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WM 2022

WM in Katar: WIe auch der DFB Teil der Sportswashing-Kampagne der Fifa ist

31.05.2022 - Fussball - DFB - Nationalmannschaft Deutschland - Training in Herzogenaurach - / HMB / JuBe - Im Bild: Die Spieler der deutschen Nationalmannschaft beim Training *** 31 05 2022 Football D ...
Die deutsche Nationalmannschaft ist aktuell im Trainingslager in Herzogenaurach. Bild: www.imago-images.de / IMAGO/Sportfoto Zink
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Sportswashing der Fifa bei der WM in Katar: Wieso auch der DFB Teil einer unsäglichen Kampagne ist

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In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv für watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
04.06.2022, 13:3028.01.2023, 09:36

Inzwischen haben auch die Oberen des DFB begriffen, dass sie eine Imagekampagne brauchen, die den DFB und seine Nationalmannschaft davor bewahrt, als unkritischer Mitspieler des Fifa-Sportswashing-Programms bei der Fußball-WM in Katar zu wirken.

"Damit hilft letztlich jeder, der da mitspielt dabei, Katar als normalen Staat erscheinen zu lassen."

Man hat deshalb medienwirksame Weiterbildungsangebote für die Nationalspieler und deren Betreuer organisiert. Bereits zum zweiten Mal. Zuletzt Anfang dieser Woche in den Räumen des Ausrüsters in Herzogenaurach. Die Nationalspieler hörten eine Stunde lang ausgewählten Experten zu, die ihre Einschätzungen zur Menschenrechtslage in Katar präsentierten. Gefragt oder diskutiert wurde im Kreise der Fußballer während dieser Veranstaltung nicht. Dafür wurde dieses Event professionell inszeniert.

Die Botschaft für die Öffentlichkeit lautet: Schaut her, wir informieren uns!

Fanforscher Harald Lange.
null / Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 53-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Sportveranstaltungen verbessern Lage der Menschenrechte nicht

Für mich wirkt so etwas skurril. Weshalb wird ein Weiterbildungsangebot derart öffentlich in Szene gesetzt? Weshalb fragen und diskutieren die, um die es geht (Nationalspieler), bei dieser Gelegenheit nicht mit? Weshalb wird immer noch so getan als könne man die Menschenrechtslage in Qatar akzeptieren? Wer glaubt nach den Erfahrungen der WM 2018 in Russland tatsächlich immer noch daran, dass der Fußball auch nur ansatzweise politische oder humane Reformen in den Ausrichterländern anstoßen kann? Genügt es zu wissen, dass in Katar nicht alle Menschen die gleichen Rechte bekommen? Ist es okay, dort trotzdem Fußball zu spielen? Auch wenn man weiß, dass man genau dadurch zentraler Baustein im Mosaik des Fifa-Katar-Sportwashing Programms wird?

Die Popularität des Fußballs ist bestens geeignet, um sich mit seiner Hilfe eine "weiße Weste" zu waschen. Neben China und Russland sind es vor allem Staaten aus der Golfregion, die sogenanntes Sportswashing betreiben.

Die Ausrichtung internationaler Großveranstaltungen bietet nicht nur Medienpräsenz, sondern vor allem die Gelegenheit, das Image des jeweiligen Staats aufzupolieren. Am Beispiel der Olympischen Winterspiele in Sotschi (2014) und der Fußball-WM in Russland (2018) können wir erkennen, wie gewaltig diese Imageverbesserung ausfallen kann. Vor allem dann, wenn Sportler, Funktionäre, Sponsoren und Politiker brav mitspielen und so tun, als sei im betreffenden Land alles okay und normal.

FUSSBALL WM Qualifikation 2022 - ARCHIVBILD: WM 2018 FINALE Frankreich - Kroatien 15.07.2018 FIFA-Praesident Gianni Infantino li, Schweiz und Praesident Wladimir Wladimirowitsch Putin re, Russland mit ...
Fifa-Präsident Gianni Infantino (l.) und Russlands Präsident Wladimir Putin währen der WM 2018. Bild: www.imago-images.de / ULMER/Markus Ulmer

Jeder WM-Teilnehmer hilft, Katar als normalen Staat wirken zu lassen

Nach Russland ist nun Qatar an der Reihe. Sonnt sich im Schatten einer Fußball-WM und sammelt Punkte für sein Image. Damit will man weltweit politischen und wirtschaftlichen Einfluss gewinnen und nach dem Vorbild Russlands sollen die dunklen Flecken auf der Ebene der Menschenrechte mindestens übermalt, vielleicht sogar gewaschen werden.

Die 6000 toten Bauarbeiter auf den WM-Baustellen und der Umgang mit deren Hinterbliebenen aus den armen Gastarbeiterländern führen uns die schreckliche Geringschätzung gegenüber bestimmten Menschen vor Augen.

Ja, es geht in Qatar um unseren Umgang mit Menschenrechten. Und ja: Wir wissen, dass in diesem Land Frauen nicht die gleichen Rechte wie Männer haben, dass es deshalb auch keine Strukturen im Mädchen- und Frauenfußball gibt. Außerdem wissen wir, dass Homosexualität dort schlicht verboten ist und internationale Journalisten berichten regelmäßig über Gängelungen und Kontrollen, die zeigen, dass neben der Pressefreiheit auch die Freiheit Andersdenkender untergraben wird.

"Die Popularität des Fußballs ist bestens geeignet, um sich mit seiner Hilfe eine 'weiße Weste' zu waschen."
Kolumnist Harald Lange

Vor diesem Hintergrund trifft auch die WM Teilnahme der Deutschen Nationalmannschaft auf Kritik und Ablehnung. Die WM wirkt auf uns so wie sie geplant ist: als Baustein einer Imagekampagne. Damit hilft letztlich jeder, der da mitspielt dabei, Katar als normalen Staat erscheinen zu lassen. Ganz so wie Thomas Müller es nach dem ersten Bildungsseminar der Nationalmannschaft in Sachen Menschenrechte auf den Punkt gebracht hat:

"Es geht natürlich im Großen und Ganzen um Menschenrechtsverletzungen, die grundsätzlich in jedem Land auftreten – auch in Deutschland."

Solche DFB-Seminare stehen mindestens im Verdacht als indirekte Verlängerung der Fifa-Katar-Sportswashing-Kampagne zu wirken. Wenn wir solche Veranstaltungen tatsächlich als ernst gemeintes Bildungsangebot verstehen wollen, dann müssen wir nochmal ganz von vorn beginnen!

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