Nach der Kader-Bekanntgabe laufen die WM-Vorbereitungen der Frauen-Nationalmannschaft auf Hochtouren. Zwar reichte es für das Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg bei der letzten EM nicht für den finalen Titel – das soll sich ab dem 20. Juli bei der WM in Australien und Neuseeland aber ändern.
Doch bevor das erste Training mit den DFB-Frauen überhaupt begonnen hat, kündigt sich schon Ärger an. Grund ist die seltsame Urlaubs-Entscheidung des FC Bayern. Der will seine Spielerinnen erst verspätet ins DFB-Trainingslager schicken. Jetzt äußert sich auch Ex-Nationaltorhüterin und TV-Expertin Almuth Schult zu dem umstrittenen Vorgehen.
Eigentlich sollen sich die Spielerinnen ab dem 20. Juni im sogenannten "HomeGround"-Trainingslager des DFB-Partners Adidas auf das Turnier vorbereiten. Dort könnten jedoch gleich fünf der 28 nominierten Frauen erstmal fehlen. Wie der FC Bayern kürzlich ankündigte, sollen seine Spielerinnen erst drei Tage später anreisen. Der Klub wolle auch seinen Nationalspielerinnen vier Wochen Urlaub nach deren letzten Bundesligaspiel gewähren. Daher werden sie wohl drei Tage später im Trainingslager eintreffen.
Diese Entscheidung der Meisterinnen stieß auf wenig Verständnis. Sogar der Vorwurf des Wortbruchs stand im Raum. Auch Trainerin Voss-Tecklenburg wirkte verärgert. Besonders seltsam: selbst die nominierten Spielerinnen des VfL Wolfsburg wollen pünktlich erscheinen. Sie stehen eine Woche vor Trainingsbeginn sogar noch im Champions League Finale.
Nun äußerte sich auch Torhüterin Almuth Schult zu dem Trainings-Debakel. Die 66-fache Nationalspielerin wird wegen Schwangerschaft nicht an der diesjährigen WM teilnehmen. Auch sie zeigte sich verwundert über den FC Bayern. "Es gab ja offenbar Vereinbarungen, die weit im Vorfeld getroffen wurden. Wenn dann eine kurzfristige Absage kommt, kann ich darüber nur den Kopf schütteln", meinte sie auf der "SPOBIS Conference" in Düsseldorf zu "Sport1".
Schult glaubt nicht, dass der FC Bayern seinen Spielerinnen mit der außergewöhnlichen Urlaubsregel einen Gefallen tut. Vielmehr sieht sie darin einen Nachteil für Lina Magull und ihre Kolleginnen aus München. Die Spielerinnen wollten laut Schulte von Anfang an dabei sein. "Man möchte sich zeigen, man möchte sich in den Kader spielen", sagte die erfahrene Torhüterin.
Die ehemalige Wölfin sieht hier jedoch scheinbar Parallelen zur Männer-Abteilung des FC Bayern. Die seltsame Urlaubsentscheidung der Bayern passe gut zu "zu den ganzen Unruhen", die es dort in letzter Zeit gegeben habe.
Almuth Schult finde es blöd, wenn sich diese Bayern-Lage "jetzt auch dahin überträgt". Die 32-Jährige meint: "Schade, dass so ein Thema vor der WM aufgemacht werden muss."
Das Team von Kapitänin Alexandra Popp braucht auch die sportliche Power der Bayern-Spielerinnen. Nach der Gruppen-Phase gegen Marokko, Kolumbien und Südkorea könnte die DFB-Frauen starke Konkurrenz wie Frankreich oder Brasilien erwarten.
Darüber hinaus droht noch immer ein TV-Blackout: Falls keine Einigung über die Übertragungsrechte zustande kommt, könnte die WM hierzulande nicht zu sehen sein.