Nach Bundesliga und DFB-Pokal steht Manuel Neuer nun auch vor seinem Comeback im Tor des FC Bayern in der Champions League. Nach über zehn Monaten Verletzungspause absolviert der 37-Jährige mit der Partie gegen Galatasaray Istanbul am Mittwochabend sein viertes Spiel in Folge.
Dass es überhaupt nicht selbstverständlich ist, dass Neuer wieder zwischen den Pfosten steht, zeigt eine neue Reportage des Klubs, die den Kapitän während der Reha begleitete.
In dem Youtube-Video spricht nicht nur Neuer selbst über die Verletzung, sondern auch die Bayern-Ärzte Peter Ueblacker und Jochen Hahne berichten erstmal von der wirklichen Schwere der Verletzung und den Komplikationen, die während seiner Rückkehr aufgetreten waren.
Nachdem kurz nach dem Unfall im vergangenen Dezember zunächst bekannt wurde, dass er sich beim Skitouren den Unterschenkel gebrochen hatte, wird Bayerns-Teamarzt Peter Ueblacker da noch ein bisschen deutlicher. Neuer brach sich "das Schienbein, aber auch das Wadenbein. Wenn man das medizinisch bewertet, ist das eine schwierige Diagnose, wo es darum geht, zunächst die normale Funktion für den Alltag herzustellen."
Der 46-Jährige war von 2008 bis 2015 und ist seit 2017 wieder Vereinsarzt der Münchner. Er fügt hinzu: "Das war wahrscheinlich die schwerste Verletzung, die wir beim FC Bayern in den letzten Jahren oder Jahrzehnten im Zusammenhang mit dem Profifußball gesehen haben."
Daher ist es umso erstaunlicher, wie sich Neuer nach dem Unfall verhalten hatte. Denn nachdem seine Begleiter die Bergwacht zur Rettung angerufen hatten, rief Neuer Jochen Hahne, Teamarzt beim FC Bayern und dem DFB-Team an, um über den Vorfall zu sprechen.
"Wir wussten relativ zeitig, was die Verletzung sein könnte. Ich war trotzdem sehr positiv, weil ich gesagt habe 'Ist doch nicht so schlimm'", erzählt der Torhüter. Neuer selbst gibt zu, dass er versucht habe, die Situation zunächst herunterzuspielen, "auch wenn ich Schmerzen hatte." Die große Ernüchterung folgte dann im Krankenhaus, als die Ärzte ihm den Skischuh ausgezogen hatten.
In der Reha-Phase aufgeben, war für den Torhüter jedoch keine Option. "Ich habe den Anspruch, mir gegenüber zu zeigen: 'Ich pack' das!'" Dabei musste der Torhüter sogar wieder richtig gehen und laufen lernen.
Große Hoffnung auf ein schnelles Comeback machten dann auch erste Trainingseinheiten von Neuer auf dem Platz Anfang Mai 2023. Kurz danach folgte jedoch der erste große Rückschlag: Metall im verletzten Bein machte ihm noch zu schaffen, was er jedoch nicht wahrhaben wollte.
"Ich konnte keinen Pass über drei oder fünf Meter spielen. Da habe ich immer wie einen Messerstich im Wadenbein gespürt." Neuer musste erneut operiert werden und verpasste die komplette Sommervorbereitung der Münchner. Dann verzögerte sich sein Comeback noch um eine weitere Woche, da er sich einen kleinen Faserriss in der Wade zuzog.
"Das ist ganz normal. Wenn er keine Adaptionsschwierigkeiten gehabt hätte, wäre das magisch gewesen", sagt Jochen Hahne, Teamarzt FC Bayern und DFB-Team. Und so dauerte es bis zum 28. Oktober, bis er beim 8:0-Sieg gegen Darmstadt sein umjubeltes Comeback geben konnte.