Mit Jacky hat Deutschland sein neues Topmodel gefunden – das mittlerweile 15. Am Donnerstagabend kürte ProSieben seine Siegerin unter den Augen von 2,5 Millionen "GNTM"-Fans und einer virtuellen Heidi Klum, die ihre Kommentare aus einem Koffer heraus abgab.
Auch wenn die Show angesichts der Corona-Pandemie, einem Publikumsverbot, einem Abstandsgebot und einer physischen Abstinenz des Sendungsgesichts den Produzenten einiges abverlangt hatte, sorgte das Ergebnis, das den Zuschauern dort präsentiert wurde, einige Male für Stirnrunzeln.
Vor allem die ersten 20 Minuten machten das Zuschauen nur schwer erträglich. Denn obwohl das "Germany's next Topmodel"-Finale mit einigen Highlights, wie der fulminanten Tanz-Einlage zum Opening und einem Wiedersehen mit den "GNTM"-Allstars aufwarten konnte, sorgten drei Punkte an der Inszenierung für absolute Cringe-Momente, die die potenziell spektakuläre Live-Show deutlich ausbremste.
Ein Model modelt, ein Moderator moderiert und ein Fotograf fotografiert. Eigentlich. Nicht aber so im ProSieben-Finale, das den Zuschauern mit Christian Anwander einen Vor-Ort-Ersatz für die nur aus Los Angeles zugeschaltete Heidi Klum präsentierte. Anwander, der in der Show die "Meeedchen" geshootet und Klum bereits bei einem Entscheidungs-Walk vertreten hatte, wirkte bemüht, doch seine Moderation bewegte sich zwischen hölzern und auswendig gelernt.
Die wurde vor allem deutlich, als er mit "GNTM"-Gesicht Rebecca Mir talkte, die durch ihre Moderations-Jobs bei ProSieben kompetenter wirkte als der eigentliche Gastgeber des Abends. Auch auf Twitter sorgte die Personalie für Unmut:
Irgendwie musste die in Los Angeles lebende und aufgrund der Corona-Pandemie nicht einreisen dürfende Heidi ja in die Show integriert werden. Die Art und Weise, wie dies angegangen wurde, wirkte jedoch maximal befremdlich. Ersatz-Moderator Anwander rollte einen Gepäcktrolley mit speckigen Lederkoffern auf die Bühne, aus einem heraus gab Klum dann ihre Kommentare und Bewertungen ab. Auf Twitter fühlten sich die "GNTM"-Zuschauer an die Kindersendung "Siebenstein" erinnert, in der ein sprechender Lederkoffer eine tragende Rolle spielte.
Noch peinlicher wurde die ganze Inszenierung, als der Moderator an Heidis Koffer-Sticker rubbelte, um sich wie bei einer Wunderlampe einen Wunsch erfüllen zu lassen.
Übertreibung macht anschaulich, muss sich Philipp Plein gedacht haben, als er mit einem Protz-Cabrio direkt ins "GNTM"-Studio fuhr. Plein, der teure Lederjacken und Skinny Jeans designt und sich selbst so richtig gut findet, hatte in der Staffel seine Sympathien ohnehin schon verspielt. Denn er hatte Kandidatin Tamara vor laufenden Kameras gedemütigt. Auch in der Gast-Juroren-Runde wirkte der Designer alles andere als liebenswürdig.
Die Protzerei Pleins war auch Koffer-Klum nicht entgangen, die direkt kommentierte: "Was für ein dezenter Auftritt."
Bei aller Häme für Koffer-Klum gab es nach der Siegerehrung tatsächlich noch einen emotionalen Moment. Denn Heidi, sonst immer quietschfidel und bestens gelaunt, bedankte sich in ihren Abschiedsworten zunächst bei Kandidatinnen, Juroren und Fans. Und kann gab sie der "GNTM"-Community eine wichtige (und vor allem ernste) Botschaft mit in die Nacht. Sie erklärte:
Zum Hintergrund: Finalistin Lijana war noch in der Live-Show freiwillig aus dem Wettbewerb ausgestiegen. Sie hatte in den vergangenen Wochen mit Hass-Attacken zu kämpfen, bekam Morddrohungen und musste von der Polizei zum "GNTM"-Finale begleitet werden.
(ab)