Der RBB hatte im vergangenen Jahr mit einigen Turbulenzen zu kämpfen. Nachdem bekannt wurde, dass die Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, Patricia Schlesinger, mehrfach Spesen zu Unrecht abgerechnet sowie Vergünstigungen angenommen hatte, sah sich der öffentlich-rechtliche Sender großer Kritik ausgesetzt.
In der Folge wurde Schlesinger im August 2022 fristlos gekündigt. Ab September übernahm die Wirtschaftswissenschaftlerin Katrin Vernau das Amt als Interims-Intendantin für ein Jahr befristet. Vernau versucht nun, die Rundfunkanstalt zu reformieren – und nimmt dabei einige Einsparungen vor. Details lieferte sie am Mittwoch bei einer Belegschaftsversammlung.
Die neue RBB-Chefin hat laut "Bild" geplant, die Ausgaben um ganze 49,2 Millionen Euro zu kürzen. Ohnehin acht Millionen mehr, als im Vorfeld geplant waren. Mit Auswirkungen auf mehrere TV-Sendungen sowie ein Auslandsstudio.
Betroffen ist etwa das ARD-Mittagsmagazin. Die seit 1989 laufende Informationssendung hat einen festen Platz bei den Öffentlich-Rechtlichen. Nun wird sich der RBB nicht weiter aus eigener Kraft die Finanzierung des Mittagsmagazins leisten. 2024 ziehe der Sender sich aus der Finanzierung zurück. "Der ARD liegt viel an der Fortführung des Formats, derzeit wird noch an einer Lösung gearbeitet. Dazu werden Gespräche mit dem ZDF geführt", heißt es vonseiten des RBB-Pressedesks.
Zudem folgt ein weiterer folgenschwerer Paukenschlag: "Beim Fernsehen wird sich der RBB auf das Programm zwischen 18 und 22 Uhr konzentrieren", verkündet der Sender. Dadurch verliert unter anderem der Journalist Jörg Thadeusz seinen Sendeplatz.
Im Abendprogramm entfällt das Gesundheitsmagazin "RBB Praxis". "Super.Markt" erhält ein neues Sendeschema. 90 Minuten sehe es für Service-Inhalte vor. "Neben Verbraucher-Themen werden auch Gesundheits-Inhalte gesendet. Es wird im Hauptabend damit nur noch ein Ratgeber-Format geben, das auch die Inhalte der rbb Praxis aufnimmt", heißt es vonseiten des RBB.
Aber nicht nur Sendungen werden einem Verschlankungskurs unterzogen. Auch auf der Chefetage fallen einige Personen der Zweckrationalisierung zum Opfer. Vier ehemaligen Direktor:innen wurden fristlos gekündigt – sie wehren sich nun gerichtlich gegen die Entlassung. Der Sender möchte fortan nur noch zwei Direktionsstellen unterhalten, erklärte Vernau die Entscheidung.
Des Weiteren soll die Zahl der außertariflich bezahlten Stellen halbiert werden, um Lohnkosten zu verringern. Weitere 7,8 Millionen Euro möchte der Rundfunk Berlin-Brandenburg durch Verkäufe von Flächen und die Kündigung von Immobilien sparen.
Betriebsbedingte Entlassungen werde es trotz alldem beim RBB nicht geben. Zeitverträge sollen auslaufen und durch Altersabgänge frei gewordene Stellen nicht nachbesetzt werden. Wie viele freie Mitarbeiter:innen durch die Einsparungen ihren Job verlieren, ist bislang unklar.