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Okjökull: Toter Gletscher bekommt einen Grabstein

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Bild: NASA

Islands erster toter Gletscher bekommt einen Grabstein – mit eindringlicher Botschaft

14.08.2019, 15:14
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Das wird ein trauriger Tag für Island. Am 18. August werden sich auf der Spitze des Vulkans Ok Wissenschaftler für eine Trauerfeier versammeln. Denn der Gletscher Okjökull, der den Ok einst bedeckte, ist "gestorben".

Sein Todeskampf erstreckte sich über das gesamte 20. Jahrhundert, bis der isländische Wissenschaftler Oddur Sigurðsson ihn im Jahr 2014 schließlich für tot erklärte.

Laut Angaben der US-Weltraumbehörde NASA bedeckte der Okjökull 1901 eine Fläche von 38 Quadratkilometern. 1978 seien es noch drei Quadratkilometer gewesen. Heute ist der Gletscher auf einen kümmerlichen Quadratkilometer zusammengeschmolzen.

Ein Gletscher, der nicht fließt, ist tot

Der Puls eines Gletschers wird nicht nur anhand seiner Größe gemessen. Die gigantischen Eismassen fließen – angetrieben von ihrem eigenen Gewicht und der Schwerkraft – auch aus Gebirgen in tiefere Lagen hinein.

Wenn ein Gletscher nicht mehr schwer genug ist, "fließt er auch nicht mehr und wird für tot erklärt", erklärte Sigurðsson kürzlich dem Online-Magazin "Slate". Im Falle des Okjökull gehen einige Wissenschaftler sogar davon aus, dass er sogar einige Jahr vor seinem offiziellen Todeszeitpunkt sein Leben aushauchte.

An den verstorbenen Gletscher erinnert ab dem 18. August eine Plakette, die eine eindringliche Mahnung an aktuelle Generationen enthält.

"Der Ok ist der erste von Islands Gletschern, der seinen Status als Gletscher verliert. Im Lauf der nächsten 200 Jahre werden wahrscheinlich alle unsere Gletscher diesen Weg gehen. Diese Tafel soll bezeugen, dass wir wissen, was um uns herum passiert und was wir zu tun haben."

Der letzte Satz der Inschrift richtet sich unterdessen an zukünftige Besucher der Gedenkstätte:

"Nur ihr werdet wissen, ob wir es getan haben."

Sollte die Menschheit nicht tun, was sie tun muss, dann könnte Island bald zu einer Art Massengrab für Gletscher werden. Über 400 der Eisriesen gibt es auf der Atlantikinsel. Der Okjökull ist zwar der erste Gletscher, den Forscher Sigurðsson für tot erklärte – er hat insgesamt aber schon 56 weitere Gletscherleichen gezählt.

Für Island hat der Tod des Okjökull auch eine kulturelle Bedeutung: "Der Name Ok taucht in den Sagas des 13. und 14. Jahrhunderts auf, wir kennen diesen Berg seit 800 Jahren", sagte der Wissenschaftler zu "Slate". "Jedes Kind kennt seinen Namen."

(pcl)

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