Die Würfel sind gefallen – oder etwa nicht? Maybrit Illner diskutierte am Donnerstagabend mit ihren Gästen die politische Lage der Union. Obwohl die Entscheidung in der Debatte um die Kanzlerkandidatur bei CDU/CSU längst gefallen ist, so scheint noch immer keine Ruhe eingekehrt in der Frage: Armin Laschet oder Markus Söder?
Besonders Dorothee Bär warb bei "Maybrit Illner" derart stark für die Qualitäten von Markus Söders, dass man hätte meinen können, dieser sei noch im Rennen um das Kanzleramt. Und auch Friedrich Merz sprach meist nur zögerlich wohlwollend über CDU-Parteichef Armin Laschet.
Grünen-Politiker Cem Özdemir konnte all das nur wohlwollend beobachten. Ob sich da jedoch einer nicht zu früh freut?
Das waren die Gäste bei "Maybrit Illner" am Donnerstag:;
"Es kommt wie’s kommt, es ist wie’s ist, die Entscheidung ist getroffen", so fasste Friedrich Merz das Ende der Polit-Schlacht zwischen Armin Laschet und Markus Söder zusammen. Bei "Maybrit Illner" gab sich der CDU-Politiker an diesem Abend recht entspannt.
Sanfte Kritik am Austragungsprozess der K-Frage äußerte Merz dennoch. "Nach meinem Geschmack haben wir mit der Entscheidung zu lange gewartet", erklärte der 65-Jährige. Wer hier genau hinhörte, der bemerkte hier einen indirekten Seitenhieb geben Armin Laschet. Denn schließlich hätte vor allem der CDU-Parteivorsitzende die Wahl des Kanzlerkandidaten beschleunigen können.
Hätte die Partei im Januar hingegen ihn zum Vorsitzenden der CDU gewählt, so hätte Merz auf eine schnelle Entscheidung in der K-Frage gepocht. "Markus Söder und ich waren verabredet für den Fall meiner Wahl, unmittelbar danach miteinander zu sprechen", sagt Merz. Hätte, hätte – naja, ihr wisst schon.
Merz attestiert dem bayerischen Ministerpräsidenten außerdem eine bessere Kommunikation als Laschet: "Söder beherrscht den Auftritt besser als Armin Laschet. Das wollen die Menschen in Krisensituationen eher als jemanden, der abwägt und zugibt den einen oder anderen Fehler gemacht zu haben."
Markus Söder jedenfalls stehe nach seiner Niederlage gegen Laschet längst nicht am Spielfeldrand, sondern mitten auf dem Rasen. Und Söder werde auch weiterhin eine wichtige Rolle in der Union spielen.
Statt für den neu ernannten Kanzlerkandidaten der Union Werbung zu machen, schlug auch Dorothee Bär bei "Maybrit Illner" viel eher die Werbetrommel für Markus Söder. "Er steht für Modernität und er spricht vor allem Wählerinnen gut an. Er steht als moderner Ministerpräsident mit einem paritätischen Kabinett für Aufbruch, für Zukunft", schwärmte Bär.
Markus Söder wäre, nach der festen Überzeugung Bärs, ein hervorragender Kanzler. Mit Armin Laschet sei die Wahl noch nicht verloren – "aber es wird härter, definitiv". Ob Bayern Armin Laschet überhaupt auf seine Wahlplakate packe, da müsse man mal schauen, erklärte Bär.
Während Friedrich Merz und Dorothee Bär bei "Maybrit Illner" scheinbar für den falschen Kandidaten Werbung machen, kann Cem Özdemir seine Freude über die guten Umfragewerte für Annalena Baerbock und die Grünen kaum verbergen.
Dass Merz und Bär ihren eigenen Kanzlerkandidaten öffentlich demontieren, dies kann selbst Özdemir in seiner Freude nicht fassen.
"Ich brauche mich doch gar nicht vorbereiten auf die nächste Talkshow. Ich muss nur Dorothee Bär und Markus Söder zitieren, wenn ich über Armin Laschet spreche", witzelte er weiter – und brachte Bär damit auf die Palme.
Robert Habeck sei auch nicht besser, befand sie. Der Co-Chef einer "angeblich feministischen Partei", so Bär, schaffe es schließlich nicht, Annalena Baerbocks inhaltliche Qualitäten hervorzuheben – sondern stets nur, dass sie aufgrund der Tatsache das Zeug zur Kanzlerin hätte, weil sie eine Frau sei.
Wenn Friedrich Merz so etwas sagen würde, war sich Bär sicher, wäre er der "Oberchauvi der Republik". "Aber Robert Habeck darf Wunden lecken, der darf total bittersüß seine Tränen auf der stillen Treppe trocknen", bemerkte Bär hämisch.
Zum Ende der Sendung ließ sie sich ähnlich über den medialen Hype um die Kandidatur von Annalena Baerbock aus. Dieser sei längst nicht mehr objektiv und gar gefährlich für unsere Demokratie.
Dem Hype um die Grünen bei "Maybrit Illner" nahm schließlich Journalist Markus Feldenkirchen Wind aus den Segeln. Er erinnerte an die Euphorie um den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz im Jahr 2017 – und auch an dessen Niederlage. "Dieses Problem könnten die Grünen auch bekommen", folgerte Feldenkirchen.
Annalena Baerbock müsse bald inhaltliche Belege folgen lassen für die Andersartigkeit, die sie derzeit politisch verkörpere. Schade nur, dass diese "Maybrit Illner"-Sendung aufgrund veralteter Personaldebatten keinen Raum gelassen hat für inhaltliche Diskussionen.