Es war die in Deutschland meistdiskutierte Szene der Fußball-Europameisterschaft 2024: Marc Cucurella berührte mit der Hand den Ball, doch Konsequenzen hatte das im Viertelfinale in Stuttgart zwischen Spanien und Deutschland nicht.
Der Schiedsrichter ließ die Partie weiterlaufen, der VAR meldete sich nicht. Kein Elfmeter für Deutschland. Kein Sieg für Deutschland. Stattdessen ein dramatisches Aus in der Verlängerung.
Der Rest der Geschichte ist bekannt: Spanien schlug anschließend Frankreich im Halbfinale und im Endspiel England. Seit Sonntagabend hat die Uefa einen neuen Rekordeuropameister.
Die deutschen Fans schossen sich anschließend ziemlich auf den Spanier Cucurella ein, pfiffen ihn vor allem im Halbfinale gnadenlos aus. Was, seien wir ehrlich, ziemlich würdelos war, denn der Spanier hat den entscheidenden Fehler ja nicht gemacht. Wenn's einen Schuldigen gibt, dann war es der Schiedsrichter.
Hier hörst du Folge 1 unseres Podcasts "Toni Kroos – The Underrated One":
Für DFB-Star Toni Kroos war die Begegnung die letzte Partie als Profi, nach zehn Jahren bei Real Madrid und seinem Comeback für die Nationalmannschaft hatte er schon vor dem Turnier sein Karriereende angekündigt.
Kroos schwieg nach der Partie beharrlich zur umstrittenen Hand-Szene, wollte sich auch in seinem Podcast "Einfach mal Luppen" mit Bruder Felix nicht äußern. Jetzt hat er sein Schweigen doch noch gebrochen.
Kroos stand in den vergangenen Tagen in Köln auf dem Fußballplatz, trainierte Nachwuchsfußballer bei einem Camp der "Toni Kroos Academy". Dort zeichneten Felix und er auch einen Live-Podcast auf, bei dem unter anderem Kinder Fragen stellen durften. Und es kam, wie es kommen musste.
Die erste Frage stellte Tim, der gleich in die Vollen ging: "Was ging in deinem Kopf ab, als du gesehen hast, dass der Schiedsrichter beim Handspiel von Cucurella nicht noch einmal beim VAR geguckt hat?"
Nun hatte Toni Kroos den Salat. "Ich habe mich bis heute zurückgehalten und nicht über die Szene gesprochen, selbst im Podcast haben wir gesagt, darüber reden wir besser nicht. Und jetzt kommst du hier. Aber: Weil du es bist ..."
Kroos unterbrach kurz, rief nach seinem Sohn: "Leon, wo ist meine Waffel, verdammt noch mal?" Lachte. Und wurde dann wieder ernst.
"Ich muss sagen: Ich habe es im Spiel gar nicht gesehen. Ich hatte im Spiel nicht die Position, dass ich sehen konnte, dass das ein relativ klares Handspiel ist. In dem Moment bist du nicht so sauer auf den Schiedsrichter, weil du es selbst nicht einschätzen kannst."
Nach der Begegnung sei das anders gewesen. "Sauer wurde ich erst, als ich es nach dem Spiel gesehen habe."
Kroos war kurz davor, das Thema doch noch abzubrechen, sagte: "Lassen wir das."
Felix Kroos ermutigte ihn, weiterzureden: "Jetzt kannst du nicht mehr gesperrt werden." Also zog Toni sein Fazit: "Ich glaube, dass er es sich hätte wenigstens anschauen müssen. Ich glaube, das Problem ist, dass er wusste: Wenn er es sich anschaut, muss er ihn geben. Und ich hatte das Gefühl, er möchte ihn nicht unbedingt geben in so einem Spiel."
Das waren dann doch recht deutliche Anschuldigungen in Richtung Referee, auch wenn Kroos noch nachschob, dass die Schiedsrichter teils selbst nicht wissen, wie die Regeln ausgelegt werden müssen. Und bilanzierte: Wenn man den Strafstoß gegen Dänemark gibt, hätte auch gegen Spanien ein Pfiff ertönen müssen.