
Solche Bilder werden wir dieses Jahr nicht sehen: ESC-Fans schwenken Fahnen der Teilnehmerländer.Bild: dpa / Jörg Carstensen
Musik
Normalerweise ist das Finale des Eurovision
Song Contest der TV-Abend des Jahres, der Europa vereint. In diesem
Jahr dürfte er nach der Absage der eigentlichen Musikshow aus
Rotterdam wegen der Corona-Krise das Publikum gewaltig spalten.
Deutsche Fernsehzuschauer haben am 16. Mai die Qual der Wahl zwischen
einem deutschen ESC-Finale aus Hamburg und im Anschluss einer
niederländischen Ersatzshow aus Hilversum in der ARD sowie einem von
ProSieben und Stefan Raab auf die Beine gestellten "Free European
Song Contest" in Köln. Doch der Reihe nach und im Einzelnen.
So will die ARD den ESC-Ersatz aufziehen
Die ARD plant nach der Absage des ESC 2020 nun ein nationales
Finale der Musikshow mit eigenem Voting. In der Show "Eurovision Song
Contest 2020 – das deutsche Finale live aus der Elbphilharmonie"
präsentiert Barbara Schöneberger am 16. Mai vor leeren Rängen
zwischen 20.15 und 22 Uhr ein Finale mit zehn ESC-Teilnehmern aus Europa und den anderen Teilnehmerländern aus diesem Jahr, wie NDR am Sonntag
mitteilte, der die ESC-Show organisiert. Einige dieser Halbfinalisten treten auf der Elphi-Bühne
auf. Welche das sind, blieb zunächst unklar.
Auch Ben Dolic, der für Deutschland ins Rennen gegangen wäre,
singt sein Lied "Violent Thing". Dabei soll sich sein Auftritt so nah
wie möglich an der Inszenierung orientieren, die für Rotterdam
geplant war. ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber und sein
Team hatten dafür den Choreografen von Musikstar Justin Timberlake engagiert.
In einem Voting können die Zuschauer schließlich den "deutschen
Sieger der Herzen" küren. Der deutsche Beitrag kann dabei, wie gewohnt, nicht gewählt werden. Während des Votings singt Michael Schulte, der
2018 für Deutschland den vierten Platz beim ESC in Lissabon holte.
Welche zehn von den 40 Teilnehmerländern neben Deutschland im
Finale sind, ermittelt ein Halbfinale, das es eine Woche zuvor geben
soll. Es läuft am 9. Mai um 20.15 Uhr im ARD-Kanal One, in der
Mediathek, im Netz auf funk.net, bei Youtube und bei eurovision.de.
Internationale Ersatz-Show muss warten – Lena kommt zurück
Im Anschluss an die deutsche ESC-Ersatzsendung am 16. Mai will
das Erste dann – zeitversetzt – ab 22 Uhr die internationale
Ersatz-Live-Show "Europe Shine A Light" aus dem niederländischen
Hilversum übertragen. Die Show beginnt dort eigentlich um 21 Uhr.
Darin sollen alle Künstler geehrt werden, die 2020 in Rotterdam
aufgetreten wären. Zudem sind Schalten über den Kontinent, viel Musik
und Überraschungsaufritte geplant, wie der NDR weiter mitteilte. Moderator Peter Urban und Sänger Michael Schulte kommentieren. Im Anschluss
nach Mitternacht will das Erste dann das ESC-Finale von 2010 in Oslo
wiederholen, bei dem Lena mit "Satellite" für Deutschland siegte.
Der NDR freute sich in einer Mitteilung:
"Der Eurovision Song Contest 2020 in Rotterdam ist abgesagt – es lebe der Eurovision Song Contest! An zwei Samstagabenden bietet der NDR alles, was den ESC so einzigartig macht – große Songs und Gefühle, Glamour und die Wahl zum Sieger der Herzen."
Wem das alles dennoch nicht gefällt, der kann auch die
Alternative bei ProSieben wählen. Dort sollen am 16. Mai ab 20.15 Uhr
deutsche Musiker mit Bezug zu den Teilnehmerländern auftreten.
Raab-Produktion als Alternative
Den
sogenannten "Free European Song Contest" moderieren Dragqueen Conchita
Wurst (die 2014 für Österreich den ESC gewann) und Steven Gätjen.
Show-Altmeister Stefan Raab produziert die Show. Mit Schützling Lena Meyer-Landrut
gelang Raab vor zehn Jahren der Sieg für Deutschland.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz können Zuschauer per
Telefon und SMS abstimmen. Die zu vergebenden Punkte orientieren sich
dabei am klassischen ESC-Modus. Sprich: Höchstpunktzahl ist die 12.
Unter anderem soll zur Punktevergabe live in alle
Teilnehmerländer geschaltet werden. Wie viele Länder es sind, blieb
bislang unklar. Lokale "Sympathisanten" des Wettbewerbs vergeben die
jeweiligen Punkte, also eine Art Jury. Die Musiker selbst treten nach
ProSieben-Angaben in einem Kölner Studio auf. Es soll also kein
riesiges Reiseaufkommen geben. ProSieben versichert, dass bei der
Show alle "aktuellen gesetzlichen Auflagen" erfüllt werden.
Großes Durcheinander – auch, weil es ums Geld geht
Das ganze ESC-Kuddelmuddel begann damit, dass die Europäische
Rundfunkunion EBU am 18. März bekanntgab, den Song Contest wegen des
Coronavirus erstmals seit 1956 ausfallen zu lassen. Der Wettbewerb
war in Rotterdam geplant, weil 2019 die Niederlande gewonnen hatten.
Bald darauf kamen Wünsche für einen Pandemie-geeigneten ESC-Ersatz
auf. Auch die ARD bemühte sich laut Unterhaltungschef Schreiber um
ein Alternativ-Konzept, bei dem jedes der 41 Länder inklusive
Australien seinen Interpreten selbst auf eine Bühne gebracht hätte.
Dafür habe es in Europa aber keine Mehrheit gegeben, bedauerte
Schreiber. Die holländischen Kollegen setzten stattdessen ihr "Europe
Shine A Light"-Konzept um.
Der Grund dafür, dass es kein europaweites
Voting bei diesem Ersatz-Event gibt, soll versicherungstechnisch
sein. Eine Show, die dem eigentlichen ESC zu nahe käme, gefährdet
demnach Ausfallzahlungen der Versicherung des
Veranstalters.
(pcl/dpa)
Yeliz Koç bahnte sich ihren Weg ins deutsche Fernsehen einst durch ihre Teilnahme beim "Bachelor". Es folgten zahlreiche weitere Formate, unter anderem suchte sie bei "Make Love, Fake Love" nach Mr. Right – zwischenzeitlich sogar mit Erfolg. Heute ist sie nicht mehr nur als Reality-Star bekannt, sondern auch als Influencerin auf Social Media tätig.