Christoph Metzelder im Düsseldorfer Gerichtssaal.Bild: ap / Wolfgang Rattay
Vor Ort
29.04.2021, 17:3730.04.2021, 07:26
Im Kinderpornografieprozess gegen Christoph Metzelder hat das Gericht bereits am ersten Tag ein Urteil gefällt. Der Ex-Profifußballer wurde zu einer Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Zuvor hatte Metzelder vor dem Amtsgericht Düsseldorf unter Tränen ein Teilgeständnis abgelegt und um Vergebung gebeten.
Laut Gerichtssprecherin Elena Frick war es daher strafmildernd, dass er von Beginn an kooperiert hat, nicht vorbestraft ist, eine vergleichsweise geringe Anzahl an Bildern auf seinem Handy hatte und laut Eindruck des Amtsgerichts echte Reue gezeigt habe.
Einen besonders Einfluss auf das Strafmaß hatte auch die enorme mediale Berichterstattung und teilweise Vorverurteilung des Ex-Nationalspielers. Bereits bei seiner ersten Verhaftung im Anfang September 2019 in der Sportschule Hennef begleiteten Reporter der "Bild"-Zeitung die Polizei. Dadurch sei eine faktische, vorweggenommene Bestrafung eingetreten.
"Ich akzeptiere die Strafe und bitte die Opfer von sexueller Gewalt um Vergebung. Ich hinterlasse eine Wunde, die niemals verheilen wird"
Christoph Metzelder nach seinem Geständnis, kinderpornografische Inhalte verbreitet zu haben.
Die Pressesprecherin des Amtsgerichts Düsseldorf betonte aber auch, dass das Urteil noch nicht rechtskräftig sei. Innerhalb der kommenden Woche können Staatsanwaltschaft und der Angeklagte Rechtsmittel einlegen.
"Über das Urteil selber kann man sicherlich diskutieren.", sagte Metzelders Anwalt Sommer. Ob sie gegen das Urteil vorgehen werden, ließ er offen. Und fügte hinzu: "Wir haben eine sehr grundsätzliche Frage zu erörtern, wie zum Beispiel die Provokation oder die angemessene Berücksichtigung der Pressearbeit. Ich glaube, das wäre gegebenenfalls etwas für die Revision."
Metzelders Anwalt Ulrich Sommers. Bild: dpa / Rolf Vennenbernd
"Ob und wie das tatsächlich ein Schlussstrich ist, werden wir noch erörtern. Es gibt für andere Instanzen auch noch sehr, sehr viel zu diskutieren und sicherlich auch rechtlich zu entscheiden."
Metzelder legt Geständnis mit zittriger Stimme und unter Tränen ab
Das Gericht sei aber überzeugt davon, dass er 18 Dateien kinder- und jugendpornografischer Schriften per Whatsapp verbreitet hat. "Ja, ich habe auf frei zugänglichen Internetseiten inkriminierte Bilder besorgt, Screenshots gemacht", gab auch Metzelder mit fester Stimme zu und bat zuvor, sein Geständnis ohne Maske ablegen zu dürfen.
Im Laufe seines Geständnisses wurde seine Stimme immer zittriger und er konnte seine Tränen nicht zurückhalten. "Ich akzeptiere die Strafe und bitte die Opfer von sexueller Gewalt um Vergebung. Ich hinterlasse eine Wunde, die niemals verheilen wird, damit werde ich als Teil der Gesellschaft leben müssen", sagte der 40-Jährige.
Für die deutsche Nationalmannschaft absolvierte Metzelder 47 Spiele. 2002 wurde er Vize-Weltmeister.Bild: imago sportfotodienst / imago sportfotodienst
"Es geht vor allem um meine moralische Schuld, obwohl ich weiß, welches unsägliche Leid diese Kinder erfahren mussten", sagte der Vater einer elfjährigen Tochter weiter und war dabei so emotional, dass er mehrmals ins Stocken geriet.
Richterin deutete mögliche Strafe an
Zuvor hatte es ein zweieinhalbstündiges Rechtsgespräch zwischen Richterin, Staatsanwaltschaft und der Verteidigung gegeben. Einige wurden sich Staatsanwaltschaft, Richterin und Metzelders Verteidiger nicht. Die Staatsanwaltschaft forderte 14 Monate auf Bewährung. "Bei einem Geständnis werde ich eine Freiheitsstrafe von zehn bis zwölf Monaten auf Bewährung in Betracht ziehen", hatte Richterin Stammerjohann zuvor aber schon angedeutet. Und dann gestand der ehemalige DFB-Star.
Metzelder erklärte, die Faszination an den Bildern lag an einer Grenzüberschreitung. "Es haben nie Übergriffe stattgefunden oder waren geplant. Ich war in keinen Foren oder im Darknet aktiv. Das hat alles ausschließlich in einer digitalen Parallelwelt stattgefunden." Und erklärt: "Ich habe in Chats Extremfantasien ausgetauscht, dabei ging es auch um das Unaussprechliche." Den Besitz von nahezu 300 Dateien wie angeklagt, gestand er nicht. Und auch Metzelder sagte bei seinem Geständnis mit brüchiger Stimme. "Ich habe nur das besessen, was ich auch verschickt habe."
