Sie ist wieder da! Helene Fischer feierte dieses Jahr ihr großes Comeback: Drei Jahre nach ihrem letzten Album "Helene Fischer" veröffentlichte die Schlagersängerin am 15. Oktober 2021 ihr neues Album "Rausch". Begleitet wird ihre Albumveröffentlichung von mehreren TV-Formaten.
Einen Tag nach dem Release von "Rausch" lief auf ZDF der 60-minütige Musikfilm "Im Rausch der Sinne", in dem Helene Fischer ihre neuen Songs präsentierte. Einen Monat später lief auf Sat.1 die von Stefan Raab produzierte Show "Helene Fischer – Ein Abend im Rausch". In der Sendung performte sie ihre neuen Songs auf der Bühne und wurde außerdem von Steven Gätjen interviewt.
Am kommenden Samstag zeigt Vox nun um 20.15 Uhr die dritte Helene-Fischer-Show im Fernsehen. In der Dokumentation "Helene Fischer. 15 Jahre im Rausch des Erfolgs" wird auf die Karriere der Sängerin zurückgeblickt. Diese wird von Wegebegleitern kommentiert und Helene Fischer selbst kommt in einem Interview mit Janin Ullmann zu Wort.
Eins haben alle diese drei Sendungen gemeinsam: Die Musik von Helene Fischer steht im Vordergrund. Und die 37-Jährige hat einmal mehr bewiesen, dass sie es immer noch drauf hat. Ihr neues Album "Rausch" landete in Deutschland wieder auf Platz eins.
Doch trotz des Erfolgs – nicht alle Fans sind begeistert von den neuen Liedern des Schlagerstars. Und auch das Auftreten der Schlagersängerin wird von einigen Anhängern kritisch beäugt. Watson hat die Kritik der Fans unter die Lupe genommen und auch mit Experten darüber gesprochen.
Wenn man sich die Rezensionen zu Helene Fischers Album bei Amazon durchliest, fällt auf, dass viele Fans "die alte Helene" vermissen:
Diese drei Meinungen zeigen gut, was einige treue Anhänger stört: Die Lieder auf Helene Fischers neuem Album klingen für viele anders als ihre früheren Hits wie "Ich will immer wieder...dieses Fieber spür'n", "Die Hölle morgen früh" oder "Atemlos". Das ist aber noch nicht alles, was die Fans kritisieren. Auf Promo-Fotos für ihre aktuelle Platte posiert Helene Fischer sehr lasziv und leicht bekleidet – für viele sind die sexy Fotos ein ungewohnter Anblick.
So urteilt unter anderem ein Follower: "Das passt meiner Meinung nach nicht zu Helene." Und ein anderer meint enttäuscht: "Natürlichkeit ade." Man kann Helenes neue Musik und neuen Stil geradezu als Pop- und Sex-Offensive deuten – wie man jedoch liest, findet das nicht bei jedem Anklang.
Medienexpertin Janine Griffel kann den Unmut der Fans verstehen. Gegenüber watson erklärt sie:
Ist "Rausch" von Helene Fischer also als klare Abkehr vom Schlager zu sehen? Drei Punkte untermauern diese Vermutung.
Wenn man sich anschaut, welche Songschreiber und Komponisten an Helene Fischers Album "Rausch" mitgewirkt haben, erlebt man einige Überraschungen: Auf der Platte ist kein einziger Song von Helene Fischers bisherigen Team vertreten. So ist zum Beispiel kein Lied von Jean Frankfurter dabei. Der deutsche Komponist und Produzent wirkte zwischen 2006 und 2017 an allen Alben von Helene Fischer mit und war verantwortlich für Hits wie unter anderem "Phänomen", "Fehlerfrei" oder auch "Marathon".
Eine Schlagersängerin, die bisher an Helene Fischers Erfolg maßgeblich beteiligt war, war Kristina Bach: Sie steckt zum Beispiel hinter dem Überhit "Atemlos". Aber sie war auch für andere Lieder wie "Flieger", "Ich glaub dir hundert Lügen" und "Lass mich in dein Leben" verantwortlich. Dieses Mal gibt es jedoch kein Lied von ihr. Auch Tobias Reitz, der bereits mehrfach mit Helene zusammengearbeitet hat, fehlt dieses Mal als Autor.
Die einzigen Autoren, mit denen Helene Fischer bereits vor "Rausch" kooperierte, sind Robin Haefs, Konstantin Scherer, Vincent Stein, Fabian Römer und Thorsten Brötzmann. Sie wirkten 2017 bereits an Helene Fischers gleichnamigen Album mit.
Trotzdem gewinnt man den Eindruck, dass sich Helene Fischer von ihrer alten Schlager-Vergangenheit lösen oder zumindest distanzieren möchte. Auch in ihrem Interview mit "Die Zeit" setzt sie sich kritisch mit ihren früheren Liedern auseinander:
Und weiter erklärt sie, dass sie erst mit ihrem Album "Helene Fischer" angefangen habe, persönlicher zu werden.
