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Tübingen: Forscher entdecken Coronavirus-Schwachstelle und kommen Medikament näher

SARANSK, RUSSIA - OCTOBER 6, 2020: A chromatographer handles laboratory equipment at the Biokhimik pharmaceutical plant where the Areplivir drug developed by Promomed for COVID-19 treatment is produce ...
Die Entwicklung eines wirksamen Medikaments gegen das Coronavirus könnte einen entscheidenden Schritt nähergekommen sein.Bild: www.imago-images.de / Stanislav Krasilnikov

Tübinger Forscher entdecken Coronavirus-Schwachstelle und kommen Medikament näher

10.01.2021, 14:5110.01.2021, 15:09
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Ein wirksames Medikament gegen das Coronavirus Sars-Cov-2 ist offenbar einen Schritt näher gerückt: Forscher des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) haben nun in Tübingen mit einem neuartigen Ansatz eine Schwachstelle des Virus entdeckt, die genützt werden kann, um einen Wirkstoff zu entwickeln. Mehrere Medien berichteten darüber.

Bioinformatiker des DZIF haben demnach in einem Computermodell ein menschliches Enzym identifiziert, das das Virus braucht, um wachsen zu können. Danach konnte sich das Coronavirus nicht mehr vermehren, nachdem das Enzym im Modell ausgeschaltet worden war.

Die Suche nach einem Medikament gegen die vom Coronavirus ausgelöste Krankheit Covid-19 bleibt von großer Bedeutung im Kampf gegen das Virus – neben den Impfstoffen, von denen derzeit in Europa zwei zugelassen und mehrere im Zulassungsverfahren sind.

Das entscheidendde Enzym für ein mögliches Medikament nach dem Ansatz der Tübinger Forscher ist die Guanylatkinase 1. Andreas Dräger, DZIF-Juniorprofessor an der Uni Tübingen und Leiter des Bioinformatiker-Teams, sagte zu der Entdeckung der Forscher gegenüber dem "Reutlinger Generalanzeiger": "Wenn wir das Enzym ausschalteten, wurde die Virusvermehrung gestoppt, ohne die Wirtszelle zu beeinträchtigen." Den Forschern ist es demnach gelungen, das Virus zu stoppen, ohne Schäden in den befallenen Zellen anzurichten.

Für ihren Ansatz entwickelten die Bioinformatiker ein integriertes Computermodell mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 und sogenannten menschlichen Alveolarmakrophagen. Diese Zellen des Immunsystems befinden sich in den Lungenbläschen und sind dafür zuständig, Fremdstoffe abzuwehren.

Ein Vorteil des Computermodells: Die Wissenschaftler kommen dadurch ohne reale Zellen und ohne Tierversuche aus.

Ein Video zur Studie der Tübinger Forscher. Video: YouTube/systems biology

Die Forscher planen laut "Generalanzeiger" jetzt, möglichst bald mit ihrem Hamburger Kooperationspartner Bernhard Ellinger vom Fraunhofer IME Screening-Port bereits zugelassene Hemmstoffe auf ihre Wirksamkeit gegen das Coronavirus zu testen. Sie hoffen demnach auf einen Wirkstoff für eine Therapie, die Menschen helfen kann, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben.

(se)