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FC Bayern: Erz-Feind von Uli-Hoeneß verrät, dass er Richterin Brief schrieb

FUSSBALL CHAMPIONS LEAGUE SAISON 2017/2018 GRUPPENPHASE Paris Saint-Germain - FC Bayern Muenchen 27.09.2017 Praesident Uli Hoeness (FC Bayern Muenchen) Paris PUBLICATIONxNOTxINxAUTxSUIxITA
Wenn Uli Hoeneß diesen Brief von Willi Lemke liest, sollte er sich freuen. Bild: imago images / Ulmer
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Hoeneß-Erzfeind verrät, dass er dessen Richterin einen Brief schrieb

15.11.2019, 16:09
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Wenn Uli Hoeneß am Freitagabend als Präsident beim FC Bayern München zurücktritt, dann hinterlässt der 67-Jährige ein Lebenswerk. In fast 50 Jahren beim Klub machte sich Hoeneß als Spieler, Manager und Präsident jedoch nicht nur Freunde: Er führte fast genau so viele Fehden, wie der Münchener Verein unter seiner Regentschaft Titel holte.

Die "Abteilung Attacke" entwickelte sich zu einem geflügelten Begriff. Immer, wenn Hoeneß seine Bayern-Familie in Gefahr wähnte, dann griff er an. Das bekamen einige Fußball-Größen zu spüren. Einige Beispiele gefällig?

Über Lothar Matthäus sagte Hoeneß im Jahr nach einer Kritik des ehemaligen Bayern-Stars: "Solange Karl-Heinz Rummenigge und ich etwas beim FC Bayern zu sagen haben, wird der bei diesem Verein nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion." Mit dem harschen Satz wurde Matthäus auch noch Jahre später immer wieder konfrontiert.

Der ehemalige Spitzentrainer Christoph Daum stritt sich mit Hoeneß schon im ZDF-Sportstudio bei einem legendären Auftritt im Jahr 1989. Der Höhepunkt der Fehde kam elf Jahre später: Die Kokain-Affäre brachten den designierten Bundestrainer Daum zu Fall – sie kam erst durch einen Nebensatz in einem Interview von Uli Hoeneß überhaupt erst ins Rollen. Der Rest ist Geschichte.

Größter Hoeneß-Rivale war Lemke

Der größte Rivale von Uli Hoeneß war aber Willi Lemke. Der langjährige Manager von Werder Bremen lieferte sich über Jahrzehnte eine Fehde mit seinem Gegenüber vom FC Bayern.

Ab den 80er-Jahren entwickelte sich durch den Zweikampf zwischen Werder und dem FC Bayern um die Meisterschaft auch ein Duell zwischen den Managern. Hoeneß nannte Lemke "Volksverhetzer", durch den er "hassen" gelernt habe. Lemke bezeichnete den FC Bayern als "Totengräber des deutschen Fußballs" und warf Hoeneß Arroganz vor. Die Fehde ging immer weiter, stets widersprach der eine Manager dem anderen. Als Hoeneß mal gefragt wurde, wer ihm in all den Jahren Bundesliga als Feind geblieben sei, antwortete er: "Willi Lemke und mit Abstrichen Christoph Daum."

Willi Lemke war über Jahrzehnte der größte Rivale von Uli Hoeneß.
Willi Lemke war über Jahrzehnte der größte Rivale von Uli Hoeneß.Bild: imago images / pmk

Mittlerweile gilt die Feindschaft als beendet – spätestens seit Hoeneß auf Lemkes 70. Geburtstag im Jahr 2016 erschien. Willi Lemke erklärte die Annäherung in einem offenen Brief, den er auf "Focus Online" zum Abgang von Hoeneß veröffentlichte.

Lemke schrieb Brief an Richterin

So habe es vor dem Geburtstag ein Treffen zwischen Hoeneß und Lemke in der Geschäftsstelle des FC Bayern gegeben, als Hoeneß noch Freigänger war und abends immer wieder zurück ins Gefängnis musste. Zuvor hatte sich Hoeneß bei Lemke in einer Mailbox-Nachricht bedankt, dass sich der langjährige Rivale nach der Verurteilung wegen Steuerhinterziehung und auch während der Zeit von Hoeneß im Gefängnis nicht öffentlich geäußert hatte.

Im Gespräch an der Säbener Straße sei die erbitterte Feindschaft dann begraben worden, weil sich beide Männer ganz anders kennenlernten. "Wir haben uns sehr nett unterhalten und ich habe dich von einer Seite kennengelernt, die ich nie an dir vermutet hätte: Du konntest auch demütig sein", schreibt Lemke. "In vielen Punkten waren wir uns außerdem einig, was mich positiv überrascht hat."

Uli Hoeneß beim letzten Prozesstag der Steuerhinterziehungsverhandlung im Frühjahr 2014.
Uli Hoeneß beim letzten Prozesstag der Steuerhinterziehungsverhandlung im Frühjahr 2014.Bild: imago images / Future Image / imago stock&people

In seinem Text verrät der 73-jährige Lemke aber auch eine weitere pikante Geschichte, die bisher geheim war: "Was ich dir bis heute nie erzählt habe: Auch ich habe der Richterin geschrieben, die über deine vorzeitige Haftentlassung zu entscheiden hatte", schreibt Lemke, der nach dem Treffen mit Hoeneß für dessen Freilassung kämpfte. "Ich berichtete der Richterin von den Veränderungen. Du bist als Mensch gereift, was mich sehr beeindruckt hat. Kurz darauf erhielt ich die Nachricht, dass du vorzeitig nach Hause darfst."

Auch Daum schreibt Hoeneß

Lemke schwärmt im Brief davon, dass Hoeneß anschließend auf den 70. Geburtstag von ihm gekommen sei. Er wünschte der Bayern-Legende viel Glück für die Zukunft. "Ohne dich wäre der FC Bayern nicht dort, wo er heute ist", adelte Lemke seinen ehemaligen Kontrahenten. Am Ende des Briefes gab Lemke dem Ex-Feind aber noch einen kleinen Seitenhieb mit: Er wünsche Hoeneß, dass dessen Familie einen noch höheren Stellenwert in seinem Leben einnehmen werde. Dann schrieb er: "Vielleicht kannst du dann auch etwas weniger impulsiv reagieren, als du es früher getan hast und noch heute ab und an tust."

Nicht nur mit Lemke schloss Hoeneß schon seinen Frieden. Auch Christoph Daum traf ihn Jahre nach der Kokain-Affäre zu einer Aussprache. Daum schrieb nun in einem Brief an Hoeneß, den das Bayern-Magazin "51" veröffentlichte: "Du warst nie artig, aber stets einzigartig."

(bn)

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