WM-Finale: Grüne und FDP kritisieren Wladimir Putin

June 27, 2018 - Kiev, Ukraine - An activist wearing mask depicturing the Russian President Vladimir Putin performs during protest of human rights activists called Putin plays with people s lives with  ...
Bild: imago stock&people

WM-Fazit zu Menschenrechten: Amnesty sieht auch kleine Erfolge

14.07.2018, 15:41

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland hat die Achtung der Menschenrechte aus Sicht von Grünen und der FDP nicht vorangebracht. "Die WM hat für eine politische Verbesserung der Lage im Land oder in den Kriegen mit russischer Beteiligung nichts gebracht", sagte der Osteuropa-Sprecher der Grünen-Fraktion, Manuel Sarrazin.

Die FDP-Sportpolitikerin Britta Dassel sagte, Russland habe sich als "vorbildlicher Gastgeber" gezeigt. Verbessert habe sich aber wohl kaum etwas: "Solange es keinen starken Impuls von außen gibt, solange wird sich unter (Präsident Wladimir) Putin rein gar nichts verändern."

Auch die Grünen-Europaabgeordnete Rebecca Harms kritisierte Putin. Sie machte am Samstag aus Anlass seines 42. Geburtstages auf den Fall des in Russland inhaftierten Regisseur Oleg Sentsov aufmerksam und seine Freilassung gefordert. Senstov hatte die ukrainische Protestbewegung des Maidan unterstütz und war im Mai in seinem Haus auf der Krim verhaftet worden. Auch Amnesty International forderte Sentsovs Freilassung.

Amnesty sieht wichtiges Signal der Völkerverständigung

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sieht rückblickend auch positive Seiten an der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Medien hätten die Gelegenheit genutzt, einen kritischen Blick auf das Land zu werfen, sagte Peter Franck, Russland-Experte bei Amnesty International in Deutschland. An den Austragungsorten seien junge Menschen zu Wort gekommen, die sich für ein demokratisches und rechtsstaatliches Russland einsetzten. "Von deren Existenz hätten wir ohne die WM vielleicht nie erfahren", sagte Franck.

Ein wichtiges Signal sieht der Menschenrechtler auf der Ebene der Völkerverständigung: "Großartig war, dass die russische Bevölkerung durch das gemeinsame Feiern mit Fans aus aller Welt erfahren durfte, dass Russland nicht von Feinden umgeben ist, sondern es ein "Wir" gibt, das auch über russische Grenzen hinweg reicht", sagte Franck. Zu hoffen bleibe, dass die Erfahrung nachhaltig bleibe. 

Grüne und Liberale im Bundestag hatten zum Start des WM-Turniers die Bundesregierung in Anträgen aufgefordert, das Thema Menschenrechte und Pressefreiheit rund um die WM verstärkt anzusprechen.

Sarrazin kritisierte, dass weder Sport- und Innenminister Horst Seehofer, CSU, noch die Fußballverbände DFB und Fifa dafür gesorgt hätten, dass der prominente ARD-Doping-Reporter Hajo Seppelt sicher und ohne Einschränkung berichten konnte.

"Das ist eine Kapitulationserklärung."
Manuel Sarrazin, Grüne, zur Visa-Verweigerung
für den ARD-Reporter Hajo Seppelt

Das sei "nicht nur ein Skandal, sondern eine Kapitulationserklärung an die freie Berichterstattung und Anti-Dopingpolitik", sagte er. Seppelt hatte nach Warnungen deutscher Sicherheitsbehörden auf seine Reise zur WM verzichtet.

Keine Hoffnung auf Besserung in Katar

Das nächste WM-Turnier wird 2022 in Katar ausgetragen. Das Land steht ebenfalls wegen der Menschenrechte in der Kritik. Heftigen Unmut erregen zudem die Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustätten. "Wir werden den Menschenrechten und der Lage der Arbeiter einen wesentlich größeren Stellenwert beimessen müssen“, hatte der frühere DFB-Vorsitzende Theo Zwanziger schon vor vier Jahren gefordert. (Frankfurter Rundschau) Der DFB hält sich seither aber mit Kritik zurück.

(dpa)