
Bild: imago images / Manfred Segerer
Spaß
16.09.2019, 12:5116.09.2019, 12:52
Wenn es um Mathe geht, gibt es nur zwei Meinungen: Die einen hassen die Rechnerei mit Zahlen, die anderen lieben sie. Für die zweitere Gruppe dürften die kommende Nachricht einen spannende sein: Für ein legendäres Mathe-Rätsel gibt es nun endlich eine Antwort. Aber von vorne.
Eigentlich sieht die Formel gar nicht so schweierig aus: 42 x³ + y³ + z³ – doch
gelöst wurde sie erst vor kurzem und mit allerhand Aufwand. Dabei war
das Interesse an diesem speziellen Mathe-Rätsel wohl auch bei
Literaturfans groß, ist seit Douglas Adams' "Per
Anhalter durch die Galaxis" die Zahl 42 doch die Antwort auf alles.
Hintergrund ist ein Problem, das 1954 an der
Cambridge-Universität für die allgemeine Gleichung k x³ + y³ + z³
gestellt wurde. Die besondere Schwierigkeit dabei: x, y und z sollten
ganze Zahlen sein.
Wie Konrad Krug von der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV)
schreibt, kann man zeigen, dass es für Zahlen k, die geteilt durch 9
den Rest 4 oder 5 ergeben, keine Lösung geben kann. Das sind zum
Beispiel 13, 14 und 22. "Für alle anderen ganzen Zahlen wird
vermutet, dass solche Darstellungen stets existieren; leicht zu
finden sind sie allerdings selten."
Mit massivem Einsatz von Computern sei für fast alle Zahlen
zwischen 1 und 1000 eine Lösung gefunden, erläutert Krug.
Bis vor
kurzen waren nur 14 Zahlen übrig geblieben, "die sich beharrlich
einer Darstellung als Summe dreier Kuben erwehrten". Kuben oder
Kubikzahlen sind Zahlen "hoch drei", die man etwa aus Angaben für
Volumen kennt.
Angespornt von einem Video im Youtubekanal "Numberphile" löste
Andrew Booker von der Uni im britischen Bristol (erst) in diesem Jahr
die Gleichung für die Summe 33. Das war schon ein Grund zu feiern. Unter den
Zahlen bis 100, die bei Division mit 9 nicht den Rest 4 oder 5
ergeben, war danach nur noch eine Lösung für die 42 offen.
65 Jahre nach dem Stellen des ursprünglichen Problems löste
Booker dies nun mithilfe von Andrew Sutherland vom Massachusetts
Institute of Technology (MIT) und einer Rechnerkapazität über ein
Netzwerk, das ungenutzte Leistung von mehr als einer halben Million
Heim-PCs nutzt, wie es in einer Mitteilung heißt.
Sie lautet:
x -80538738812075974,
y 80435758145817515 und
z 12602123297335631.
"Ich
bin erleichtert", wird Booker in der Mitteilung zitiert. "In diesem
Spiel ist es unmöglich, sicher zu sein, dass Du etwas findest."
Wenn ihr euch jetzt denkt: häh? Dann hat dieses Video noch ein paar vertiefende Antworten für euch.
Auch wenn die Mathe-Welt feiert, "im echten Leben", in der
Wirtschaft oder Industrie wird es für diese Erkenntnis keine
Anwendung geben, räumt Krug auf Anfrage ein. Es sei aber nicht
ausgeschlossen, dass sich das irgendwann einmal ändert.
Der
Themenkomplex rund um Primzahlen und Teilbarkeit, der wie auch
sogenannte diophantische Gleichungen wie im aktuellen Fall der
Zahlentheorie zuzuordnen sei, werde ganz massiv in der Kryptographie
(Verschlüsselungstechnik) genutzt, die vor 100 Jahren niemand geahnt
hat.
"Darüber hinaus erachte ich es als wichtig, hervorzuheben, dass
ein mathematisches Resultat nicht erst dadurch wichtig wird, dass man
es anwenden kann, sondern auch wichtig sein kann kraft seiner
Bedeutung im innermathematischen Kontext."
In seiner Erklärung für die DMV zieht er sein Fazit mit einem
Verweis auf Adams' Bestseller: "Damit ist es für jede Zahl unter 100
(abgesehen von solchen, für die es bewiesenermaßen unmöglich ist)
gelungen, sie als Summe von drei Kubikzahlen zu schreiben. Dieses
mathematische Rätsel ist nun endgültig gelöst; die Frage nach dem
Leben, dem Universum und dem ganzen Rest bleibt hingegen, abgesehen
davon, dass die Antwort sicherlich 42 ist, offen."
(dpa/pcl)