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Am Freitag, 21. April, begrüßte Jan Böhmermann die Zuschauer wieder zu seiner gewohnten Late-Night-Satire. Dieses Mal stand der Führerschein im Fokus. Doch nicht die üblichen Herausforderungen beim Autofahren wurden thematisiert, sondern ein dunkles Kapitel der Fahrschule: Sexismus und sexuelle Belästigung im Fahrschulauto.
Eigentlich sollten junge Frauen wie alle anderen auch in einer Fahrschule das Autofahren lernen. Die Kosten für einen Führerschein befinden sich im Rahmen von 2600 bis 3500 Euro. Der Preis für einige Fahrschülerinnen ist noch viel höher: sie wurden von ihren Fahrlehrern sexuell belästigt.
Die Sendung thematisiert, wie Männer mit jungen Frauen alleine in Autos sitzen und ihre Macht ausüben. In vielen Fällen sollen sich männliche Fahrlehrer unangemessen und sexistisch verhalten haben. Die Erfahrungsberichte der Journalistinnen vom "ZDF Magazin Royale" sind schockierend:
Eine andere anonymisierte Stimme berichtet: "Er legte die Hand auf meine und fragte mich öfter, ob ich nach der Fahrstunde noch mit ihm in die Bar komme." Der Bundesverband Frauenberatungsstellen sagt, dass es etliche Fälle von jungen Frauen gibt, die von ihren Fahrlehrern sexuell belästigt wurden. Es besteht ein Abhängigkeitsverhältnis, denn der Fahrlehrer bestimmt, wo hingefahren wird.
Ein besonders schlimmer Fall von sexueller Nötigung soll auf einem leeren Parkplatz und einem Waldstück stattgefunden haben, das extra angefahren wurde. Dort waren die jungen Frauen den Fahrlehrern wohl ausgeliefert.
In Göttingen steht ein 57-jähriger Fahrlehrer vor Gericht. Er soll laut Staatsanwaltschaft in mindestens 33 Fällen Fahrschülerinnen sexuell belästigt haben. In Kiel wurde ein Fahrlehrer für schuldig befunden, er hat eine 17-Jährige sexuell genötigt. Böhmermann kommentiert die Angelegenheit so:
Die "taz" berichtet, nur wenige Schülerinnen würden zur Polizei gehen und nur wenige Fahrlehrer würden verurteilt werden. Daher wollen Fahrschülerinnen lernen, sich selber zu wehren: Die Fahrschulgemeinschaft Braunschweig will künftig Selbstverteidigungskurse anbieten. "Man hätte auch 'Hört auf Fahrschülerinnen sexuell zu belästigen Kurse' für Fahrschullehrer anbieten können", so der ZDF-Satiriker.
Nach der Sendung berichten Frauen auf Twitter von ihren schlimmen Erfahrungen:
"In Fahrschulen können wir Männer uns heute noch so benehmen, wie früher nur am Samstagabend im ZDF“, sagt Böhmermann. Danach werden unangemessene Ausschnitte von Thomas Gottschalk aus seiner "Wetten, dass..?" Zeit eingeblendet. Darin berührt er mehrere Frauen – einschließlich ihrer Brüste und nackten Oberschenkeln –, zieht neben einer Frau seine Hose aus und macht sexistische Bemerkungen. Die Unbehaglichkeit der Frauen ist eindeutig.
Kurt Bartels, der Vorsitzende des Fahrschulverbands, sagte, dass es sich bei sexuellen Übergriffen um Einzelfälle handele, da sonst die Fahrerlaubnisbehörde darauf aufmerksam geworden wäre. Bartels ist dafür bekannt, unangemessene Postings über Frauen in Autos auf Instagram und Facebook abzusetzen.
Das "ZDF Magazin Royale" hat bei den Behörden nachgefragt, wie weit Diskriminierung, Belästigung und sexuelle Nötigung in Fahrschulen verbreitet sind. Dabei wurde klar, dass diese Behörden keine genauen Zahlen haben. Es seien keine Fälle von sexuellen Übergriffig aktenkundig, heißt es vom Sächsischen Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Dieses Amt ist für die Überwachung der Fahrschulen in Sachsen zuständig und konnte keine Fälle von sexuellen Übergriffen in den letzten zehn Jahren bestätigen.
"Lesen die keine sächsische Zeitung?", fragt Böhmermann sein Publikum. Die Zeitung berichtete im Dezember 2021 von einem Fahrlehrer, der eine Fahrschülerin gegen ihren Willen auf den Mund geküsst haben soll. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. „Es gibt ihn noch, diesen Ort, wo Cancel Culture und Woke keine Chance haben. Wenn Sie ein richtiger Mann sind und klare Machtstrukturen lieben […], werden sie einfach Fahrlehrer“, sagt Böhmermann mit sarkastischem Unterton.
