Das harte Urteil, das Richterin Deborah Taylor am Southwark Crown Court am Freitag für Tennis-Legende Boris Becker aussprach, bewegt die Öffentlichkeit. Die Anteilnahme ist riesig. Das ändert jedoch nichts am Urteil – und Tochter Anna Ermakova zeigt sich schockiert darüber, dass ihr Vater ins Gefängnis muss.
Eigentlich hätte die 22-Jährige alles dafür getan, damit ihr Vater nicht einsitzen muss, wie sie gegenüber Bild preisgibt. Sie hatte sogar noch ans Gericht geschrieben. Vergeblich.
Tennis-Legende Boris Becker muss ins Gefängnis. Am Freitag ist er von einem Gericht in London wegen mehrerer Insolvenzstraftaten zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Davon muss der 54-Jährige die Hälfte absitzen, bevor er den Rest auf Bewährung in Freiheit verbringen darf, wie Richterin Deborah Taylor am Southwark Crown Court entschied.
Tochter Anna Ermakova bleibt fassungslos zurück, wie sie gegenüber "Bild" sagt: "Ich bin wirklich in einem Schock, dass mein Vater zu zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden ist." Sie werde ihren Vater besuchen, wann immer sie könne. Nach der Urteilsverkündung lässt die 22-Jährige tief in ihre Gefühlswelt blicken und äußert Sorgen um ihren erst zwölf Jahre alten Bruder Amadeus:
Das Urteil lässt nicht nur die Familie fassungslos zurück.
Boris Becker erhält nach seiner Verurteilung auch vonseiten anderer Prominenter viel Anteilnahme. "Für den Menschen Boris tut es mir leid", sagte etwa der frühere Fußballmanager Reiner Calmund. "Boris hat die härtesten Matches überstanden. Ich wünsche ihm, dass er auch diese Zeit meistert."
Auch der Deutsche Tennis Bund (DTB) will weiter zu dem dreimaligen Wimbledon-Sieger halten: "Wir nehmen das Urteil mit Respekt und Bedauern zur Kenntnis und wünschen ihm alles Gute für die nächste Zeit", sagte Verbandspräsident Dietloff von Arnim am Freitag in München. "Wir stehen an seiner Seite."
Becker wurde am Freitag umgehend in Gewahrsam genommen. Er hat nun 28 Tage Zeit, um gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen. "Boris Becker war unser aller Idol", sagte Modedesigner Harald Glööckler der "Bild". "Egal, ob man mit Tennis etwas anfangen konnte oder nicht, hat man sich damit beschäftigt. Er wurde regelrecht in den Himmel gehoben - und nun der Absturz ins Unendliche." TV-Moderatorin Verona Pooth wünschte Becker ebenfalls viel Kraft.
"Boris Becker ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der deutschen Tennisfamilie. Seine Verdienste sind und bleiben einzigartig", erklärte DTB-Präsident von Arnim. Becker habe im Tennis national und international Großes geleistet. "Zuletzt unterstützte er den Deutschen Tennis Bund als Head of Men's Tennis im Leistungs- und Jugendsportbereich und erwies sich in dieser Zeit als große Bereicherung und Förderer unseres Sports."
Der deutsche Tennisspieler Oscar Otte, der beim ATP-Turnier in München am Freitag das Halbfinale erreichte, sagte, Beckers Verurteilung sei schade und traurig "weil es ist die Tennis-Legende in Deutschland – und er hat Tennis-Deutschland zu Tennis-Deutschland gemacht mit seiner Leistung".
Moderator Jörg Kachelmann twitterte: "Ich hätte ihm gewünscht, dass ihm das erspart bleibt. Ich hoffe, dass alle seine Nächsten weiter zu ihm halten."
Zumindest dieser Wunsch dürfte sich erfüllen.
Becker war am Freitag wie bei jeder Sitzung in Begleitung seiner Partnerin Lilian De Carvalho Monteiro erschienen; das Paar hielt Händchen, als es an zahlreichen Fotografen und Kameraleuten vorbei ins Gericht ging. Beckers ältester Sohn Noah trug eine gepackte Reisetasche, die zu Becker in den Glaskasten gestellt wurde, in dem sich der Angeklagte aufhalten musste.
Die breite Anteilnahme ist sicherlich hilfreich für die Familie. Dafür zeigt sich Tochter Anna Ermakova unter anderem in ihrer Instagram-Story dankbar. Dort schreibt sie: "Danke euch für all die Unterstützung."
Becker, der in London lebt, wurde 2017 gerichtlich für zahlungsunfähig erklärt. Daraufhin musste er den Insolvenzverwaltern sein Vermögen offenlegen - dabei ließ er aber nach Einschätzung des Gerichts wichtige Teile aus. Eine Jury sprach den Deutschen vor drei Wochen in vier von 24 Anklagepunkten schuldig.
Die Laienrichter gelangten zu der Ansicht, dass Becker eine Immobilie in seinem Heimatort Leimen (Baden-Württemberg) im Schätzwert von rund 1,2 Millionen Euro verschleierte, unerlaubterweise insgesamt 427.000 Euro auf andere Konten überwies sowie Anteile an einer Firma für künstliche Intelligenz im Wert von 78.600 Euro und eine Darlehensschuld in Höhe von 825.000 Euro verschwieg. Am Freitag folgte dann das Urteil durch die Richterin in London.
(ast / mit Material von dpa)