Der "Tatort" am Sonntag lockt regelmäßig Millionen von Menschen vor die Fernseher. Besonders beliebt ist das Duo Frank Thiel und Karl-Friedrich Boerne, die in Münster ermitteln. Seit 2002 stehen dafür die Schauspielstars Axel Prahl und Jan Josef Liefers vor den Kameras. Die Rolle von Christine Urspruch als Rechtsmedizinerin Silke Haller hat längst Kultstatus erreicht.
Die neueste Folge wurde unter dem Titel "MagicMom" ausgestrahlt. Schnell gab es zahlreiche hämische Kommentare dazu in den sozialen Medien. Boerne und Thiel betraten nämlich in der Episode Neuland und mussten im Bereich von Social Media ermitteln.
In der neuesten Folge drehte sich alles um den Tod einer jungen Mutter, die ein Social-Media-Star war. Erstmals müssen die Ermittler in sozialen Medien Nachforschungen anstellen. Somit erfahren sie, dass es in dieser Welt auch viele bösartige Hater gibt, die einem das Leben zur Hölle machen können. Bei "MagicMom" kommt der Wortwitz nicht zu kurz. Viele kritisieren allerdings, dass die Episode zu einem Comedy-Format verkommen würde.
So stehen Fragen zum Gendern im Raum, genauso wird Sexismus problematisiert. Die Staatsanwältin Klemm, gespielt von Mechthild Gross, sucht derweil für die Ermittlerbehörde einen neuen Sensibilitätsbeauftragten. Hier scheint es wohl durchaus Nachholbedarf zu geben. Denn die Dialoge kommen meist ohne einen Wortwitz auf Kosten anderer kaum aus.
Ein User meinte beispielsweise auf Twitter dazu: "Der 'Tatort' im Ersten mit Jan Josef Liefers verkommt immer mehr zur lächerlichen Komödie als zu einem Krimi. Habe daher heute umgeschaltet und werde mir den Münster-'Tatort' nicht mehr anschauen. Hat was von Fremdschämen." Eine andere Nutzerin meinte zu der Folge: "Welcher Boomer hat eigentlich die ganzen Gender-Takes beim 'Tatort' gescriptet?"
Zudem betonte ein Kommentator, dass die Ermittler "leider schon lange" nervig seien. Der Grund: "Flache Scherze und ein Schauspiel, das eher Mitleid erregt; ganz abgesehen von einem Drehbuch, das die Bezeichnung 'Selbstverblödung' verdient. Es hat sich ausgebörnert und ausgethielt."
Im Interview mit der "Goldenen Kamera" sprachen Jan Josef Liefers und Axel Prahl bereits über ihre spezifischen Rollen. Darin meinte Prahl: "Hm, darf man sich beispielsweise noch über das Gendern lustig machen? Ich finde: Ja, weil es bei sämtlicher berechtigten Kritik über unsere patriarchalisch angelegte deutsche Sprache inzwischen viele Wortkreationen gibt, die gefühlt schwer übers Ziel hinausschießen."
Liefers pflichtete bei: "Solche Sichtweisen soll Film spiegeln und auf den Tisch legen. Ich mag es, wenn der 'Tatort: Münster' durch Humor aneckt. Denn wenn sich niemand mehr aufregt, wären wir nicht mehr ein Krimi, sondern nur noch eine Einschlafhilfe."
Im Anschluss fügte Prahl noch hinzu: "Ich würde es als 'Arbeit an der Sache' bezeichnen. Wir stellen die Frage, wie wir konkret daran arbeiten können, Dinge weiterhin so zu benennen, wie sie unserer Meinung nach benannt werden sollten. Manches, was an uns herangetragen wird, lehnen wir ab, etwa die übermäßige Form des Genderns, über die man sich auch mal lustig machen darf. Manchmal mit ERfolg, manchmal mit SIEfolg."