Lijana Kaggwa ist davon überzeugt, dass die nächste "Germany's next Topmodel"-Staffel nicht mehr so ablaufen kann wie all die Jahre zuvor. Kurz vor dem diesjährigen Finale veröffentlichte die einstige Finalistin von 2020 ein Video, das hohe Wellen schlug. Sie warf Heidi Klum und der "GNTM"-Produktion vor, Kandidatinnen zu manipulieren und psychischer Gewalt auszusetzen.
Im Zuge dessen wurden auch alte Clips aus der ProSieben-Show herausgekramt, die beweisen sollten, dass es mit dem aktuellen Diversity-Ansatz nicht allzu weit her ist. Als schließlich auch Youtuber Rezo begründete Kritik an "GNTM" übte, sah sich Heidi wohl gezwungen, sich zu äußern. Sie versicherte dem Publikum, dass sie trotz allem weitermachen wolle wie bisher.
Dass das möglich ist, hält allerdings ihr ehemaliger Schützling Lijana für unwahrscheinlich – und dazu will sie selbst einen entscheidenden Anteil geleistet haben, wie sie im Interview mit Holger Kreymeier für dessen Show "Die Mediatheke" klarstellt.
Kreymeier spricht Lijana gleich zu Beginn des Gesprächs auf die vermeintlich gescheiterte Aktion gegen ProSieben und "GNTM" an. Wahrscheinlich werde es in wenigen Monaten eine neue Staffel geben, das Konzept des Castingformats werde offenbar nicht verändert. Daraufhin gibt die ehemalige Kandidatin allerdings zu verstehen: "Ich bin gespannt, ob das alles so weitergehen kann. Ob das so funktioniert."
Immerhin wüssten nun nicht nur die Zuschauer:innen darüber Bescheid, wie es hinter den Kulissen bei "GNTM" vermeintlich zugeht, sondern auch sämtliche zukünftige Kandidatinnen – davon, dass sich alle von ihnen ihre Videos im Vorfeld angeschaut haben, geht Lijana aus. Sie fährt im Gespräch fort:
Deswegen sei sie auch "gespannt, inwieweit das Konzept sich noch hält, wenn die Kandidatinnen darüber Bescheid wissen."
Lijana kam durch die Show zunächst zu zweifelhafter Bekanntheit – sie musste, so behauptete sie in ihren Youtube-Beiträgen, als Zicke der Staffel herhalten. "Die meisten Follower, die ich nach dem Finale bekommen habe, musste ich mir schwer erarbeiten. Denn nur, weil man mich kennt, folgt man mir nicht. Und vor allem: Nur, weil man mich kennt, bucht man mich noch lange nicht", beschreibt sie die Monate nach dem Finale bei der "Mediatheke".
Auf ihre Kritik folgten juristische Konsequenzen: ProSieben wollte von Lijana, dass sie eine Unterlassungserklärung unterschreibt und forderte sie auf, die Videos mit den Vorwürfen zu löschen. Im Juli fiel das Urteil in besagtem Fall – unter anderem darf sie nun nicht mehr behaupten, dass beispielsweise die Füße von diversen Kandidatinnen in der Vergangenheit eingecremt worden seien, um sie zum Stürzen zu bringen.
Weiterhin darf sie jedoch behaupten, dass bei den "GNTM"-Dreharbeiten "ganze Handlungen vorgeschrieben" werden. Laut der "Süddeutschen Zeitung" begründete das Landgericht Hamburg den Entschluss damit, dass "dies im allgemeinen Verständnis nicht nur die Vorgabe von Dialogen umfasse, sondern das Einwirken auf das gesamte Verhalten der Teilnehmerinnen zum Zwecke der filmischen Verwertung."
Klar ist jedoch, dass die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Lijana und der "GNTM"-Produktion noch nicht vorbei ist – ein zweites Verfahren sei bereits eingeleitet worden. Auch, weil Lijana wusste, dass sie einen langen Atem brauchen würde, um die Vorwürfe und das Nachspiel durchzuhalten, ließ sie sich rund zwei Jahre mit der Veröffentlichung Zeit, erklärt sie Kreymeier auf dessen Nachfrage.
(cfl)