Knapp acht Monate vor dem Auftakt zur Heim-EM befindet sich die deutsche Nationalmannschaft nicht im besten Zustand. Die letzten drei großen Turniere verliefen beschämend, in diesem Jahr hat das DFB-Team zudem erst zwei Partien gewonnen. Diese Durststrecke führte zum Trainerwechsel, unter Julian Nagelsmann soll nun alles besser werden.
Zumindest all das, was sich auf dem Rasen abspielt. Der Verband hat allerdings auch Probleme abseits des Platzes. So mehrten sich in den vergangenen Jahren Berichte über Finanzsorgen, dazu wird dem DFB oftmals eine schlechte Kommunikation vorgeworfen. Dies wiederum führte in den letzten Jahren zur nachlassenden Identifikation der Fans mit der Mannschaft.
Das ist auch Uli Hoeneß, Mitglied des Aufsichtsrats sowie Ehrenpräsident beim FC Bayern, nicht entgangen. In einem Gespräch mit RTL/ntv und "sport.de" blickte er auf die Probleme, die über den sportlichen Bereich hinausgehen.
"Ich glaube, dass beim DFB darüber nachgedacht werden muss, dass wir das alles für die Zuschauer machen. Der Fan ist der Mittelpunkt des Interesses und da sind in der Vergangenheit viele, viele Fehler gemacht worden", erklärte er, worauf es seiner Meinung nach ankommt.
Mit Blick auf die Fanfreundlichkeit stören den Bayern-Macher gleich mehrere Aspekte. So sollten die Partien der deutschen Nationalmannschaft nicht "immer abends um 21 Uhr" stattfinden. Geschweige denn um 2 Uhr, wie beim anstehenden Duell mit Mexiko in der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober.
"Ich will die Jugend, die Jugendlichen hinter mich bringen. Dann muss ich auch ein Länderspiel mal um 18 Uhr machen oder an einem Samstagnachmittag. Oder ich muss nicht Eintrittspreise von 100 und 150 Euro nehmen. Ich kann auch Jugendliche für zehn Euro ins Stadion lassen", kritisierte Hoeneß auch die hohen Ticketpreise.
Der DFB habe sich "durch eigenes Verschulden in eine finanzielle Schieflage gebracht, aber dafür können die Kids, die ins Stadion wollen, wohl nichts".
Noch deutlicher wurde der 71-Jährige, als er auf die nicht-öffentlichen Trainingseinheiten der Nationalmannschaft zu sprechen kam. Das Abschotten sei "totaler Blödsinn", stattdessen könne die DFB-Auswahl auch "zweimal die Woche vor einem vollen Stadion trainieren".
Die Argumentation, wonach damit Standards im Geheimen einstudiert werden können, ließ er nicht durchgehen. Das sei "ziemlicher Blödsinn. So schlecht wie die teilweise in der Vergangenheit waren, hat es auch nicht viel gebracht".
Trotz all der Kritik sieht Hoeneß beim DFB aber auch etwas Positives – nämlich auf der Trainerbank. "Jetzt braucht die Nationalmannschaft Optimismus, sie braucht Hochstimmung, Aufbruchstimmung und dafür ist er der genau Richtige", lobte er die Ernennung von Julian Nagelsmann zum Bundestrainer.
Die ersten Entscheidungen des Übungsleiters gefallen dem Bayern-Macher bereits: "Er hat eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern wie Mats Hummels und vielen anderen, aber er hat auch einige Junge dazu genommen." Das Team müsse sich nun drei, vier Partien lang einspielen. Dann glaubt Hoeneß an "eine gute Europameisterschaft". Eine solche würde sicherlich auch die Probleme abseits des Rasens in den Hintergrund drängen.