
Polizisten in Peking sichern einen Fleischmarkt, der von den Behörden geschlossen wurde.Bild: dpa/ AP / Mark Schiefelbein
Seit Ausbruch der Pandemie vor einem halben Jahr war Peking besonders geschützt worden. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden kürzlich wieder gelockert. Wurde das Virus über importierten Lachs eingeschleppt?
Erstmals seit vielen Wochen erlebt Peking wieder einen
größeren Ausbruch des Coronavirus. Auf dem Großmarkt der chinesischen
Hauptstadt wurden bei anfangs 500 Tests schon 45 Infektionen
entdeckt. Der Xinfadi-Markt im Stadtviertel Fengtai, der rund 90
Prozent des Gemüses und Obsts der 20-Millionen-Metropole liefert,
wurde geschlossen. Im Umfeld wurden elf Wohnviertel abgeriegelt sowie
neun Kindergärten und Grundschulen zugemacht. Rund 10.000 Händler und
Mitarbeiter des Marktes sollen getestet werden.
Die Ermittler haben das Virus bis auf ein Hackbrett zurückverfolgt,
auf dem importierter Lachs verarbeitet wurde, wie der Chef des
Großmarktes der Pekinger Zeitung "Beijing Qingnianbao" berichtete.
Der Lachs wiederum stammte von einem anderen Markt für Meeresfrüchte.
Viele Supermärkte in Peking nahmen daraufhin importierten Lachs aus
ihren Regalen.
Ob der Fisch aus Norwegen kam, von wo viel Lachs nach
China importiert wird, war anfangs unklar.
Experten sehen Versorgung mit Lebensmittel beeinträchtigt
Der Xinfadi-Markt ist der größte in Peking und hat eine Fläche von
112 Hektar – umgerechnet rund 150 Fußballfelder. Er soll "umfassend"
desinfiziert werden. Ein Großaufgebot von Sicherheitskräften
marschierte auf, um das Gelände zu sichern. Auch andere Märkte in
Peking mussten ihre Tore für Untersuchungen schließen. Die Zeitung
"Global Times" zitierte Experten, nach deren Ansicht die Versorgung
der Hauptstadt mit Lebensmitteln beeinträchtigt werden dürfte.
Von Donnerstag bis Freitag waren bereits sieben neue Ansteckungen mit
Sars-Cov-2 in Peking berichtet worden – die ersten lokalen
Infektionen in der Hauptstadt seit eineinhalb Monaten. Alle hatten
nach Angaben von "China Daily" eine Verbindung zu dem Xinfadi-Markt,
auf den sich die Ermittlungen daraufhin konzentrierten. Die bei den
ersten Tests zunächst entdeckten 45 Infizierten zeigen nach Angaben
lokaler Medien zunächst keine Symptome.
Die neuen Fälle weckten die Angst vor einer zweiten Welle mit dem
Virus in China, das den Ausbruch bislang weitgehend im Griff hatte.
So wurden in Peking sofort alle Sicherheitsvorkehrungen verschärft.
Zuletzt hatte China nur noch vereinzelt Infektionen gemeldet, die
meistens aus dem Ausland importiert waren. Chinas Hauptstadt war
schon seit Beginn der Pandemie in Wuhan in Zentralchina vor einem
halben Jahr besonders geschützt und stärker als andere Städte vom
Rest des Landes abgeschottet worden. Die scharfen
Sicherheitsvorkehrungen waren erst vor wenigen Wochen gelockert
worden.
Krisenstab will Einreise-Kontrollen verschärfen
Der Covid-19-Krisenstab der Hauptstadt kündigte an, die Kontrolle von
Fracht und Reisenden bei der Einreise verschärfen zu wollen, um eine
weitere Einschleppung des Virus zu verhindern. China vergibt ohnehin
keine Visa mehr an Ausländer und beschränkt die Einreise von
heimkehrenden Chinesen, indem internationale Flüge stark begrenzt
sind und Corona-Tests sowie 14 Tage Quarantäne verlangt werden.
Peking hat 98 Labors, die eine Kapazität von mehr als 90.000 Tests
pro Tag haben, berichtete ein Sprecher der Gesundheitskommission der
Stadt "China Daily" zufolge. "Es wird genug sein, um den Bedarf zu
decken." In der Elf-Millionen-Metropole Wuhan, wo das Virus Anfang
Dezember erstmals entdeckt worden war, hatten die Behörden in der
zweiten Maihälfte fast zehn Millionen Menschen getestet. Dabei waren
nur noch 300 asymptomatische Fälle entdeckt worden.
Schon in Wuhan wurde ein Markt mit Meeresfrüchten, wo auch wilde
Tiere verkauft worden waren, als möglicher Ursprung des Ausbruchs der
Lungenkrankheit Covid-19 verdächtigt, die sich seither in der ganzen
Welt ausbreitet. Mehr als sieben Millionen Infektionen sind weltweit
gezählt worden, mehr als 400.000 Menschen sind gestorben.
(ll/dpa)