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"Hogwarts Legacy": Wie gut ist das neue Harry-Potter-Spiel?

Wer magische Tiere mag, kann auch mal auf einem Hippogreif ans Meer fliegen.
Wer magische Tiere mag, kann auch mal auf einem Hippogreif ans Meer fliegen.warner bros games
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"Hogwarts Legacy": Wie gut – und divers – ist das neue Harry-Potter-Spiel?

19.02.2023, 12:5921.02.2023, 14:18
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Endlich bekomme ich den Brief, auf den ich so viele Jahre gewartet habe: die Einladung von Hogwarts, der Schule für Zauberei und Hexerei. Digital, nicht per Eule. Für alle Fans der J.K.Rowling Bücherreihe "Harry Potter" dürfte mit der Vollendung des Open-World-Games "Hogwarts Legacy" ein kleiner Kindheitstraum in Erfüllung gehen. Denn welches Kind träumte Anfang der 2000er nicht davon, der Welt der Muggel nach Hogwarts zu entfliehen? Nun ist das, zumindest auf dem PC oder der PlayStation 5 möglich.

Natürlich nur, solange man es geschafft hat, die neue Konsole, eine in der Spielewelt schon länger knappe Ressource, zu ergattern. Ich habe diese Hürde glücklicherweise schon Anfang des Jahres gemeistert wie ein guter Muggel und kann mich nun voll und ganz der Zauberei widmen.

Nach jahrelanger Vorfreude – die Entwicklung des Spiels begann bereits 2017 – kann ich nun selbst eintauchen in die magische Welt der Zauberer und Hexen, der Alraunen (schreiende Pflanzen) und Thestrale (Gruselpferde mit Flügeln), Zaubertränke und Drachen. Das Spiel "Hogwarts Legacy" ist allerdings so konzipiert, dass auch Harry-Potter-Neulinge keine Probleme haben, in die Zaubererwelt einzusteigen.

Natürlich darf man sich bei Ollivander auch den perfekten Zauberstab heraussuchen.
Natürlich darf man sich bei Ollivander auch den perfekten Zauberstab heraussuchen.screenshots/warner bros games

Eine Woche lang haben wir das Spiel auf der PlayStation 5 schon getestet und verraten euch, ob sich der Kauf lohnt.

Zwar muss man in "Hogwarts Legacy" leider auf den berühmten Harry Potter selbst verzichten, da das Spiel schon einige Jahrhunderte früher, zur Zeit der Koboldaufstände im 16. Jahrhundert angesiedelt ist. Dies tut dem spielerischen Vergnügen aber keinen Abbruch. So steuert man also statt Harry eine:n neue:n Hexe oder Zauberer, die zum fünften Schuljahr nach Hogwarts wechselt.

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Beim Erstellen des Charakters fällt positiv auf, dass man zwischen verschiedenen Hautfarben und Stimmlagen entscheiden kann, die eigene Geschlechtsidentität ist also frei wählbar. Außerdem ist Sirona, die Wirtin der Gaststube "Die Drei Besen", eine queere Person. Dies dürfte ein wichtiges Detail sein für manch eine:n Kritiker:in der Autorin J.K.Rowling, die sich des Öfteren transfeindlich auf Twitter äußert. Zwar war Rowling selbst nicht an der Spieleentwicklung beteiligt, sie bekommt aber Geld für die Nutzungslizenz ihrer Harry-Potter-Fantasiewelt.

Kleiner Diversity-Kritikpunkt: Unterschiedliche Körperformen gibt es leider nicht, alle Figuren sind schlank.

Kobolde sind richtig fiese Gegner – mit den richtigen Tricks aber zu schaffen.
Kobolde sind richtig fiese Gegner – mit den richtigen Tricks aber zu schaffen. screenshots/warner bros games

Neues Abenteuer: Koboldaufstand statt Voldemort

Mit meinem Charakter geht es dann auch schon los ins Abenteuer. So wie aus den Romanen gewohnt, startet auch das Spiel gleich mit einer Beinahe-Katastrophe, die unser:e Held:in direkt ins Abenteuer führt und alle Pläne über den Haufen wirft. Und scheinbar besitzt auch unsere Figur, ähnlich wie einst Harry Potter, ungeahnte und seltene magische Kräfte. Diese mysteriöse "alte Magie" soll helfen, das große Rätsel zu lösen, hinter dem auch der fiese Kobold Ranrok her ist.

Ranrok führt den – eigentlich berechtigten – Aufstand der Kobolde gegen die Unterdrückung durch Zauberer an. Allerdings setzt dieser Kobold dabei Gewalt ein. Glücklicherweise steht uns unser Mentor Professor Fig im Kampf gegen die Bösewichte tatkräftig zur Seite, genauso wie unsere Hogwarts-Freunde.

Wegen meines kleinen Abenteuers bei der Anreise nach Hogwarts komme ich im Spiel schließlich zu spät zur Einweihungsfeier, darf aber trotzdem den Sprechenden Hut aufsetzen und schaffe es nach der Beantwortung der Fragen sogar ins Haus Gryffindor. Die Entscheidung des Huts kann man aber auch selbst beeinflussen.

