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Elyas M'Barek: Warum er keinen Spaß versteht, wenn es um sein Privatleben geht

Elyas M'Barek ist hier bei der Premiere von "Liebesdings" zu sehen.
Elyas M'Barek ist hier bei der Premiere von "Liebesdings" zu sehen.bild: Joshua Sammer/Getty Images for Constantin Film
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"Deutschland immer noch nicht vielfältig genug" – Elyas M'Barek beklagt mangelnde Diversität in der Filmbranche

07.07.2022, 12:4007.07.2022, 17:53
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Elyas M'Barek zählt zu den erfolgreichsten Kinostars Deutschlands. Sein großer Durchbruch gelang ihm mit "Türkisch für Anfänger". Mit seiner Rolle des Zeki Müller aus "Fack ju Göthe" wurde das Blitzlichtgewitter rund um seine Person besonders groß. Auf Instagram allein folgen ihm über drei Millionen Menschen. Private Einblicke aus seinem Leben bekommen seine Fans allerdings dort nur selten zu sehen, denn damit hält sich der 40-Jährige zurück. In seinem neuen Kinofilm "Liebesdings" spielt der Schauspieler nun einen gefeierten Kinostar. Eine Rolle, die ihm durchaus bekannt ist.

Im Interview mit watson spricht Elyas darüber, warum ihm seine Privatsphäre besonders wichtig ist, erklärt, wie schwierig es für ihn war, auf einmal in der Öffentlichkeit zu stehen und macht deutlich, was in der Filmbranche noch dringend vorangetrieben werden muss.

watson: Regisseurin Anika Decker hat bei "Liebesdings" besonders auf einen diversen Cast geachtet. Sie wirbt dabei für Vielfalt, mehr Inklusion und mehr Toleranz. Fehlt dir das selbst bei anderen Produktionen in der Filmbranche?

Elyas M'Barek: Das hat mir vor allem früher gefehlt. Als ich angefangen habe, zu drehen, gab es überhaupt keine Identifikationsfiguren. Da gab es niemanden, zu dem ich hätte hochschauen können. Da hat sich jetzt viel getan, aber es gibt immer noch viel zu tun. Es ist in Deutschland immer noch nicht vielfältig genug. Zum Beispiel sind Leute mit Migrationshintergrund oder anderer Hautfarbe generell immer noch unterrepräsentiert. Es gibt immer noch viel zu wenige starke Frauenfiguren, viel zu wenige Figuren mit anderer Sexualität. Es ist aber toll, dass es in unserem Film stattfindet.

Wo siehst du noch Missstände?

Auch hinter der Kamera ist das zu beobachten. Ich liebe es, mit Frauen zu arbeiten. Mein Team besteht aus Frauen. Es müsste noch viel mehr Regisseurinnen geben. Es besteht ein starkes Ungleichgewicht. Mit der Bezahlung sieht es genauso aus.

Der Film thematisiert auch den Umgang mit der Debatte rund ums Gendern. Wie stehst du dazu?

Ich finde es gerechtfertigt. Wenn jemand darauf besteht oder fragt: "Warum sollte alles männlich sein?", dann hat die Person recht. Jeder sollte es für sich so ausleben, wie er möchte. Das bedeutet, dass wir tolerant miteinander umgehen, niemandem vorschreiben, was er zu tun hat, aber auch jegliche andere Meinung gelten lassen.

"Ich habe ganz viele Momente oder Möglichkeiten, mich dem Ganzen zu entziehen."

Gab es beim Drehen etwas, was nicht ganz so glatt gelaufen ist?

Der Hund war so anstrengend. Er ist immer zum falschen Zeitpunkt durchs Bild gelaufen oder hat die falsche Abzweigung genommen. Es war immer schwierig, den Hund zu inszenieren, aber ansonsten lief eigentlich alles wie geschmiert.

Darum geht es in "Liebesdings"

Kinostart: 7. Juli 2022
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Die Parallelen zwischen dir und deiner Filmfigur sind offensichtlich: Die Fans kreischen, Fotografen suchen nach dem perfekten Fotomotiv. Solche Situationen sind dir nicht fremd. War es für dich komisch, diese Momente in deiner Filmrolle noch einmal durchzuspielen?

Nein. Es war natürlich ein Vorteil, dass man viele Sachen aus eigener Erfahrung kennt, aber trotzdem hat die Rolle wenig mit mir selbst zu tun. Marvin ist jemand, der zu Anfang des Films schon fast depressiv ist, überhaupt keine Lust mehr auf diesen ganzen Rummel, diesen Beruf hat. Ich habe das Gefühl nie. Ich fahre dann einfach in den Urlaub, fahre ins Ausland, da kennt mich keiner. Da habe ich meine Ruhe. Ich habe ganz viele Momente oder Möglichkeiten, mich dem Ganzen zu entziehen. Insofern freue ich mich eher darüber, dass mir so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Dein Film-Charakter zieht sich mehr und mehr zurück, weil ihm alles zu viel wird. Kam bei dir auch mal der Moment, wo dir alles zu viel wurde?