Diesen Prozess hat Helene mit ihrem aktuellen Album fortgesetzt. Sie arbeitete nicht nur mit anderen Autoren und Produzenten zusammen, sondern taucht zum ersten Mal selbst vermehrt in den Credits auf. Dazu Helene: "Das war für mich eine großartige Erfahrung und Bewusstseinserweiterung, weil ich nicht wusste, ob ich dazu überhaupt in der Lage bin."
Helene Fischer ging mit ihrem neuen Album auf jeden Fall Risiken ein – das sieht auch Medienexpertin Janine Griffel so. Es sei mutig, sich von alten Wegbegleitern zu trennen:
In seiner unautorisierten Biografie über Helene Fischer von 2014 behauptet Conrad Lerchenfeldt, dass sie geweint habe, als sie von ihrem heutigen Manager Uwe Kanthak gesagt bekam, sie müsse Schlager statt Pop machen. Gegenüber "Die Zeit" hat sie diese Anekdote nun bestätigt. "Es war nicht direkt nach dem Gespräch, aber als ich merkte, dass ich mich entscheiden muss, war ich tatsächlich ein bisschen verzweifelt", erinnert sie sich zurück. Natürlich sei sie mehr an Pop als an Schlager interessiert gewesen.
Janine Griffel sieht in dieser Aussage einen weiteren Affront gegen ihre Anhänger:
Künstler-Manager Freddy Freibeuter hingegen würde dem Zitat von Helene Fischer nicht so viel Bedeutung beimessen. Er gibt zu bedenken: "Man kennt ähnliche Aussagen ja auch aus der Vergangenheit von anderen Schlagerinterpreten. Eine solche Aussage polarisiert natürlich immer etwas, ich denke aber nicht, dass sie dem Schlager bzw. Helene Fischer schaden wird. Sehen wir doch, dass sich sowohl der Schlager, wie auch die Interpreten hier in eine modernere Richtung entwickeln."
Musikexpertin Marina Forell findet es nicht wichtig, ob Helene Fischer Schlager schlimm findet oder nicht, denn:
Wie bereits erwähnt, liefen dieses Jahr viele Sendungen im Fernsehen, die sich mit Helene Fischer und ihrer Musik befassten. Zusätzlich hatte sie Auftritte in der Neuauflage von "Wetten, dass..?" und in dem Format "Klein gegen Groß". Doch trotz neuem Album trat sie dieses Jahr in keiner einzigen klassischen Schlager-Show auf. Sie fehlte sowohl beim "Schlagerboom" als auch in der Sendung "Das Adventsfest der 100.000 Lichter", obwohl sie in den vergangenen Jahren dort regelmäßig zu Gast war. Selbst zur Schlagerstrandparty zu Florian Silbereisens 40. Geburtstag ließ sich Helene nicht blicken, obwohl das Ex-Paar nach ihrer Trennung einen freundschaftlichen Umgang miteinander pflegt.
Dementsprechend enttäuscht äußerten sich Schlager-Fans in den sozialen Netzwerken: Sie vermissen "ihre" Helene. So wurden zum Beispiel während der Ausstrahlung vom "Schlagerboom" folgende Tweets abgesetzt: "Ich habe ja wirklich gedacht, dass da heute Helene auftritt", "Wirklich schade, dass Helene heute nicht dabei war, das wäre das Highlight gewesen" und "Wohl doch keine Helene heute...." Als die Show "Das Adventsfest der 100.000 Lichter" lief, waren folgende Kommentare auf Twitter zu finden: "Eigentlich warten wir nur auf Helene Fischer" oder "Mit Helene wäre das Lied besser."
Auf Nachfrage von watson, warum Helene nicht beim "Adventsfest" aufgetreten ist, antwortete der MDR:
Wie ist Helene Fischers neue Ausrichtung, sowohl musikalisch als auch stilistische zu deuten? Freddy Freibeuter findet: "Sicherlich geht das neue Album von Helene Fischer noch ein Stück mehr in Richtung Pop, ich würde aber nicht soweit gehen und sagen, dass Helene Fischer sich damit vom Schlager abgewandt hat."
Musikexpertin Marina Forell zieht in diesem Zusammenhang folgendes Fazit:
In einem Punkt sind sich alle Experten jedoch einig: Helene Fischer war "ein Geschenk" für den Schlager. Laut Janine Griffel trug sie dazu bei, das Genre aus dem verstaubten Keller zu holen und massentauglich zu machen. Allerdings fügt die Expertin deshalb auch hinzu: "Warum sie sich jetzt diesem Rausch hingegeben hat, ich verstehe es nicht."