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Ex-BVB-Profi Subotić gibt sich geläutert bei "Lanz": "Ich empfinde Scham"

Der ehemalige BVB-Star Neven Subotić ist heute als Stiftungsleiter tätig und trauert seiner Zeit als Fußballspieler nicht nach.
Der ehemalige BVB-Star Neven Subotić ist heute als Stiftungsleiter tätig und trauert seiner Zeit als Fußballspieler nicht nach.Bild: ZDF screenshot
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Ex-Fußballer Subotić gibt sich geläutert bei "Lanz": "Ich empfinde Scham"

08.09.2022, 12:11
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Im Studio bei Markus Lanz wird über surreale Fußballgelder, die Problematik der Entwicklungspolitik und internationalen Beziehungen diskutiert. Dabei liegt der Fokus auf der westlichen und chinesischen Entwicklungshilfe in Afrika – und darauf, wie sehr sie sich voneinander unterscheiden.

Heute im Studio anwesend:

  • Neven Subotić (Stiftungsleiter, Ehemaliger Fußballprofi)
  • Gordon Repinski (Journalist, Ex-Entwicklungshelfer)

Ein ehemaliges Leben: Autos, Frauen und Partys

Große Kritik übt der ehemalige Fußballprofi Neven Subotić an seiner eigenen Person zu den Hochzeiten seiner Fußballkarriere. Er habe sich aus der sportlichen Leistung das Recht genommen, alles zu machen, was er will. Ihm wurde das eingetrichtert und auch so vorgelebt, berichtet er. Die Anleitung zum richtigen Leben habe ihm zu dieser Zeit gefehlt. Er habe gesehen, wie Kollegen im Regelfall immer zwei Autos hatten. Mit seiner ersten Sonderzahlung sei er geradewegs ins nächste Autohaus, um ebenfalls zwei Autos zu kaufen. Heute sehe er die Dinge differenzierter:

"Wenn ich mein Leben, wie ich es jetzt führe, vergleiche mit der Zeit während meiner besten Phase bei Borussia Dortmund, dann empfinde ich Scham, dass ich diese Figur war."

Damals sei ihm das Thema Gerechtigkeit nicht bewusst gewesen. Auch mit der Ausbeutung von Menschen und Ressourcen habe er sich bis zum Ende seiner Profi-Karriere nicht beschäftigt. Dabei habe er selber in seiner Kindheit und Jugend oft Ungerechtigkeit erleben müssen.

1989 flüchteten er und seine Familie von Serbien nach Deutschland, sie erhielten hier keine Asylberechtigung oder andere Schutzmaßnahmen, durften über zehn Jahre nicht das Bundesland verlassen, nicht arbeiten und bekamen letztendlich zehn Jahre später eine Ausreiseaufforderung. Nach einem Aufenthalt in den USA ist die Familie wieder nach Deutschland zurückgekehrt und Subotić konnte somit seiner Fußballkarriere nachgehen.

Markus Lanz, Neven Subotić und Gordon Repinski sprechen über die Herausforderungen der Entwicklungspolitik.
Markus Lanz, Neven Subotić und Gordon Repinski sprechen über die Herausforderungen der Entwicklungspolitik.Bild: ZDF screenshot

Kritik an der steigenden Kommerzialisierung des Fußballs

Moderator Markus Lanz greift den Gerechtigkeitsbegriff erneut auf: Zwei Millionen Euro pro Jahr habe Subotić mit dem Fußball verdient. Man sieht im Blick des ehemaligen Fußballprofis, dass er diese Summe unangemessen findet. "Geld ist für mich ein Mittel für Gerechtigkeit geworden", stellt er klar. Er habe mit der Zeit gelernt, dass er nicht allein ist und mit seinem Konsumverhalten der Gesellschaft schadet. Teil dieser Gesellschaft sei er nämlich ebenfalls.

Des Weiteren stellt Lanz fest, dass allein in diesem Jahr die Top 5 Fußballvereine 4,5 Milliarden Euro für Transfers gezahlt haben sollen. "Wenn ich solche Zahlen höre… der Zug für den Fußball ist von der Gesellschaft schon lange abgefahren", so Subotić. Das ganze Geld werde woanders gebraucht und habe mit dem Sport nichts mehr zu tun, führt er aus.

