Noch vor gut 200 Jahren gehörte es für die arbeitende Bevölkerung zum ganz normalen Alltag, in der Woche hundert Stunden zu arbeiten. Erste Modelle, die sich für mehr Freizeit und klar geregelte Arbeitszeiten einsetzten, entwickelte das Ford-Unternehmen erst Anfang des 20. Jahrhunderts.
Heute gehört die 40-Stunden-Woche in Westeuropa und den USA zum absoluten Standard, der Begriff "9 to 5" hat sich für den klassischen Büroalltag weltweit etabliert. Immer mehr beginnt aber vor allem die jüngere Generation, dieses Modell anzuzweifeln und geht – wie aktuell eine US-Amerikanerin auf Tiktok – mit teils dramatischen Appellen an die Öffentlichkeit.
In einem Video von Ende Dezember sitzt Suzi Guidroz in ihrem Auto und spricht aufgebracht in die Kamera, während sie hektisch einen großen Burger auspackt. "Können wir bitte normalisieren, dass man bei einem 9-to-5-Job fett und hässlich wird?", beginnt sie ihre Ansprache an die Tiktok-Community.
Was folgt, scheint eine Menge aufgestauter Wut über eine fehlende Work-Life-Balance im eigenen Leben zu sein. "Das Letzte, was ich nach einem langen Tag tun möchte, ist auf einem Laufband joggen zu gehen oder einen schönen Spaziergang zu machen", schreit die 23-Jährige wütend in ihr Smartphone.
Suzis Tiktok-Account dreht sich für gewöhnlich um Beauty-Content aller Art und verschiedenste Versionen von Get-Ready-With-Mes. Ein wiederkehrendes Motiv darin scheint allerdings zu sein, dass die junge Frau sich aufregt. Neben "Get ready with me complaining edition" finden sich hier Beschwerden über das eigene Liebesleben, über Fragen von Bekannten oder auch einfach über das Leben an sich.
Mit ihrer neusten Beschwerde in Richtung des modernen Kampfes zwischen Arbeit und Freizeit dürfte die Influencerin aber bei vielen einen Nerv getroffen haben. Das Video hat mittlerweile mehr als 800.000 Aufrufe – und damit mehr als zehnmal so viele wie der Durchschnitt von Suzis Videos.
"Ich weiß ja, dass ich mich durch Sport besser fühlen würde", gibt sie zu. Nach der Arbeit verspüre sie aber einfach den Wunsch, sich mit einer großen Pizza und Netflix auf der Couch zu verkriechen. "Und ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin", erklärt sie zum Ende des Videos.
In den Kommentaren stimmt jedenfalls eine Mehrheit der Nutzer:innen Suzi zu. "Ich mache jetzt seit einem Jahr einen Bürojob und habe Diabetes bekommen, weil ich nicht mehr aktiv bin", berichtet etwa eine Userin. "Das ist so zutreffend, dass es wehtut", meint eine andere zu Suzis Erzählungen.
Zum Teil finden sich unter dem Video aber auch Ratschläge an Menschen, die wie Suzi mit dem Bürojob zu kämpfen haben. Einige Nutzer:innen erzählen von ihrer eigenen Routine, den Sport vor die Arbeit zu legen oder diesen als Belohnung nach der Arbeit anzusehen.
Zumindest Suzi scheint sich für das neue Jahr entsprechende Vorsätze genommen zu haben, zu Jahresbeginn zeigt sie auf Tiktok stolz ihre Erfolge aus dem Fitnessstudio.