Die Kurskapriolen bei Aktien des Videospielhändlers Gamestop und anderer US-Unternehmen ziehen weitere Rechtskonflikte nach sich. Mit dem Youtuber "Roaring Kitty" geriet nun eine treibende Kraft der Anleger-Community, die Gamestop-Aktien in die Höhe trieb, ins Visier einer potenziellen Sammelklage. Dem Internetstar wird vorgeworfen, gegen Wertpapiergesetze verstoßen und anderen Investoren enorme Verluste eingehandelt zu haben. Die Marktturbulenzen sollen am Donnerstag auch bei einer Anhörung im US-Kongress erörtert werden.
Keith Gill, der Mann hinter dem Youtube-Profil, sei ein lizenzierter Finanzprofi, der sich gegenüber Kleinanlegern als Amateur ausgegeben habe, um sie zum Kauf überteuerter Aktien zu bringen, heißt es in der am Dienstag in Massachusetts eingereichten Klage. Der Kläger ist ein Investor aus dem Bundesstaat Washington, der sich mit Optionen auf Gamestop-Aktien verspekulierte. Er wird durch die auf Massenverfahren spezialisierte US-Großkanzlei Hagens Berman Sobol Shapiro vertreten.
Gill äußerte sich bislang nicht direkt zu der Klage, verteidigte sich aber bereits generell in einer vorbereiteten Stellungnahme für eine Anhörung in einem US-Kongressausschuss, die am Donnerstag zu den jüngsten Marktturbulenzen geplant ist. Er habe niemanden zum Handel mit Aktien angestiftet, um davon selbst zu profitieren, versicherte Gill. Die Vorstellung, dass er Social Media genutzt habe, um Gamestop-Aktien bei unwissenden Anlegern anzupreisen, sei "absurd".
Bei der Anhörung im Finanzausschuss des Repräsentantenhauses sollen neben Gill auch die Chefs des Wertpapier-Brokers Robinhood und der Online-Plattform Reddit, Vlad Tenev und Steve Huffman, sowie Manager der Hedgefonds Citadel und Melvin Capital Management aussagen.
Im Januar hatten sich in einem Online-Forum organisierte Hobby-Spekulanten bei Aktien von Gamestop und anderen Firmen wie der Kinokette AMC ein Kräftemessen mit einigen Hedgefonds geliefert, die auf einen Kursverfall der Titel wetteten und hohe Verluste erlitten.
Die Klage gegen Gill ist nicht der erste Rechtsstreit, den die Aktienturbulenzen nach sich ziehen. Vor allem die Tatsache, dass Robinhood und andere Broker den Handel mit den heißgelaufenen Aktien beschränkten, sorgte für viel Ärger bei Anlegern und führte ebenfalls schon zu Sammelklagen. Der Verdacht von Absprachen zwischen Hedgefonds und Wertpapierhändlern beschäftigt auch schon US-Justizbehörden. Auch die Börsenaufsicht SEC und eine Arbeitsgruppe des Finanzministeriums untersuchen die Vorgänge rund um die Aktien von Gamestop und Co.
(lau/dpa)