Die Herausforderungen der Entwicklungspolitik

Heute ist Neven Subotić hauptberuflich Stiftungsleiter und unter anderem für viele Projekte in Äthiopien verantwortlich. Der Fokus seiner Stiftung liegt dabei immer darauf, die Wirtschaft im Land anzukurbeln und nicht nur eine mittelfristige Hilfe zu leisten. Letzteres sei ein weit verbreitetes Phänomen in den großen Hilfsorganisationen, so Markus Lanz. Dem stimmt der Journalist Gordon Repinski zu.

Und er muss es wissen, denn er war jahrelang in afrikanischen Ländern als Entwicklungshelfer beschäftigt. Dass das im Grunde genommen ein bürokratischer Bürojob ist, sei ihm damals noch nicht klar gewesen. "Da läuft grundlegend etwas schlecht und das schon zu lange", berichtet Repinski. Viel zu lange habe er in bedeutungslosen Meetings und Workshops gesessen, anstatt vor Ort wirkliche Entwicklungshilfe zu betreiben. Er erklärt weiter:

"Entwicklungszusammenarbeit besteht zu einem großen Teil aus dem Ziel, dass die Entwicklungsgelder ordentlich abfließen."

Der Westen würde viel Geld an Berater zahlen, damit die Projekte gemacht werden. Vor Ort würde man kaum im Problemfeld arbeiten, sondern zusehen, dass die Entwicklungsgelder in Form von bürokratischer Arbeit abfließen zu können. Als Beispiel nennt Repinski einen Workshop, der ein paar Tage vor Projektschluss abgehalten wurde, um das Restgeld ausgeben zu können. "Irgendwann gibt es eine Jahresgrenze, da wird dann ein Strich gemacht, jetzt muss das Geld weg."

Journalist Gordon Repinski war als Entwicklungshelfer tätig.
Journalist Gordon Repinski war als Entwicklungshelfer tätig.Bild: ZDF screenshot

Das Ziel sei es, bestimmte Tagessätze an die paar Privilegierten im Lande zu zahlen und das Entwicklungsland dann zu verlassen. Er habe ganz oft nicht gewusst, was danach noch in diesem Land passiert ist. Ein sinnvolles Projekt durchzuführen stünde nicht im Interesse der westlichen Entwicklungshilfe. Die Vorgehensweise sei auf Dauer schädlich und bringe lokal gar nichts.

Die Beziehung zwischen China und Afrika

Die westliche Entwicklungshilfe würde der lokalen Wirtschaft nur schaden und ihnen die Lebensgrundlage nehmen, meint Subotić. Dementsprechend arbeiten afrikanische Staatsherren lieber mit chinesischen Partnern zusammen. Die Chinesen seien in 35 afrikanischen Ländern sehr stark vertreten und finanzieren so viel wie die nächsten sieben Länder in der Rangliste zusammen.

"Sie machen es anders, sie sind interessiert an Rohstoffen, bieten dafür Infrastruktur und mischen sich politisch nicht ein", erklärt Repinski. Der Westen würde anders vorgehen und sich politisch einmischen, weil die Arbeit mit korrupten Präsidenten nicht den europäischen Standards entspreche: "Für den Westen müssen die Menschenrechte auf einem gewissen Niveau sein", so Repinski. Die Chinesen würden auf die Anliegen der Entwicklungsländer eingehen, ihnen ein stabiles Stromnetz und billige Kredite ermöglichen. Es sei nicht nur ein Versprechen, sondern ein Umsetzen von verhandelten Deals.

Schaut man auf Deutschland, sei so eine offene Partnerschaft sehr schwer zu realisieren, erläutert Subotić. Deutschland würde das Kolonialverbrechen an Namibia nicht offen kommunizieren, eher unter den Teppich kehren und insbesondere keine Reparationen in Angriff nehmen. Auf diese deutsche Ignoranz kann dann auch verzichtet werden, wenn sich ein so großer Staat wie China mit dem Komplettpaket anbietet.

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