Groß war die Euphorie, als Stefan Raab letztes Jahr sein Comeback feierte und mit "Du gewinnst hier nicht die Million" an den Start ging. Tatsächlich bescherte die Show dem Streaming-Dienst von RTL viele neue Abos. Doch die Talfahrt begann, als die Show ins lineare Programm wanderte.
Die Quoten sanken von Woche zu Woche, sodass RTL nach weniger als einem Jahr die Notbremse zog und "DGHNDM" absetzte. Im Zuge eines millionenschweren Vertrags bleibt Raab bei dem Sender aktiv, bei weiteren Formaten muss allerdings dringend umgedacht werden.
Die finale Ausgabe von "DGHNDM" am 11. Juni kann auch nichts mehr retten. Alle Beteiligten dürften froh sein, einen Schlussstrich zu ziehen.
In den letzten Wochen leitete RTL eine Eventisierung der Show ein. Zum Abschied wird ein "Bachelor"-Special präsentiert, zumal die Kuppelshow nächste Woche den abendlichen Sendeplatz am Mittwoch einnimmt.
Doch wer ein berauschendes Finale erwartet, wird enttäuscht. Zu Beginn macht sich Raab über Julian Nagelsmanns Oberlippenbart lustig und nimmt, mal wieder, Harald Glööckler ins Visier.
Heidi Klums "GNTM" bekommt ebenfalls sein Fett weg, wie Reality-Sternchen Alessia Herren. Raab sucht sich die leichtesten Opfer aus und arbeitet sich an Oberflächlichkeiten ab, seit den 90ern hat sich die Welt für ihn nicht weitergedreht. Für große Teile des Publikums aber offensichtlich schon.
Später in der Sendung nehmen die neuen Bachelors Martin Braun und Felix Stein auf dem Sofa Platz, die Raab trotz unterschiedlicher Kopf- und Gesichtsbehaarung angeblich nur schwer auseinanderhalten kann.
Auch seine Fragen an das Duo zeugen von offensichtlichem Desinteresse an dem Dating-Format. Ob die beiden mit unterschiedlichen Frauen vor der Kamera geknutscht hätten, will der Gastgeber wissen – als gehöre das nicht zum Konzept.
Fazit: Wer schon vor dieser Ausgabe keine Lust auf "Die Bachelors" hatte, hat es jetzt dreimal nicht.
Ein bisschen Sexismus gibt es obendrauf. Raab blendet in einer Szene alle Rosen-Anwärterinnen der Staffel ein und meint, sein Typ sei nicht dabei. Auf die Nachfrage, was denn sein Typ sei, entgegnet der 58-Jährige: "klug" – ein Attribut, das auf seinen Humor jedenfalls auch nicht gerade zutrifft.
Wer bis zum Spielteil der Sendung nicht eingeschlafen ist, darf beglückwünscht werden. Eine kuriose Szene gibt es immerhin ganz zum Schluss. Raab verabschiedet sich in die Sommerpause und verweist auf eine neue Ausgabe von "Stefan & Bully gegen irgendson Schnulli" am 23. August. So weit, so (gerade noch) plausibel.
Dann wird es spannend: "Im September geht's hier weiter", verkündet der Entertainer, offenbar bezogen auf "Du gewinnst hier nicht die Million" ... obwohl diese Show bekanntlich abgesetzt ist.
Eine mögliche Erklärung: Die Ausgabe wurde aufgezeichnet, bevor das Aus offiziell war – und niemand dachte daran, das Ende nochmal neu zu drehen oder den besagten Satz zumindest herauszuschneiden.
Fakt ist jedenfalls: Die Raab-Pause bei RTL wird allen guttun. Der Sender will weitere Formate mit der TV-Ikone produzieren und dann Comedy und Gameshow trennen. Ob das alle Probleme löst, darf bezweifelt werden.