Abtreibungen sind nach wie vor ein großes Streitthema. In einer Petition forderten kürzlich mehr als 100 prominente Frauen die Abschaffung von § 218 StGB, der den Abbruch einer Schwangerschaft mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bedenkt. Eine Expertenkommission der Bundesregierung empfiehlt, Abtreibungen in der Frühphase der Schwangerschaft zu legalisieren, doch die Bundesregierung zögert bislang.
Die ProSieben-Moderatorin Jeannine Michaelsen ("Wir gegen die! Die Kebekus Geschwister Show") hat bereits in sehr jungen Jahren eine Abtreibung vornehmen lassen. In einem neuen Interview spricht sie offen wie nie über ihre Erfahrungen.
Wer abtreibt, ist oft einer Stigmatisierung ausgesetzt, sehr schnell werden Schwangere für ihre Entscheidung verurteilt – bei einem Beratungsgespräch erlebte Jeannine Michaelsen ein regelrechtes Fiasko.
"Es war das schlimmste Beratungsgespräch, das ich in meinem Leben jemals geführt habe", offenbart die Moderatorin bei "Bunte". Sie habe eine katholische Institution aufgesucht und sei mit heftigen Vorwürfen konfrontiert worden. Konkret wurde ihr vorgehalten:
Zwar sei ihr am Ende der erforderliche Zettel ausgestellt worden, "aber was sich an mir vorher noch nicht wie der letzte Mensch der Welt angefühlt hatte, hat es dann getan". Eine Schwangere, die den Eingriff verlangt, muss sich vor dem Termin in einer staatlich anerkannten Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle beraten lassen, aber dies machte für Jeannine Michaelsen sogar alles nur noch schlimmer.
Jetzt möchte sie dieser "unfassbar schwierigen Entscheidung, die von so vielen ungewollt Schwangeren getroffen werden muss, ein Gesicht geben". Sie selbst war damals erst 18 und nach eigenen Angaben "massiv überfordert" – auch, weil sie sich niemandem anvertrauen konnte:
Die aktuelle Gesetzgebung hält Jeannine Michaelsen aus mehreren Gründen für problematisch. So werde der "Eingriff nicht im Medizinstudium gelehrt. Deswegen können immer weniger Mediziner:innen ihn vornehmen". Hinzukommt, dass die Beratungsstellen, die konsultiert werden müssen, "nicht überall vorhanden" seien. Auch seelische Unterstützung ist nach Einschätzung der Moderatorin oft nur schwer zu finden. "Das kann nicht sein."
Viele Jahre später bereut sie den Schwangerschaftsabbruch bei sich nicht. "Das, was es mit mir gemacht hat, ist Teil meiner Geschichte und gehört zu mir dazu. Es macht mich aber nicht zu einem schlechten Menschen", stellt sie vielmehr klar.