige, weiß und sanfte Töne prägen die kommende Saison.
Auch bei den Accessoires gilt "klein aber oho". Broschen sind das It-Piece für Männer, Hüte das It-Piece für Frauen. Und Uhren sind das It-Piece für alle.
Bereits jetzt bieten auch günstigere Modemarken und Fast Fashion Ketten wie H&M und Zara preiswerte Alternativen zu den teuren Met Gala Looks an. Das dürfte sich in den kommenden Monaten noch mehr verstärken.