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Gehalt: Von wegen verboten – wann es dir Vorteile bringt, über Geld zu reden

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Vielen Arbeitnehmern ist es nicht erlaubt, über ihr Gehalt zu sprechen. So steht es zumindest im Vertrag.Bild: getty images
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Über Gehalt sprechen verboten? Wann es dir Vorteile bringt, über deinen Lohn zu reden

09.12.2019, 11:22
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Du sitzt mit deinen Kollegen beim Feierabendbier, ihr redet, wie so oft bei solchen Gelegenheiten, über die Arbeit. Einer von ihnen regt sich auf, dass er zu wenig verdient. Als er sein Gehalt nennt, staunst du allerdings nicht schlecht: Denn du verdienst sogar noch weniger – obwohl ihr ähnliche Aufgaben habt.

Das findest du natürlich unfair. Wie kannst du das deinem Chef mitteilen, ohne deinen Kollegen anzuschwärzen und dich unbeliebt zu machen? Schließlich dürft ihr eigentlich nicht über eure Gehälter sprechen. So steht es zumindest im Arbeitsvertrag.

Was du vielleicht nicht weißt: Du darfst dennoch über dein Gehalt sprechen – auch wenn in deinem Vertrag eine Klausel steht, die das verbietet. Mehr noch: Du darfst von deinem Arbeitgeber sogar verlangen, dir die Gehälter deiner Kollegen offenzulegen, wenn du sichergehen willst, dass du fair bezahlt wirst. Allerdings nur unter bestimmten Umständen.

Du darfst über dein Gehalt sprechen – du musst allerdings nicht

In vielen Unternehmen ist es immer noch üblich, in die Arbeitsverträge hineinzuschreiben, dass nicht über Monatsgehälter gesprochen werden darf. Vor allem nicht mit anderen Firmenangehörigen. "Derartige Klauseln wurden vom Landesarbeitsgericht (LAG) Mecklenburg-Vorpommern für unwirksam erklärt", schreibt der Rechtsanwalt Roland Klein in einem Beitrag für "Legal Tribute Online". Da du das Recht hast, dich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen, solltest du auch das Recht haben, über sie zu reden.

Gleichzeitig musst du natürlich auch nicht über dein Gehalt sprechen, wenn du gefragt wirst. "Denn beim Gehalt handelt es sich um eine personenbezogene Information, die dem Datenschutz unterliegt und deren Preisgabe verweigert werden darf", erläutert Klein. Ausnahmen sind zum Beispiel Finanzbehörden, die solche Infos von dir einfordern dürfen.

Wenn deine Kollegen mehr verdienen, darfst du unter Umständen dasselbe Gehalt einfordern

Auch wenn es unangenehm ist, über Geld zu sprechen, lohnt es sich manchmal: Findest du etwa heraus, dass deine Kollegen bei vergleichbarer Arbeit mehr verdienen, kannst du das Argument bei einer Gehaltsverhandlung nutzen, meint auch Jochen Mai von "Karrierebibel". Im Gespräch mit watson sagt der Karriere-Experte:

"Sollten Sie erfahren, dass Ihre Kollegen mehr verdienen als Sie, können Sie laut Entgelttransparenzgesetz dasselbe Gehalt beim Arbeitgeber einfordern."
Was ist das Entgelttransparenzgesetz?
Das Gesetz mit dem sperrigen Namen soll dazu dienen, mehr Transparenz in Gehaltsstrukturen zu schaffen, um so eine faire Bezahlung zu fördern. Gerade Frauen, die in Deutschland im Schnitt bis zu 21 Prozent weniger verdienen, sollen so genauso gerecht bezahlt werden wie ihre männlichen Kollegen.

Laut des Gesetzes musst du auch nicht deine Kollegen nach ihren Gehältern fragen, um zu prüfen, ob du selbst genügend verdienst. Unter Umständen kannst du auch deinen Vorgesetzten fragen. So erklärt Stefan Müller, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Leipzig, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur:

"Der Beschäftigte kann von seinem Arbeitgeber Auskunft zu den Kriterien und dem Verfahren der Entgeltfindung für seine oder eine vergleichbare Tätigkeit verlangen. Außerdem können Angaben zur Höhe der durchschnittlichen Bruttovergütung sowie zu bis zu zwei einzelnen Entgeltbestandteilen verlangt werden."

Der Haken ist allerdings: Das Gesetz greift erst ab einer Unternehmensgröße von mindestens 200 Mitarbeitern. Wenn deine Firma kleiner ist, bist du auf dich allein gestellt. Vor allem, wenn du den Gehaltsunterschied, den du von deinen Kollegen erfahren hast, für eine Lohnverhandlung nutzen willst.

Am besten argumentierst du eine Gehaltserhöhung über gute Leistung im Job

Entscheidest du dich dazu, den Chef auf dein vergleichsweise niedriges Gehalt anzusprechen und eine Erhöhung zu verhandeln, solltest du dennoch nicht nur mit dem Entgelttransparenzgesetz argumentieren. Selbst wenn dein Unternehmen groß genug ist, damit es greift. Watson gegenüber rät Mai, immer über Leistung zu argumentieren.

"Wenn im Gespräch nämlich herauskommt, dass Ihre Kollegen sogar Extra-Aufgaben übernehmen und deswegen besser bezahlt werden, machen Sie keinen guten Eindruck."

Zusammenfassend bedeutet das: Du darfst also nicht nur über dein Gehalt sprechen, in gewissen Situationen kann es dir sogar Vorteile bringen, dich mit deinen Kollegen über den Monatslohn auszutauschen. Wenn du deinen Vorgesetzten auf eine ungerechte Gehaltsverteilung aufmerksam machst, solltest du eine finanzielle Steigerung dennoch versuchen, mit guter Leistung zu begründen.

(ak)

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