Es gab ähnliche Momente bei "Fack ju Göhte". Das war schon alles sehr, sehr heftig, weil ich nicht darauf vorbereitet war, dass der Film so erfolgreich wird. Ich stand von heute auf morgen auf einmal so in der Öffentlichkeit. Das war gewöhnungsbedürftig. Es hat mich damals schon überfordert, weil ich nicht wusste, wie ich damit umzugehen habe. Es ist jetzt bereits zehn Jahre her und in den zehn Jahren habe ich viel gelernt. Ich bin sehr dankbar für meine Karriere und gehe mit ganz vielen Dingen auch viel gelassener um, als ich es früher getan habe.

"Ich glaube, es gibt nichts Reizvolles daran, wieder mit kleinem Feuer zu kochen."

Hast du selbst schon mal ans Aufhören gedacht?

Nein, den Moment hatte ich nie. Ich habe mich immer gefreut, dass ich so viel erreichen durfte und freue mich immer noch. Aber ich habe noch nie so viel gemacht, wie manche Leute denken. Ich drehe im Durchschnitt nur einen Film pro Jahr. Das war eigentlich immer mein Rhythmus.

Sehnst du dich wie Marvin auch manchmal nach einer kleinen Theaterbühne mit ausgewähltem Publikum, statt als Kinoheld auf der großen Leinwand stattzufinden?

Nein, darauf habe ich keine Lust. (lacht) Ich habe lange dafür gearbeitet, auf der großen Leinwand gezeigt zu werden. Ich glaube, es gibt nichts Reizvolles daran, wieder mit kleinem Feuer zu kochen.

Würdest du neben der Schauspielerei gern noch etwas anderes machen?

Ich versuche immer, andere Formen von Filmen zu machen. Da kommt bestimmt auch noch einiges anderes, aber nein, die Schauspielerei ist mein Beruf.

"Ich würde das erneut nur mit der richtigen Person machen."

Wo sind beim Schauspielern für dich Grenzen, sodass du sagst: "Das mache ich auf gar keinen Fall"?

Das müsste ich dann sehen, aber eigentlich ist das Reizvolle an dem Beruf, dass man teilweise Dinge macht, die man so im echten Leben nicht erleben oder stattfinden lassen würde.

Dein Privatleben ist dir wichtig. Du bist nicht oft offiziell mit einer Frau an deiner Seite aufgetreten. 2016 hast du es dann mit deiner damaligen Freundin gemacht. Du meintest, das würdest du nicht noch einmal so machen. Bis heute bist du dir mit der Einstellung treu geblieben.

Ich würde das erneut nur mit der richtigen Person machen. Ich möchte mein Privatleben aber zum großen Teil auch eigentlich privat lassen. Es ist einfach so: Wenn man die Tür einmal aufmacht, dann ist sie offen. Ich finde es gut, wenn man Möglichkeiten hat, sich zurückziehen zu können. Wenn man alles in der Öffentlichkeit stattfinden lässt, dann hat man irgendwann keinen Ort mehr, an den man gehen kann, wenn man seine Ruhe haben möchte.

Andere Stars wie Florian Silbereisen berichten immer wieder von kuriosen Momenten, die sie mit Paparazzi erlebt haben, sogar im Müll wurde gekramt. Hast du so etwas auch schon mal erlebt?

Nein, aber da würde ich auch keinen Spaß verstehen. Es gab von mir auch schon Paparazzi-Fotos, aber tatsächlich gehe ich gegen so etwas immer vor. Ich bestehe darauf, dass mir mein Privatleben genauso zusteht wie jemand anderem.

"Cem in 'Türkisch für Anfänger' und Zeki Müller in 'Fack ju Göhte' habe ich sehr viel zu verdanken."

Willst du in Zukunft noch mehr mit dem Image, das dir zugeschrieben wird, brechen?

Das ergibt sich mit der Zeit. Meine Karriere geht hoffentlich noch ein paar Jahre. Ich liebe es, romantische Komödien zu drehen. Ich bin ein großer Fan davon, aber ich stelle fest, dass die Angebote auch immer vielfältiger werden. Das hat unter anderem wahrscheinlich mit meinem Alter zu tun oder damit, dass die Leute feststellen, dass ich nicht nur unbedingt auf ein Genre abonniert bin. Da wird es definitiv noch einige andere Dinge geben, aber ich freue mich auch weiterhin darüber, Komödien drehen zu dürfen.

Nervt es dich manchmal, dass du immer wieder mit den gleichen Rollen in Verbindung gebracht wirst?

Nein, das ist eine Auszeichnung, wenn so viele Leute eine Figur von dir gesehen haben und dich damit in Verbindung bringen. Cem in "Türkisch für Anfänger" und Zeki Müller in "Fack ju Göhte" habe ich sehr viel zu verdanken.

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