Die Angst vor dem neuartigen Coronavirus und einer eventuellen Quarantäne treibt die Menschen verstärkt in die Supermärkte. In Italien, wo inzwischen 400 Infektionen und zwölf Tote gezählt werden, kam es in den abgeriegelten Gebieten im Norden des Landes zum Teil zu Hamsterkäufen.
Auch in der Schweiz und Österreich decken sich manche Menschen mit allerhand Lebensmittel, Trinkwasser und Hygieneartikeln ein.
Und wie ist die Situation in Deutschland? Watson hat bei großen Supermarkt-Ketten und Drogerien nachgefragt.
Vor allem der Discounter Lidl scheint derzeit mit hoher Nachfrage bei bestimmten Produkten zu tun zu haben. Eine Sprecherin teilte watson auf Anfrage mit:
Besonders Artikel aus dem Trockensortiment und aus dem Hygienebereich würden "aktuell stark nachgefragt".
Welche Regionen und Filialen betroffen sind, sagte Lidl zunächst nicht. Dafür stellte das Unternehmen klar: "Lidl Deutschland arbeitet gemeinsam mit seinen Lieferanten und Logistikpartnern intensiv daran, die Warenversorgung in seinen Filialen sicherzustellen und die Logistiklager mit stark nachgefragten Artikeln zu bevorraten." Wichtigstes Ziel sei es, Mitarbeiter und Kunden zu schützen.
Auf Nachfrage verwies Lidl am Freitag auf sein Statement von Donnerstag. Die Situation bleibt also bis auf weiteres unverändert.
Ähnliches berichtet dm. Die Drogerie-Kette teilte am Donnerstagvormittag gegenüber watson mit: "Wir beobachten, dass die Nachfrage stark steigt." Dabei gehe es um Hygieneartikel wie Desinfektionssprays, Tücher und Gele. Außerdem teilte dm mit, dass der Mundschutz einer bestimmten Marke "nahezu nicht mehr verfügbar" ist.
Das Unternehmen hat laut eigenen Angaben bereits reagiert: "Wir arbeiten bereits daran, die Verfügbarkeit der Produkte in unseren dm-Märkten sicherzustellen", so die Drogerie-Kette.
Auf Nachfrage bestätigte dm am Freitag, dass sich an dieser Situation nichts verändert habe.
Auch Aldi Süd spürt die Auswirkungen des Coronavirus auf das Konsumentenverhalten: "Wir registrieren in unseren Filialen eine verstärkte Nachfrage nach Produkten in bestimmten Warengruppen wie beispielsweise haltbare Lebensmittel. Wir sind darauf vorbereitet und erhöhen entsprechend unsere Lagerbestände." Sollten Sofortmaßnahmen erforderlich sein, werde Aldi Süd entsprechend auch kurzfristig reagieren können.
Dass in China zurzeit viele Bänder stillstehen, spürt Aldi. Das Ziel sei es, eine Anlieferung der geplanten Artikel zu gewährleisten und an den jeweiligen Verkaufsstarts der Produkte festzuhalten. "Bei einigen Artikeln ist jedoch bereits jetzt absehbar, dass sich die Liefermenge zum Verkaufsstart reduzieren wird und somit diese Artikel bei hoher Nachfrage schneller vergriffen sein könnten."
Darüber hinaus sei zurzeit nicht abschätzbar, ob und welche Artikel verzögert angeliefert bzw. gar nicht angeliefert werden können:
Auf Nachfrage hieß es dazu am Freitag, dass sich an dieser Beurteilung der Lage bei Aldi Süd nichts geändert habe.
Aldi Nord teilt mit: "Die Versorgungssicherheit unserer Märkte ist sichergestellt." Lieferengpässe für Lebensmittel und Near-Food-Produkte wie Hygieneartikel "können wir derzeit ausschließen".
Der Discounter teilt mit, dass man um die Gesundheit von Kunden und Mitarbeitern bemüht sei und verweist darauf, dass in allen Märkten ein Qualitätssicherungskonzept existiere, "dessen Einhaltung laufend kontrolliert wird und das seinerseits kontinuierlich überprüft und aktualisiert wird".
Von Aldi Nord hieß es am Freitag auf Nachfrage: "Vereinzelt" könne das Unternehmen höhere Absatzmengen bei haltbaren Lebensmitteln und Hygieneprodukten erkennen. Flächendeckende Häufung von Einkäufen bestimmter waren würden allerdings derzeit nicht erfasst – sprich, Aldi Nord stellt keine sogenannten "Hamsterkäufe" fest.
Der Discounter wiederholte nochmals seine Aussage vom Donnerstag, nach der sowohl die Versorgungssicherheit sichergestellt sei, als auch Lieferengpässe bei Lebensmitteln ausgeschlossen werden können.
Offenbar verzeichnen aber nicht alle Ketten und Märkte verstärkte Nachfrage nach einigen Produkten. Von Kaufland etwa hieß es:
Man beobachte die Entwicklung bei der Ausbreitung des Coronavirus sehr genau und werde falls notwendig, "Maßnahmen zum Schutz von Mitarbeitern und Kunden in enger Abstimmung mit den nationalen und regionalen Behörden" ergreifen.
Am Freitag teilte Kaufland mit, dass es "bei stark nachgefragten Produkten" kurzfristig zu Engpässen kommen könne. "Dies behalten wir im Auge", antwortete eine Sprecherin watson schriftlich. Die Warenverfügbarkeit könne Kaufland "die gesamte Prozesskette hinweg können wir in Abstimmung mit unseren Lieferanten" sicherstellen.
Bei der Rewe-Group, zu der neben den Rewe-Märkten auch die Penny-Filialen gehören, scheint die Lage entspannt zu sein. Man beobachte die Lage zwar "äußerst aufmerksam" und stehe in ständigem Kontakt "zu den sicherheitsrelevanten Behörden wie dem Robert-Koch-Institut, der WHO und dem Auswärtigen Amt". Aber:
Die Warenversorgung sei gewährleistet, "auffällige Nachfrageverstärkungen können wir bisher nicht feststellen".
Am Freitag hieß es auf Nachfrage, dass die Rewe-Group derzeit vereinzelt erhöhtes Kaufverhalten feststellt, "vor allem im Bereich der Nährmittel und Konserven". Darauf werde nun individuell reagiert. Die Rewe-Group machte nochmals deutlich: "Die Warenversorgung gestaltet sich momentan normal, wir sind entsprechend vorbereitet und können auch kurzfristig nachjustieren."