Kurz vor den bayerischen Landtagswahlen steigt die Bezirkstagskandidatin Freia Lippold-Eggen aus der AfD aus und äußert: "Die AfD nutzt die Schwächen der Demokratie, um sie abzuschaffen, genau wie es die NSDAP 1933 gemacht hat." Mit ihrer Haltung konfrontierte sie Parteimitglieder auf einer AfD-Veranstaltung in Dresden.
Am 4. Oktober war sie bei "Stern TV" zu Gast, wo sie von Moderator Steffen Hallaschka mit kritischen Nachfragen konfrontiert wurde.
Sie kenne den Rechtsdruck mittlerweile aus eigener Erfahrung und ist an der Haltung der Parteiwähler:innen in Dresden interessiert. "Ich bin ausgetreten, weil ich in Bayern einen Rechtsdruck verspüre und Angst habe, dass zu radikalen Lösungen gegriffen wird und nicht zu demokratischen", sagt Lippold-Eggen zu einem Veranstaltungsbesucher. "Die Migration ist das Schlimmste. Wir sind doch schon halb Afrika", entgegnet dieser. Auch Aussagen anderer Besucher:innen ähneln dieser rechtspopulistischen Haltung.
Nach eigenen Aussagen ist Freie Lippold-Eggen im Jahr 2017 der AfD aufgrund der Euro-Krise und der Politik von Angela Merkel beigetreten. Im Laufe der Zeit entwickelte sie aber zunehmend Bedenken hinsichtlich der politischen Ausrichtung der AfD. "Es hieß, alle Ausländer sind schlecht, Schwule und Lesben machen unsere Kinder kaputt, die Rentner müssen alle Pfandflaschen sammeln und Klimawandel gibt es gar nicht", berichtet sie. Ihre größte Sorge sei jedoch der wachsende Rechtsdruck in Bayern gewesen. Sie reflektiert ihre damalige Nähe zu Björn Höcke:
"Ich bin der Meinung, wenn der Rechtsdruck mit dieser Partei so weiter geht, dann sollte die AfD verboten werden", fordert Lippold-Eggen. Nach dem "Stern TV"-Einspieler sitzt sie im Studio neben FDP-Politker Gerhart Baum. Dieser hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der AfD auseinandergesetzt. Sein Standpunkt: Die alten Nazis sind wieder da.
"Ich bin seit 70 Jahren in der Politik und so eine Radikalisierung habe ich noch nie erlebt. Eine Partei, die so beständig überall gewählt wird, immer stärker wird. Auch außerhalb der Partei ist ein starker Rechtsextremismus zu verzeichnen. Was ist da los in diesem Land?", führt Baum besorgt aus.
Moderator Hallaschka berichtet, dass viele Mitglieder:innen der AfD behaupten, sie würden lediglich falsch verstanden werden. Im Wahlkampf in Bayern hat der AfD-Kandidat Johann Maier den Slogan "AfD – Alles für Deutschland" plakatiert. Diese Parole ist in Deutschland verboten und findet ihren Ursprung in der SA, der Sturmabteilung der NSDAP. "Das ist Absicht und Strategie, um die Leute mitzunehmen, die total unzufrieden sind", erklärt Lippold-Eggen.
Björn Höcke ist in Deutschland angeklagt, da er dieselbe Parole benutzte. Die ehemalige AfD-Politikerin Freia Lippold-Eggen posierte auf einem Foto mit Höcke und bezeichnete sich selbst als "Team Höcke". Als Moderator Hallaschka sie damit konfrontiert, kommentiert er: "Das macht ihre AfD-Kritik jetzt nicht glaubwürdiger, muss ich ehrlicherweise sagen."
Lippold-Eggen weist eine Verbindung zu Höcke von sich, Sie versucht, ihre "Team Höcke"-Aussage herunterzuspielen und zu rechtfertigen. Sie behauptet, dass sie dies gesagt habe, weil Herr Meuthen damals in einen Finanzierungsskandal verwickelt gewesen sein soll. "Es war jetzt nicht ganz so günstig von mir", gibt sie immerhin zu.
Die Geschichte von Peter Döbler passt daher perfekt zum Tag der Deutschen Einheit, der am Vortag dieser "Stern TV"-Sendung gefeiert wurde. Als ehemaliger DDR-Bürger widersetzte er sich dem damaligen Regime und nahm einen besonderen Fluchtweg, um in den Westen zu gelangen. Im Juli1971 schwamm der Chirurg Peter Döbler von Kühlungsborn in Richtung der Ostseeinsel Fehmarn.
Kurz vor seinem Ziel wurde er von Urlaubern aus dem Wasser gezogen. Für die 50 Kilometer dorthin benötigte er 25 Stunden. Am Abend des 25. Juli 1971 entdeckte eine Streife Döblers zurückgelassene Kleidung am Strand. Patrouillenboote wurden sofort ausgeschickt und gegen Mitternacht schienen sie ihn geortet zu haben. Suchscheinwerfer tasteten sich bis auf 60 Meter an ihn heran, aber Döbler konnte sich durch Abtauchen retten.
Seine Beweggründe waren für viele ehemaligen DDR-Bürger:innen nachvollziehbar: "Ich habe gelernt zu kämpfen und mir keine politische Ansicht aufzwingen zu lassen", so Döbler. Weiter erklärt er: "Ich hatte eine Portion Wut im Bauch und das hat meine Kräfte mobilisiert." Er sei damals zunächst vom Sozialismus überzeugt gewesen, doch die Umstände im Kommunismus hätten ihn umgestimmt, führt er weiter aus.
Er verbrachte sechs Monate damit, sich auf seine Flucht vorzubereiten, und legte dabei hunderte von Kilometern zurück, damit am Tag der Flucht alles reibungslos verläuft. Ein paar Tage vor der Flucht nahm er eine achtminütige Sprachnachricht auf, die seine anstehende Flucht ankündigte. Hätte man diese vor seiner Flucht gefunden, wäre Döbler im Gefängnis gelandet.
"In der Zwischenzeit sind mir die Augen geöffnet worden, was es heißt Sozialismus zu leben. Nämlich das Aufgeben aller persönlichen Meinungen. Ich habe versucht, diese in politischer Hinsicht nicht aufzugeben und habe bemerken müssen, dass ich dadurch auch ein gewisses Abstellgleis geschoben wurde", heißt es in der Memo aus dem Jahr 1971.
Im Studio berichtet er von seiner mutigen Flucht und von seiner heutigen Sichtweise: "Als ich das gehört habe, habe ich überall Gänsehaut bekommen. Aber ich dachte mir auch: Du warst ziemlich frech, als du das aufgenommen hast." Moderator Steffen Hallaschka würdigt Döblers Geschichte und bilanziert: "Ihre Geschichte ist eine Erinnerung daran, dass unsere Freiheit nicht selbstverständlich ist."