So schnell wie Philipp Amthor aufgestiegen war, ist er auch wieder gefallen. 2017 zog er mit 24 Jahren als jüngster CDU-Abgeordneter in den Bundestag ein, mit 27 wollte er in Mecklenburg-Vorpommern der jüngste CDU-Landesvorstand der Geschichte werden – bis ihn ein Lobbyismus-Skandal jäh zurückwarf.
Amthor hatte einen Aufsichtsratsposten für das IT-Unternehmen Augustus Intelligence inne, er übernahm Lobbyarbeit, besaß Aktienoptionen und ließ sich Reisen bezahlen. Bei der Bundestagswahl 2021 verlor Amthor seinen Wahlkreis und wäre da nicht die "heute-show", so hätte man den Eindruck gewinnen können, er sei gänzlich von der Bildfläche verschwunden.
Unter Friedrich Merz erlebt Amthor, mit 32 Jahren immer noch ein Jungspund in der Union, momentan seinen zweiten Frühling. Amthor ist einer für die Zukunft. Am Montagabend saß er bei "Hart aber Fair" in der ARD – und lieferte sich ein heftiges Wortgefecht mit der Journalistin und Autorin Gilda Sahebi.
Der Streitpunkt: Migration. Sahebi wirft Amthors CDU vor, sich im Wahlkampf polemisch geäußert zu haben. Amthor entgegnet, man dürfe das Thema nicht ignorieren und müsse die Migration wieder in den Griff bekommen. Sie wisse nicht, sagte Sahebi, ob Friedrich Merz irgendwann mal über Wohnen und Mieten geredet hat. Amthor: "Da müssen Sie nicht nur 'taz' lesen."
Die Diskussion nahm schließlich Fahrt auf, als Sahebi fragte, an welchem Tag sich denn Merz hinstellen würde, um zu sagen: "Das Problem Migration ist gelöst."
Amthor antwortet empört: "Das ist doch Quatsch!" Wenn er das Argument "Migration lösen" schon höre. Die Probleme seien gelöst, fuhr er fort, wenn die Landräte nicht im Monatstakt neue Flüchtlingsunterkünfte bauen müssen, die Schulen und Sprachkurse nicht überfüllt seien und die Kriminalität zurückgehe. "Und das ist messbar", sagte Amthor.
Der ebenfalls anwesende Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt blieb in dieser Diskussion lediglich Beiwerk, ebenso Andreas Audretsch, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen und die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
Sahebi ließ nicht locker: Was passiere, wenn all diese Probleme gelöst würden – und dann "nimmt ein Mann ein Messer in die Hand und greift jemanden an? Ist es dann wieder ungelöst?"
"Nein, dann wird dieser Mann verurteilt", antwortete Amthor. "Was ist das für ein Argument?" Dann wurde die Diskussion zunehmend unübersichtlich. Sahebi: "Das ist eine Frage." Amthor: "Sollen wir deswegen nicht gegen Messerstechereien ankämpfen …?" Sahebi: "Habe ich das gerade gesagt?" Und Amthor: "Weil die immer wieder passieren können? Das ist doch kein Argument gegen Kriminalitätsbekämpfung."
Das Wortgefecht franste daraufhin endgültig aus, für Zuschauer:innen war es kaum noch möglich, dem Gesprächsverlauf zu folgen. Amthor warf Sahebi vor, ihre Argumente seien "Wortklauberei" und "relativierend".
Moderator Louis Klamroth bemühte sich noch kurz um eine geordnete Diskussion – bis er schließlich zum erlösenden Themenwechsel überging.