
Müll wie Plastiktüten zersetzt sich im Meer ins kleinste Teile und lassen sich so kaum entfernen.Bild: www.imago-images.de / Reinhard Dirscherl
Klima & Umwelt
08.02.2022, 09:0108.02.2022, 09:01
Der Umweltverband WWF hat vor
dramatischen Folgen des zunehmenden Plastikmülls in den Meeren
gewarnt. Die Plastikverschmutzung habe in den vergangenen Jahrzehnten
exponentiell zugenommen, erklärte der WWF unter Berufung auf eine
Studie des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven. Für die
Meta-Studie im Auftrag der Umweltorganisation wertete das Institut
2592 Untersuchungen aus, die seit den 1960er-Jahren bis 2019
durchgeführt wurden.
Plastikmüll zersetze sich im Ozean zu Mikro- und Nanoplastik,
sagte die Leiterin des Fachbereichs Meeresschutz beim WWF
Deutschland, Heike Vesper. Der Mikroplastikgehalt werde sich deshalb in
den nächsten 30 Jahren mehr als verdoppeln. Bei knapp 90 Prozent der
untersuchten Meeresarten seien Auswirkungen festgestellt worden,
sagte die Meeresbiologin und Mitautorin der Studie, Melanie Bergmann
vom Alfred-Wegener-Institut. Allerdings seien diese Zusammenhänge
noch wenig erforscht. Aber: "Die dokumentierten Auswirkungen sind
äußerst beunruhigend", sagte Bergmann.
Dramatische Folgen für die Umwelt
In Plastikmüll könnten sich Tiere wie Robben oder
Meeresschildkröten verfangen und ersticken. Das gleiche Schicksal
könne Vögel ereilen, die ihre Nester aus Plastikabfall bauten. Das
sei etwa bei den Basstölpeln auf Helgoland beobachtet worden. Wenn
der Müll den Meeresboden bedecke, fehle Korallen und Schwämmen Licht
und Sauerstoff. Schildkröten und Raubfische oder auch Delfine und
Wale verwechselten Plastikteile mit Beutetieren. Nach dem Verzehr
hätten sie ein falsches Sättigungsgefühl, litten unter Verstopfung
und an inneren Verletzungen. Mit dem Plastikmüll nähmen die Tiere
zudem Chemikalien auf, die ihre Fortpflanzung beeinträchtigen
könnten.
Besonders betroffen seien das Mittelmeer, das Gelbe und das
Ostchinesische Meer. Korallenriffe und Mangrovenwälder seien in
Gefahr. Vor der indonesischen Insel Java sei an einigen Stellen die
Hälfte des Meeresbodens mit Plastikmüll bedeckt. Auch in der Tiefsee,
die 70 Prozent der Erdoberfläche ausmache, sammele sich immer mehr
Kunststoffabfall.
Der Müll werde häufig direkt ins Meer gekippt oder bei Hochwasser
von Deponien weggespült. Einwegplastik mache 60 bis 95 Prozent der
Verschmutzung aus. Laut der Studie haben sich zwischen 86 und 150
Millionen Tonnen Kunststoff im Ozean angereichert. Mikroplastik
gelange auch über das Abwasser in die Meere. Zwar hielten moderne
Klärwerke 97 bis 90 Prozent der Partikel zurück, aber in einer Stadt
wie Berlin oder Hamburg bedeute ein Prozent immer noch eine große
Menge, sagte Bergmann.
Laut Schätzungen des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-,
Sicherheits- und Energietechnik sind die Hauptquellen für
Mikroplastik-Eintragungen in Deutschland der Abrieb von Reifen und
Bitumen im Asphalt sowie die Freisetzung bei der Abfallentsorgung.
Auf Platz 7 der Rangliste des Instituts steht der Abrieb von
Schuhsohlen, noch vor dem häufig genannten Faserabrieb bei der
Textilwäsche (Rang 10) und Partikeln in der Kosmetik (Rang 17).
Neuer Müll durch die Corona-Pandemie
Auch Windkraftanlagen tragen zur Verschmutzung der Meere bei, wie
Bergmann bestätigte. Die Lacke würden durch Wind abgetrieben.
Allerdings könne man diese Menge noch nicht beziffern, ebenso wenig
wie den zunehmenden Müll durch Masken und andere
Corona-Schutzeinrichtungen.
Der WWF forderte die Ende Februar in Nairobi tagende
Umweltversammlung der Vereinten Nationen (Unea) auf, ein
rechtsverbindliches globales Abkommen gegen den Plastikeintrag in die
Meere auf den Weg zu bringen. In Deutschland gebe es schon ein
Bewusstsein für das Problem. Die EU habe vor einiger Zeit bestimmte
Einwegplastikverpackungen verboten. Es sei nach ihrer Erfahrung "die
schnellste Umweltgesetzgebung ever" gewesen, lobte Vesper.
(si/dpa)
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