Es war einer der (bislang) größten diplomatischen Eklats in der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump. Ende Februar war der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Besuch im Weißen Haus, um über die transatlantische Zusammenarbeit und die anhaltende Kriegssituation in der Ukraine zu sprechen. Doch bei der anschließenden Pressekonferenz eskalierte die Situation schnell: Trump spottete über Selenskyjs Outfit – ein Seitenhieb, der international für Aufsehen und Empörung sorgte.
Nur wenige Wochen später, bei der Beerdigung von Papst Franziskus Ende April, sorgte Selenskyj erneut für Aufmerksamkeit – wieder dreht es sich um seinen modischen Auftritt. Während die übrigen Staatsoberhäupter in klassischen Anzügen erschienen, trug der ukrainische Präsident eine schwarze, maßgeschneiderte Feldjacke. Ein stilles, aber unübersehbares Statement: In seiner Heimat herrscht kein Frieden, sondern Krieg – und Normalität ist längst ein Fremdwort geworden.
Seitdem steht Selenskyjs Kleidung ebenso im Zentrum der öffentlichen Diskussion wie seine politischen Appelle an den Westen. Dass sein Look sich deutlich von dem anderer Präsidenten unterscheidet, ist dabei alles andere als Zufall. Im Gespräch mit dem Designer seiner Outfits wird klar: Die Kleidung muss nicht gefallen, sondern soll Haltung zeigen.
Auf der Berliner Fashion Week präsentierte Viktor Anisimov eine neue Kollektion: 36 vollständig schwarze Looks, inspiriert von den Entwürfen, die er für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj schuf. Auch die Show fand an einem symbolträchtigen Ort statt – einem dunklen, mystischen Bunker, einst ein Telekommunikationszentrum der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg.
Die Outfits erinnern auf den ersten Blick wenig an Selenskyj. Doch Anisimov erklärt watson: "Das Schwarz spiegelt die düstere Zeit wider, in der wir leben. Darum habe ich militärisch inspirierte Musik und Silhouetten verwendet – weil der Krieg nun einmal unsere Realität ist. Die Kollektion zeigt, wie unser Leben als Ukrainer:innen im Moment aussieht."
Im Gespräch gesteht er:
Trotz allem bleibe Hoffnung auf eine Zukunft, die heller, friedlicher und wieder voller Farben sein könne.
Der Designer hat bereits über zwei Dutzend Looks für seinen "guten Freund", den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, entworfen. Die Zusammenarbeit begann vor zwei Jahren – Anisimov wurde damals damit beauftragt, "seinen neuen Look zu gestalten". "Ich kenne ihn schon lange – wir waren befreundet, bevor sich die Welt so drastisch verändert hat", erzählt er. Der Präsident sei ein "wirklich netter und aufrichtiger Mensch".
Anisimovs Ziel: Das äußere Erscheinungsbild des Präsidenten sollte die "Realität eines Landes im Krieg widerspiegeln". Das bedeutete, militärische Elemente sowie visuelle Schlichtheit einfließen zu lassen. "Mein Plan war, seinen Look komplett zu verändern – und das habe ich auch getan."
Für die teils heftigen Reaktionen auf Selenskyjs Kleidung hat der Designer wenig Verständnis. "Ganz ehrlich: Was sollte der Präsident eines Landes im Krieg denn sonst tragen?", fragt er. Für ihn sei Kleidung letztlich "einfach nur Kleidung".
Trotzdem habe er nach dem Vorfall im Weißen Haus, als sich Donald Trump über Selenskyjs fehlenden Anzug lustig machte, das Team des ukrainischen Präsidenten kontaktiert. "Ich wollte wissen, ob sie diesen unkonventionellen Weg weitergehen wollen." Die Antwort: ein klares Ja. "Es werden also noch weitere Looks kommen", verkündet er gegenüber watson. "Und damit auch mehr Stoff für Kritik, wenn die Leute das möchten."