Ein Grafikvergnügen auf höchstem Niveau

Am nächsten Tag wacht man im reich verzierten Gemeinschaftssaal des jeweiligen Hauses auf. Spätestens da kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus: Die Grafik bei "Hogwarts Legacy" ist absolut überwältigend. Das Spiel besticht auf der PS5 durch eine unglaublich detailreiche und liebevolle Gestaltung – vor allem im Schloss selbst weiß man gar nicht, wohin man zuerst schauen soll: Es gibt opulente Wandteppiche, plappernde Portraitfiguren auf Wandgemälden und magische Deckengewölbe. Hin und wieder zischt ein Geist durch die Wände, spielen Schüler:innen einen Streich oder bitten dich um Hilfe.

Das Spielerlebnis bei "Hogwarts Legacy" ist wahrlich magisch.
Das Spielerlebnis bei "Hogwarts Legacy" ist wahrlich magisch.screenshots/warner bros games

Zwar gibt es bei der Grafik vereinzelt noch einige Probleme mit Lichtreflexionen, doch bisher wurden kleine Bugs schnell behoben – zumindest auf der PlayStation. PC-Spieler klagen seit der – extra bezahlten – Early-Release-Version über Ruckler, Fehler in der Grafik und Logik. Vieles davon scheint jedoch inzwischen behoben worden zu sein.

Während des Spiels lohnt es sich, nicht nur stur der Storyline zu folgen, sondern auch einmal innezuhalten. So entdeckt man nicht nur das ein oder andere Rätsel, sondern sieht, dass der steinerne Drache am Eingang sich räkelt und Rauch schnaubt, die Ritterrüstungen sich kabbeln und der Schüler nebenan einen Heuler von seinen Eltern bekommt. Auch die Gespräche der Mitschüler zu belauschen, ist unterhaltsam und manchmal sogar nützlich. Die Dialoge sind extrem witzig – "Ab und zu wirke auch ich einen kleinen Haushaltszauber" – oder klug "Welcher Zauber wohnt schon Erwartbarem inne?"

Es gibt viel zu entdecken, darum ist der nützlichste und am häufigsten verwendete Zauberspruch wohl "Revelio": Denn er zeigt nicht nur versteckte Schatztruhen mit Ausrüstung oder Geld an, sondern auch "Handzettel" mit Informationen über Hogwarts, die die Spieler:innen sammeln sollen. Die kleinen, versteckten Rätsel und Nebenquests, die man allerorts im Schloss findet, sind ein netter Zeitvertreib und nicht zu schwer.

Memes finden sich zu "Hogwarts Legacy" bereits zuhauf.
Memes finden sich zu "Hogwarts Legacy" bereits zuhauf.9gag

Wenn man der Hauptstory folgt, wird es jedoch schnell ernst und die Gegner:innen zahlreich. Die Steuerung des Spiels ist dabei intuitiv und einfach. Sogar wer, wie ich, bei Kämpfen schnell hektisch wird, kommt klasse mit den Tastenkombos bei Zauberspruch-Kämpfen klar und gewinnt seine Duelle. Das liegt auch daran, dass der Spieler behutsam und Schritt für Schritt an Kampfsituationen herangeführt wird und genug Gelegenheit zum Üben in stressfreien Situationen bekommt.

Große Open-World mit vielen Abenteuern

Eigentlich wäre schon das Hogwarts-Schloss alleine genug für ein ganzes Spiel. Doch die Welt auf der Karte, die wir erkunden können, ist riesig. Nicht nur das liebevoll gestaltete Dorf Hogsmeade gefällt mir, auch die freie Außenwelt sieht super aus. "Hogwarts Legacy" kann hier durchaus mit Open-World-Giganten wie "Red Dead Redemption" mithalten.

Zwar kann man nicht so extrem viel mit seiner Umgebung interagieren wie bei "Red Dead Redemption" (RDR2), aber auch außerhalb der Schlossmauern warten einige kleine Rätsel und Nebenquests. Dabei erfährt man viele spannende Dinge über die Zaubererwelt – man darf die Rätsel von Zauberer Merlin lösen, der ebenfalls Schüler in Hogwarts war und erfährt von der Existenz anderer Zauberschulen wie Uaguadoul.

An dieser war unsere Mitbewohnerin Nelly, bevor sie nach Hogwarts kam und damit ist sie schon einmal ein spannenderer Charakter als meiner. Denn abgesehen von der alten Magie bleibt meine Hauptfigur etwas seicht, die monotone weibliche Stimme tut da ihr Übriges. Auch die Mimik meiner und der anderer Figuren im Spiel überzeugt nicht ganz und bleibt hinter RDR2 zurück.

Beim neuen Hogwarts-Spiel geht es nicht nur ums Kämpfen, sondern auch ums Zaubern.
Beim neuen Hogwarts-Spiel geht es nicht nur ums Kämpfen, sondern auch ums Zaubern.screenshots/warner bros games

Trotz etwas fadem Charakter wird es aber so schnell nicht langweilig beim Spielen des Open-World-Spektakels, denn du bekommst als Spieler:in allerhand Aufgaben übertragen und es werden hohe Erwartungen gestellt an einen Neuankömmling im fünften Schuljahr.

Nebenbei gehst du aber, ganz in Harry-Potter-Manier, auch ohne deinen Mentor Professor Fig auf Erkundungstour, zum Beispiel in die Verbotene Bibliothek – und setzt dich nicht ganz ungefährlichen Situationen aus. Dazu gehören geheime Gänge, Kerkergewölbe und natürlich auch der Verbotene Wald.

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