"Inklusion statt Selektion" – unter diesem Motto gingen am Mittwoch über 100 Menschen mit und ohne Behinderung in Berlin auf die Straße. Einen Tag bevor der Bundestag am Donnerstag über den Umgang mit Bluttests zur Erkennung des Down-Syndroms diskutiert hat.
Es ist vor allem eine ethische Frage: Kritiker befürchten, dass die Bluttests zur Erkennung der Behinderung den Druck auf werdende Eltern erhöhen, ein "gesundes" Kind zur Welt zu bringen. Kinder würden aussortiert, Abtreibungen zunehmen. Außerdem gebe es kein Anrecht auf ein gesundes Kind.
Auch die Demo-Teilnehmer kritisieren den Vorschlag, dass Krankenkassen in Zukunft die Kosten für Bluttests zur Früherkennung von Trisomie 13, 18 und 21 - auch als Down-Syndrom bekannt - übernehmen könnten.
Im Bundestag gab es am Donnerstag breite Unterstützung dafür, dass die Krankenkassen künftig auch Bluttests auf ein Down-Syndrom des Kindes vor der Geburt bezahlen – aber begrenzt auf Risiko-Schwangerschaften.
In einer meist nachdenklich und sachlich geführten Debatte sprachen sich zahlreiche Abgeordnete fraktionsübergreifend dafür aus, diese risikoärmere Methode ebenso zu finanzieren wie sonst übliche Fruchtwasseruntersuchungen.
Mehrere Parlamentarier warnten dagegen vor wachsendem Druck auf Eltern, der auch zu mehr Abtreibungen führen würde. Übereinstimmend mahnten Redner eine bessere Beratung und eine viel stärkere Unterstützung von Menschen mit Behinderungen an.
Hintergrund der Debatte ist ein laufendes Verfahren beim Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten, Kassen und Kliniken, der über neue Kassenleistungen entscheidet. Das Gremium hat signalisiert, dass dies bei Schwangerschaften mit besonderen Risiken für Komplikationen als medizinisch begründet angesehen werde. Eine Entscheidung dazu soll voraussichtlich im August getroffen werden.