Ihre Dschungel-Tage füllen die "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!"-Kandidaten aktuell mit lästern, meckern, Reis-Bohnen-Gerichten, noch mehr lästern und vor sich hin dösen. Dabei tragen die verbliebenen elf D-Promis mit ihrem generellen Nichtstun sogar zum Wachstum der australischen Wirtschaft bei. Gut, zumindest indirekt.
Denn das Dschungelcamp spült nicht nur jede Menge Geld in die Kassen von RTL – rund fünf Millionen Menschen schalten jeden Abend ein – sondern lässt auch reichlich Moneten im Produktionsland Australien. In New South Wales realisiert ITV dort zwei Sendungen jährlich: Das deutsche Dschungelcamp mit RTL sowie das britische Pendant "I'm a celebrity... get me out of here!".
Wie viel die Produktion einer Staffel genau kostet – darüber schweigen die Sender. Summen von um die 30 Millionen Euro kursierten in den vergangenen Jahren durchs Netz.
Wie viel die Produktionsfirma aber genau vor Ort ausgibt, geht aus einem watson vorliegenden Dokument von 2016 hervor, mit dem sich ITV (damals noch Granada) bei den zuständigen Behörden um die Verlängerung der Drehgenehmigung im australischen Örtchen Dungay bewarb.
So gibt die Firma in dem Papier an, dass die Vor-Ort-Produktion von beiden Shows zusammen umgerechnet rund 13 Millionen Euro kostet. Geld, das der australischen Wirtschaft zugute kommt.
Ihre Millionen-Ausgaben listen die TV-Macher im Detail weiter auf:
"Wir versuchen, alle Crewmitglieder aus Deutschland und Großbritannien im Umkreis [des Dschungelcamp-Geländes, Anm. d. Redaktion] unterzubringen", erklären die Produzenten in dem Dokument. Die Gesamtsumme für die Hotelkosten würde jährlich gut 682.000 Euro betragen. Die Übernachtungskosten im noblen "Palazzo Versace" für Kandidaten und deren Begleitpersonen sind in der Aufstellung übrigens nicht berücksichtigt.
Den größten Betrag lässt die Produktion im "Mantra Twin Towers Hotel" in Coolangatta: 248.000 Euro kostete 2016 die Unterbringung von 123 Crewmitgliedern.
Die jeweiligen Dschungelcamp-Moderatoren-Duos nächtigen tatsächlich nicht übertrieben luxuriös, wie aus dem Papier hervorgeht: Sonja Zietlow und Daniel Hartwich sowie ihre britischen Kollegen Anthony McPartlin und Declan Donnelly wurden ins 4-Sterne-Hotel "The Beach Cabarita" und in die "Tweed Ultima"-Apartments einquartiert.
Die Produktionsfirma legt laut eigenen Angaben Wert darauf, ortsansässige Mitarbeiter einzustellen. So würden rund 80 Australier aus der Umgebung für die Show arbeiten, unter anderem als Kameramänner, Fahrer, Techniker und Tischler. Über 30 von ihnen würden seit mehr als fünf Jahren oder darüber hinaus bei ITV unter Vertrag stehen. Als Set-Runner würden vor allem ortsansässige Studenten eingestellt, die "innerhalb einer sehr kurzen Zeit sehr gutes Geld verdienen".
"Die Mitarbeiter geben außerdem Geld für Aktivitäten, Entertainment, Sportangebote und private Einkäufe vor Ort aus", heißt es in dem Bericht weiter.
ITV besteht darauf, dass man sich das für die Produktion benötigte Equipment nicht aus Übersee einfliegen lässt, sondern lieber in Australien vor Ort shoppt. Unter anderem kauft die Produktion bei "Tropical Fruit World", "Gorilla Gear", im Ein-Euro-Shop "Dinki Di Discounts" in Murwillumbah ein oder holt sich frische Fisch-Snacks bei "Scales Seafood.
Ein Anwohner aus der Region bestätigte dies in einem Brief an den zuständigen "Tweed Shire Council": "Ich erzähle immer noch gerne diese Geschichte, dass ich bei 'Murwillumbah Foodworks' einmal der ITV-Crew begegnet bin. Sie hatten mehrere Einkaufswagen vollgeladen und über 1200 australische Dollar (740 Euro) im Shop gelassen. Diese Geschichte wurde unter den lokalen Einzelhändlern weiter getragen, die sich sehr darüber freuen, dass ITV tatsächlich vor Ort einkauft."
Um sich bei den Australiern noch etwas beliebter zu machen, spendet die Dschungelcamp-Produktionsfirma auch regelmäßig an öffentliche Einrichtungen. Unter anderem hätten sie die Pfadfinder-Gruppe von Murwillumbah seit 2011 mit Sachgeschenken unterstützt, ebenso die Dungay Public School, von der sich ITV auch kurzfristig Equipment ausgeliehen hätte.
Außerdem auf dem Spendenzettel: die Wollumbin High School und das "Wedgetail Retreat"-Hospiz. Vor neun Jahren erneuerten die TV-Macher für umgerechnet 110.000 Euro die Zufahrtsstraße zum Dschungelcamp-Gelände. Zudem würde ITV regelmäßig Studenten auf dem Produktionsgelände herumführen, um ihnen zu zeigen, "wie eine internationale TV-Produktion funktioniert."