"Immerhin steht jetzt fest, dass wir nicht mehr über abstruse Zahlen von Besitz von Dateien sprechen, sondern mit 18 Dateien, wie die Richterin selbst sagte, mehr als unterdurchschnittlich ist, was wir da gesehen haben", kommentierte Metzelders Anwalt Sommers.
Metzelder gibt alle Auszeichnungen zurück
Um 9.30 Uhr am Donnerstag hatte der lange erwartete Prozess im Amtsgericht Düsseldorf begonnen. Seit Metzelder im September 2019 aus der Sportschule Hennef geführt wurde, ist nichts mehr, wie es vorher war. Er selbst sagte vor Gericht, "der Tag der Razzia und die Berichterstattung war eine Zäsur in vielerlei Hinsicht gewesen". Sein Image ist zerstört, Geschäftspartner zogen sich zurück, die ARD legte die Zusammenarbeit auf Eis. Metzelder war in den Jahren zuvor für sein soziales Engagement vielfach ausgezeichnet worden. So ist er Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und des Landesverdienstordens Nordrhein-Westfalen.
Alle Auszeichnungen will der heute 40-Jährige zurückgeben, verkündete er vor Gericht. "Aus Respekt vor bisherigen und künftigen Preisträgern."
Mit Real Madrid gewann Christoph Metzelder die spanische Meisterschaft.Bild: augenklick/firo Sportphoto / firo Sportphoto
Man sah und hörte es Metzelder an seiner Stimme an, dass ihm die Vorwürfe und der heftige mediale Druck zusetzen. Gleichzeitig wirkte der Ex-DFB-Star auf eine gewisse Weise sehr gefasst und bestimmt, etwa bei seiner Ankündigung, alle Auszeichnungen zurückzugeben. Diesen Eindruck untermauerte auch sein Anwalt. "Herr Metzelder hat nun mitbekommen, dass in der Rolle als Angeklagter eine Aufklärung vor Gericht psychisch doch sehr belastend ist."
Darum geht es im Prozess
Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Christoph Metzelder ist angeklagt wegen des Besitzes (in einem Fall) und der Weiterleitung (in 29 Fällen) von kinder-und jugendpornografischen Schriften. Er soll drei Frauen 27 Bilder und zwei Videos per Whatsapp gesendet haben. Insgesamt sollen sich sogar 297 Dateien mit kinder-und jugendpornografischem Inhalt auf seinem Handy befunden haben. Dabei soll er die Bilder von öffentlich zugänglichen Seiten haben und Screenshots dieser verschickt haben. Der Gesetzesrahmen liegt bei einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis fünf Jahren.
Laut Anklage der Staatsanwaltschaft soll er in der Zeit von Juli bis September im Rahmen einer Unterhaltung mit einer Frau über sexuelle Handlungen und Vorlieben zehn Bilder von Mädchen und Jungen im Alter unter 14 Jahren verschickt haben. Einer weiteren Frau habe er weitere 16 Bilder und zwei Videos übersandt und einer dritten Frau ein weiteres Bild, so der Vorwurf.
Bei der Beweisvorlage der Staatsanwaltschaft wurde auch klar: Der Ex-Profi soll die Dateien nicht nur am Abend, sondern selbst tagsüber um 11 Uhr verschickt haben. Die Beschreibungen der Materialien gleichen sich dabei immer wieder: Es geht um oralen, analen und vaginalen Geschlechtsverkehr zwischen gleichaltrigen Kinder oder Kindern mit Erwachsenen. In einem Fall war sogar von einem Kleinkind die Rede.
Metzelder ist stolz auf seine
ehrenamtliche Arbeit
Schon im Vorfeld hatte sein Anwalt Ulrich Sommer in einem Interview bei RTL fast alle Vorwürfe eingeräumt und erklärt, dass Metzelder ein Doppelleben nach der Fußballkarriere gelebt habe und selbst erschrocken gewesen sei, dass das überhaupt möglich sei. In einem Interview mit dem ZDF erklärte Sommer aber auch: "Er wird sich seiner Verantwortung stellen." Er ging vor dem Prozess jedoch davon aus, dass Metzelders Handy nicht als Beweis verwertet werden darf und forderte deshalb einen Freispruch.
Nach der Verlesung der Anklagepunkte durfte sich der Ex-Nationalspieler kurz zu seiner Person äußern und umriss grob seine Kindheit, Karriere und ehrenamtliche Arbeit, auf die er weiterhin sehr stolz sei. Er sprach über die Christoph-Metzelder-Stiftung, die zusätzliche Bildungsangebote für Kinder in prekären Stadtteilen anbietet und mittlerweile unter einem anderen Namen arbeitet, und seine Tätigkeit als Vorsitzender und Nachwuchstrainer seines Heimatklubs TuS Haltern.
Das Amtsgericht hatte betont, dass der 40-Jährige bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens als unschuldig gilt.
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